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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
Autoren: Michaela Möller
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sich.
    »Mein Gott, Anna, hast du schon immer so dicke Finger gehabt?«
    »Hm. Er passt einfach nicht. Aber er ist wunderschön.«
    »Ich werde ihn umtauschen müssen!«, meint Alex schließlich etwas frustriert und steckt den Ring zurück in die Schachtel.
    »Ich werde dich begleiten, mein Herz.«
    »Oh, das trifft sich gut. Wenn du dann schon mal mitkommst, meinst du, du könntest mich bezüglich eines Schmuckstücks für Isabelle beraten?« Unschuldig zieht er die Brauen hoch. Ich stehe von meinem Platz auf und setze mich neben Alex auf die Bank. Mit einem Kuss auf die Schläfe antworte ich ihm: »Was immer du willst.«
    *
    Nachdem ich Alex voller Erleichterung die nächsten zwei Stunden von Moritz erzählt habe und mich das Taxi schließlich vor der Wohnungstür abgesetzt hat, torkele ich höchst betrunken durch das Treppenhaus. Auf einer Stufe mache ich Halt und krame mein Handy aus der Handtasche, um zwei SMS zu schreiben:
    Meine Süße,
    ich habe nachgedacht.
    Thomas hat zwar nicht so einen guten linken Haken, aber er hat sich doch um dich geprügelt.
    Schlaf gut!
    Deine Anna
    Die zweite SMS schicke ich an Astrid. Ich tippe elf Ziffern ein und schreibe darunter:
    Ruf diese Nummer an!

25.
Ehe, wem Ehe gebührt
    S onntagmorgen. So irgendwas um Mittag. Und irgendwas zwischen den letzten Erinnerungen an gestern Abend und der ersten Kopfschmerztablette mit Orangensaft und einem starken Kaffee. Ich lehne mit den Ellenbogen auf dem Küchentisch und versinke mit dem Blick im Orangensaftglas. Meine Gedanken wandern zu Alex, der es nun tatsächlich ernst meint. Und zu Moritz, der es nicht ganz so ernst meint. Ein tiefer Seufzer erfüllt die Küche. Ich bin gerade dabei, mich auf dem Esstisch abzulegen, als mir das Blinken meines Anrufbeantworters auffällt. Ich bin seeeehr müde, denke ich mir. Und müde Menschen bewegt rein gar nichts. Außer vielleicht Neugierde! Kurz ringen die beiden Kräfte in mir miteinander, bis die Neugierde gewinnt. Also schleppe ich mich vom Tisch bis zum Anrufbeantworter im Flur und drücke auf den rot blinkenden Knopf:
    »Hallo Anna. Hier spricht deine Mutter. Ich möchte dich gern sehen. Ich bin Sonntagnachmittag gegen sechzehn Uhr im Café Krümel und warte dort auf dich. Deine Mutter.«
    *
    Nachdem ich mir das Band so an die vierzehn Mal angehört habe, greife ich zu meinem Handy, um Moritz zu erreichen. Was soll ich jetzt tun? Was würde er mir raten? Ich lasse es eine halbe Minute klingeln. Nichts passiert. Unruhig laufe ich in der Wohnungauf und ab. Versuche es erneut bei Moritz. Wieder nichts. Selbst die kalte Dusche nimmt mir nicht die nervöse Anspannung. Dass meine Mutter vor dem MeMa auf mich gewartet hatte, war ein unglaublich großer Schritt von ihr gewesen. Dass Hedi ein weiteres Mal das Risiko einging, von mir versetzt zu werden, passt so gar nicht zu dem Bild, das ich von meiner Mutter habe. Wieder versuche ich es bei Moritz auf dem Handy. Wieder keine Reaktion. Kurzum schnappe ich mir meine Handtasche und radele los. Selbst wenn Moritz nicht in seinem Atelier sein sollte, würde mir die Fahrt durch Köln den Kopf klären.
    *
    Im Schatten der Bäume fahre ich auf meinem Rad den Kölner Grünstreifen entlang, bis ich vor Moritz’ Atelier ankomme. Ein erneuter Blick auf mein Handy zeigt mir, dass er nicht zurückgerufen hat. Daher drücke ich in keiner Erwartung den Klingelknopf von Herrn Winsberg. Das Summen des Türöffners dringt durch den Hausflur. Ich bin überrascht. Fast vergesse ich, die Haustür zu öffnen, bevor das Summen erlischt. Meine Absätze klackern laut auf den Stufen. Im Lichtkegel der offenen Wohnungstür erkenne ich Moritz’ Silhouette einige Meter entfernt von seinem Bett stehen. Daneben eine Frau. Nicht irgendeine.
    Nein.
    Mir wohl bekannt.
    Ich stocke kurz vor der Tür und suche Moritz’ Blick in der Hoffnung, darin zu erkennen, was das alles zu bedeuten hat. Vergebens. Sein Blick ist leer. Ich trete einen Schritt zurück. In dem Moment erkennt die Frau in Moritz’ Augen, dass ich bereits im Hausflur stehe. Sie dreht sich zu mir um und kommt auf mich zu.
    »Hallo. Wie war noch dein Name? Anna, nicht wahr?« Susan Winter baut sich vor mir auf.
    In meinem Kopf schwirren tausend Gedanken. Hat sie das Interview mittlerweile gegengelesen und es für schrecklich befunden? Ist sie sauer auf mich, dass ich mich so unprofessionell verhalten habe, und ist sie nun gekommen, um sich beim Fotografen darüber zu beschweren? Oder hat Moritz sie kontaktiert, um die
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