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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer
Autoren: Sinje Beck
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von unserem Gastgeber beklatscht: »And now, Ladies and Gentlemen, we proudly present the chief of the operation called »easy artbuying« – Karl Koenigs!«, er macht eine Pause, »auch bekannt als Alexander Droemer, Axel Duennwald und Ad van Damm. Da staunst du, was Karl? Hättest du mir gar nicht zugetraut. Dachtest immer ich wäre der unterbelichtete Bruder deines Kontaktmanns in Siegen. Doch wer sitzt jetzt ein, vielleicht in Butzbach, und darf an Malkursen teilnehmen, wenn er Glück hat? Haha, die Basis ausspionieren, neue Talente entdecken: mein lieber Bruder, ehemaliger Café-Betreiber, Sklaven-Treiber und Porsche-Driver. Ich bin jetzt am Zug. Damit hast du nicht gerechnet – ist das schön«, bei ›schön‹ dreht er sich einmal um die eigenen Achse. »Legt euch niemals mit einem Mann vom Siegberg an – hahaaa«, er klatscht begeistert in die Hände. Der hat ja wohl nicht mehr alle Mäuse in der Küche, traut sich Kalle aus der Deckung.
    »Und du«, er fuchtelt mit dem Arm, zeigt auf mich, »du guckst wie die liegende Kuh, bist auch Teil des Stücks, wenngleich auch ’ne Notbesetzung. Du hast die Fälschungen transportiert. Die Kuh, die Kirche und – schau nicht so bedröbbelt – das Portrait eines Patienten. Na, Karl, ich glaub der Typ hier ist kein Kunstkenner. ›First of all, he is sicker than I am, I think, or shall we say just as much.‹ Eines meiner Lieblingszitate eines kranken Genies, das ich mir merken kann. Ob er was mit Zahlen anzufangen weiß?«, er blickt mir stechend in die Augen und zeigt zeitgleich mit einer Präsentationsgeste auf das verhüllte Bild.
     
    Seine Vorführung wird unterbrochen, da Blacky die Bühne betritt. Er hat Kaffee und Hamburger besorgt. Interessant welche Anziehungskraft im Angesicht des Todes ein Styropor-Becher Kaffee haben kann – ob Killer, Künstler oder Gefesselter – dass ich das noch erleben darf, kommt mir der Satz meiner Oma in den Sinn. Karl, ach was ich bleibe bei Ad, und ich lehnen das Essen ab, wir leiden unter verbeulten Schnauzen. Der Appetit des Showmasters ist ungebremst. Herzhaft lässt er sich einen Burger schmecken. Blacky bindet uns einen Arm für den Kaffeebecher los, wie nett, und hält anschließend eine klassische Peacemaker auf uns gerichtet. Er gerät ins Schwärmen, von der Stahlwaffe mit Holzgriff, sechs Schuss in der Trommel. Als würde er einen Rosenkranz beten, murmelt er die Erfolgsgeschichte des Colts vor sich hin. Die Drohung indes geht vom Fleischklopskauenden aus. Als wäre es seine erste und letzte Mahlzeit stopft der Mann aus Siegen und Bruder des falschen Hasen vier Hamburger Royal innerhalb von fünf Minuten in sich. Er frisst wie ein Alligator. Unglaublich, wie weit er sein Maul aufreißen kann. Kalle starrt ihn an, vergisst darüber unsere Lage und meint fasziniert, ob der Typ mit der Nummer bereits bei »Wetten dass« aufgetreten ist. Dr. Schiwago‘s Schicksalsmelodie erklingt aus Ads Hose. Immer noch kauend, mit einem knappen Kopfzucken wird er angewiesen, das Gespräch anzunehmen und mit Daumen hoch erhält er den Befehl auf Mithören zu stellen, doch mit dem Handy ist das nicht möglich. Ad hat alle Hände voll zu tun, da er aufpassen muss, dass sich nicht durch eine Unachtsamkeit der beinahe heiße Kaffee über sein Gemächt ergießt. Es sieht so aus, meint der Advokat, als wäre Ad auch nur Befehlsempfänger, der Oberstrippenzieher scheint am anderen Ende des Funknetzes zu sein. Wir hören Ad stets sagen: Ja, is goed. Ja, okee. Ja. Alstublieft. Tot straks. Telefonat Ende. Von meiner Position aus erkenne ich, dass Ad die Verbindung aufrechterhält. Wenn das mal gut geht. In seiner Haut wollte ich jetzt auch nicht stecken. Wieso, du steckst doch nur knapp daneben, meint Kalle. Ja, aber ich werde nur von einer Seite bedroht im Moment. Ad hingegen sitzt zwischen allen Stühlen. Er wollte einen eigenen Deal über den Kopf seines Bosses und über seine Dienststelle hinweg einfädeln und es ist schief gegangen. Jetzt muss er sich von einer Seite retten lassen. Na und, belfert Kalle, ist doch egal! Am Ende werdet ihr beide von dem Alligator gefressen – who cares. Er tut jetzt nur so cool, glaube ich.
     
    »Lass uns nicht dumm sterben, Karl, was hat er gesagt?«, will der nun endlich Satte wissen, während er sich mit dem langen Nagel seines kleinen Fingers der rechten Hand Reste der Mahlzeit aus den Zahnzwischenräumen pult.
    »Er ist nicht interessiert, Andy«, so gut es geht richtet Ad sich auf seinem
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