Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer
Autoren: Sinje Beck
Vom Netzwerk:
ganz ausgezeichnet. Ich folge dem Wink. Wenn ich Glück im Spiel hätte, würde ich wetten, dass die Figur exakt in dem Overall steckt, in den ich vor einigen Stunden noch transpiriert habe und in dessen Backentasche der gefälschte Atze-Pass von Ad deponiert ist. Die Figur zieht die Maske ab. Endlich, die Wette hätte ich mal gewonnen. Hanna. Getraut. Halt die Klappe, Kalle.
     
    Wortlos stehen wir uns gegenüber, doch nur kurz, dann zieht sie mich mit sich hinter ein Giftfass, erkennbar an dem Totenkopfsymbol.
    »Du bringst mich noch in Teufelsküche, oder wie nennt ihr das in Deutschland?«, werde ich angepflaumt.
    »Wir sind schon da«, zische ich zurück, »und ich hau jetzt ab«, kommt mir die grandiose Idee.
    »Nix da, du kannst mir doch noch nützen, wenn ...« Sie lässt den Satz unbeendet und wir verharren. Ad hat sich gerührt. Nur ein Seufzer, sein Kopf ist ein wenig herumgerollt.
    »Ich muss wissen, mit wem Ad telefoniert hat, doch der Akku ist leer. Im B mw ist ein Ladegerät für das Teil.« Sie reicht mir das Handy und weist mit der Hand in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Doch erst wollen wir wissen, worum es geht, nölt der Advokat.
    »Räuber und Gendarm oder wie nennt ihr das Spiel in eurem Königreich?«, versuche ich es auf die provokante Art.
    »Tabu.« Der Punkt geht an sie, grinst Kalle.
    Ich gebe ihr mürrisch das Handy zurück, das geht mich doch auch alles nichts an hier, Mann.
    »Okee«, flüstert sie genervt, »es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder Ad hat tatsächlich einen Käufer an der Hand für das Bild oder er will es für sich haben und genau das musst du herausfinden. Davon hängt es ab, ob wir jetzt zuschlagen können oder erst später am Treffpunkt.« Ich nicke, rühre mich jedoch bewusst nicht von der Stelle. »Die ganze Geschichte ...« Rechts von uns klappt eine Tür. Hanna drückt mir das Handy in die Hand und raunt: »Später, du musst dich beeilen – zieh die Schuhe aus.« Was man nicht alles macht ... und zieh dich aus, hätte ich gerne aus ihrem Munde vernommen, in einer angenehmeren Umgebung selbstverständlich. Spinner, schimpfte mich meine Schwester als ich mir einbildete, dass die Schülersprecherin mir, Heiner, gewunken hatte. Sie hätte sich lediglich eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen, war ihre Meinung. Nodda. Auf Baumwollsohlen flitze ich keinen Moment zu spät durch die Halle, während sich gleichzeitig Schritte nähern. Ich höre Andy fluchen – Heckenpenner scheint sein favorisiertes Wort für meine Person zu sein. Er scheint derzeit allein zu agieren, so hoffe ich.
     

35
    Ein Lüftchen. Obacht, hier muss es eine Möglichkeit geben, nach draußen zu entwischen. Eine alte Jalousie klappert leise. Mein Blick wandert an einem rostigen Regal hinauf, rechts davon ist ein extrem schmales Fenster. Der Staub auf dem Boden davor ist vertreten. Jetzt muss ich nur noch irgendwie geräuschlos da hinauf und durch die Öffnung passen. Vorsichtig hangle ich mich an dem Regal empor. Die rostigen Kanten hinterlassen schmerzhafte Vertiefungen in meinen Handinnenflächen. Nein, ich denke gar nicht ans Jammern. Das alte Teil wackelt ein wenig. Ob das mal gut geht ... Kalle kneift die Augen zu. Wie ein Aal, so fühle ich mich, gleite ich nahezu ohne einen Ton durch den Schlitz, hinaus in die Freiheit, mit dem Kopf zuerst. Vom Erdboden trennen mich beinahe zwei Meter Höhe. Dammich! Andersherum. Mit den Füßen zuerst hätte ich niederkommen sollen. ›Immer vorwärts Schritt um Schritt, es geht kein Weg zurück‹, singt Wolfsheim weiter in meinem Kopf. Runter und Abrollen. Das sind keine zwei Meter, das sieht nur so aus, beschwichtigt mich der Advokat. Bäuchlings hänge ich in der Fensteröffnung und frage mich, wie Hanna das geschafft hat. Ich werde es seitlich versuchen, mal sehen ob ich wenigstens ein Bein raus kriege, mich dann mit einer Hand festhalten kann, um halbwegs sanft auf dem harten Teer aufzuschlagen. Es kracht im Gebälk meiner Knochen. Zum Schlangenmensch hätte ich nicht umschulen können. Dank der Tatsache, dass ich keine Schuhe trage, gelingt es mir mein rechtes Bein in die feuchttrübe Luft des Rotterdamer Hafens hängen zu lassen. Ihr werdet euch eine Zerrung holen, wenn ihr euch nicht ordentlich stretcht– schriller Pfiff durch die Trillerpfeife und TIEFER, schrie die Sportlehrerin. Egal, ich muss jetzt los. Gesagt, getan. Steif falle ich auf meinen Allerwertesten! Scheiße tut das weh, wenn da mal nichts gebrochen ist. Mühsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher