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Einzelkaempfer

Einzelkaempfer

Titel: Einzelkaempfer
Autoren: Sinje Beck
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Hanna. Komm schon, mach uns los. Doch was tut sie da? Steht herum, scheint unter der Maske zu grinsen und geht betont in aller Seelenruhe zu dem abgedeckten Bild auf der Staffelei. Sie lupft den Vorhang und pfeift gedämpft durch die Zähne. Ich will auch was sehen, quengelt der Advokat. Sie lässt den Vorhang wieder herab und wendet sich zu uns. Du, Heiner, flüstert Kalle, ist sie das überhaupt? Hmmhm, grummelt Ad. Die gleichen Töne hatte ich gestern Nacht schon einmal gehört. So lange saß der Kerl also schon hier herum. Die Figur, die wir für Hanna halten, schüttelt mit dem Kopf. Mir wollen die Augen aus den Höhlen kullern – das kann doch nicht wahr sein! Psst, zischt sie – es ist das verhängnisvolle Psst, was mich in die Kartons und in die Katastrophe geführt hat. Durch mein erregtes Schnaufen ist mir das Herannahen von Schritten entgangen. Die Hanna ähnliche Figur hastet zu uns herüber, lockert erst Ad die Fesseln und dann mir die Bauchbinde. Dabei bemerkt sie das Handy unter dem Hubwagen. Pfeilschnell hat sie es eingesteckt, dabei streift mich ein Windhauch. Ja, ist sie es nun oder nicht? Ich nehme Witterung auf. Könnte, doch zu mehr komme ich nicht mit meinen Gedanken, die Kalle zum Abschluss bringt, dass sie sich nicht eindüften würde, wenn sie in geheimer Mission Leute mit dem Spaten niederschlagen wolle. Da hat er Recht. Die Person ist bereits in Deckung, als Andy aufkreuzt, sich umsieht und faucht: »Hey, Idiot, wo steckst du?« Ad versucht sich erneut im Hmhmhm Morsen. Andy nimmt ihm den Knebel raus. Ad hustet erst mal ausgiebig bevor er spricht: »Der hat sich verpisst. Er hat keine Lust mehr sich von dir herumschubsen zu lassen«, Ad triumphiert nur den Bruchteil einer Sekunde, dann klatscht ihm Andys Rückhand ins Gesicht. Der Mann kann offensichtlich keine Kritik ertragen.
     
    »Nein, noch nicht«, zügelt Andy seine Prügellust,» dir werde ich später eine Lektion erteilen«, er lässt seine tadellosen Zähne blitzen, stopft Ad den durchgesabberten Knebel angewidert in den Mund zurück und verknoten ihn derb. Ad sieht nicht gut aus. Andy beugt sich dicht zu ihm herab. Nase an Nase. »Später dann bringe ich dich zu deinem Schwager. Ihr geht doch gerne fischen, stimmst?« Ad wird um eine Spur käsiger.
    »Genau, mein Freund – Glätzchen beguckt sich die Sprotten von unten, wenn ihn nicht eine Schiffsschraube durcheinander gewirbelt hat.« Mit einem geübten Hähähä geht Andy zur Staffelei, nimmt das Bild herunter und verschwindet damit aus meinem Gesichtsfeld. Eine Weile später höre ich eine Autotür mit einem mir bekannten und gern gehörten Klang zuschlagen. Der Porsche. Er hat das Bild im Porsche verstaut. Wir hören, nein, ich höre, ob Ad hört entzieht sich meiner Kenntnis, denn sein Kopf hängt merkwürdig schlaff auf seiner Brust – ich höre wie Andy etwas Schweres über den Boden schleift. Dann ein Geräusch, das beim Öffnen eines Deckels von einem Gefäß mit Unterdruck entsteht. Ein Kanister – der Porsche wird betankt, der Kanister wieder abgestellt, etwas klimpert, vielleicht ein Schlüssel, Schritte, eine Tür quietscht und fällt ins Schloss. Dann Stille. Unüberhörbare Stille. Mich juckt es noch immer und mein Auge zuckt beruhigend. Ich lebe noch.
     
    Na, das sind ja Familien, kombiniert der Advokat. Jetzt kapier ich. Ich noch nicht, gebe ich zu bedenken. Überleg doch mal. Ad ist Polizist, sein Schwager, der Glatzkopf, hat einen Abschlepp- und Sicherheitsdienst mit Objektschutz und war in der Villa. Blacky war der Fahrer des Glätzchens, sein Handlanger. Andy ist der Bruder des Café-Betreibers, unseres falschen Hasen, und wahrscheinlich dessen Handlanger. Der Hase sitzt im Stall und Andy wollte den bereits eingefädelten Deal selbst durchziehen. Für seinen Plan heuerte er Blacky an. Beide beseitigten das Glätzchen, noch ein Esser weniger. Ad hält den Kontakt zu den Käufern der wertvollen Bilder, daher wird er noch gebraucht. Außerdem hat er als Polizist die ganzen Adressen und die Connections in die Szene. Und ich hab die Vollniete gezogen, unterbreche ich die Zusammenfassung. Das ist klar, aber es geht noch weiter. Wir erinnern uns an die Bilder: Kuh, Kirche, Portrait, die Dinger scheinen vertickt zu sein. Die Originale sind bei den Bestellern und die Fälschungen hängen jetzt in den Museen oder tauchen irgendwo wieder auf, werden vielleicht den Bestohlenen zum Rückkauf angeboten, natürlich nachdem die Versicherung gezahlt hat. Doch auf dem
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