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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer
Autoren: Sinje Beck
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rapple ich mich auf, drücke mich an der Wand lang. Niemand zu sehen. Still ruht die Karosse.
     
    Halbgeduckt renne ich über die Straße. Kaum Verkehr hier heute. Ob Sonntag ist? Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Mir ist schlecht vor Aufregung. Nu komm mal wieder runter, meint der Advokat, ist ja vorbei, lass uns abhauen. Und Hanna sitzen lassen – kommt nicht in Frage, beschließe ich mit einer Bestimmtheit, die mir ein gutes Gefühl vermittelt. Ich stöpsle das Handy ans Ladegerät und warte. Der Pfeil pulsiert langsam – hin und her. Du brauchst die PIN, sonst kannst du gar nichts wollen, gibt der Advokat zu bedenken. Hanna wird sie wohl kennen, sonst würde sie mich das hier nicht machen lassen. Vielleicht wollte sie dich los sein und will das Bild selbst an sich reißen ... Kalle, der will unbedingt einen Keil in meine positiven Gefühle zu ihr treiben. Fünf Minuten. Ich gebe der Aktion hier genau fünf Minuten. Ich schalte das Radio an. Nachrichten, klingt zumindest so. Man habe eine männliche Leiche gefunden, meine ich zu vernehmen. ›Was jetzt ist wird nie mehr ungeschehen – es geht kein Weg zurück ...‹. Der Schwager. Ein Jingle, eine männliche Stimme begrüßt die Hörer, es folgt eine Reportage. Scheint eine Art Kultursender zu sein. Ich höre Wörter wie Gemälde, Japan, Ausstellung und Auktion. Aus. Genug gewartet. Ich entstöpsle das Handy, drücke ON und klar, es fragt nach der PIN.
     
    Wirklich merkwürdig ruhig hier. Ich schließe leise die Wagentür, keinen Vogel verscheuchen wollend. Doch selbst die scheinen in den Federn zu liegen. Gespenstisch ruhig. Die Bilder eines Science Fiction kommen mir in den Sinn – die Stille nach einem atomaren Supergau – ›ein toter Vogel fliegt vorbei und stirbt‹ ... wer hat das noch mal gesungen ... husch, leichtfüßig, kaum den Boden berührend, sause ich zurück zur schmalen Fensteröffnung. Ich gehe um einen Haufen Müll herum, etwas weiter in den Hof hinein, vielleicht gibt es eine sicherere, bequemere Möglichkeit in die Halle zu gelangen. Kennen Sie den Gag, wo sich einer über eine hohe Mauer quält – Kameraschwenk – 20 Meter weiter rechts ist die Mauer zu Ende? Ja, genau. 20 Schritte weiter nach dem Haufen Schrott befindet sich eine angelehnte Tür. Von der Örtlichkeit her, müsste ich jetzt in ungefährer Höhe des gefesselten Ad sein oder gar etwas weiter hinten, in Hannas Rücken, so sie ihre Position nicht verlassen hat. Das sollten wir genauer wissen. Ja, Anwalt, wüsste ich auch gerne, aber was nicht ist, ist nicht. Ich werde es wagen. Mich schlank machend zwänge ich mich durch die Türöffnung, ohne sie in den Angeln bewegen zu müssen. Blick nach links, Blick nach rechts, keine Ahnung wo ich bin. Dann besser geradeaus, rät Kalle. Kein Tönchen dringt an meine Ohren. Unwirklich, Luft holen nicht vergessen. Langsam und vorsichtig tappe ich Schritt für Schritt ins innere der Halle und mein nächster Blick fällt auf die wohlgeformte Frontpartie des Porsches. Er zwinkert mir zu. Der Advokat will endlich wissen, welches Bild Andy dort verbirgt. Später, halte ich ihn hin. Zuerst zu Hanna. Getraut. Kalle, nu is gut, schimpfe ich mit ihm. Als ob es jetzt und hier darum ginge. Meine Orientierungsfähigkeit ist wieder hergestellt und ohne ein Geräusch zu verursachen schleiche ich mich hinter ihren Rücken. Sie zuckt ein wenig zusammen, als ich ihr auf die Schulter tippe. Die Agentin war wohl ein wenig unaufmerksam, rüge ich sie mit einem Zehntelsekundengrinsen. Sie entreißt mir das Handy und gibt ohne zu zögern eine PIN ein und wickelt dämmend ihre Maske drum rum in Erwartung eines fröhlichen Piepens. Fehler. Nächster Versuch, Maske drum, gedämpft ertönt die Begrüßungsmelodie. Sie scheint Ad recht gut zu kennen, hmmmm, Kalle reibt sich das Kinn. Wo ist Andy, will ich von ihr wissen. Mit einer Handbewegung deutet sie mir, dass er im hinteren Teil der Halle ist. Da habe ich ja gefühlsmäßig mal den richtigen Riecher gehabt bei der Wahl meines Rückweges. Hanna hat offensichtlich die Information die sie braucht, steckt das Handy ein und knetet sich die Hände. Ad sitzt zusammengefaltet auf seinem dreibeinigen Stühlchen.
     
    »Schau nach, ob der Schlüssel steckt.« Immer diese befehlsempfängerei, mault Kalle. Doch ich werde die Gelegenheit zu nutzen wissen, um einen Blick zu riskieren und schleiche zum Porsche zurück. Der Playboy-Bunny-Schlüssel steckt. Und während ich versuche, leise die Beifahrertür zu
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