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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen
Autoren: Desiree Cavegn
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unterdrücken.
Steif und starr stand sie am Fenster. Sie hörte nicht, wie Darko näher trat. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Gefühle unter Kontrolle zu halten, die sie zu überwältigen drohten. Als sich Darkos Hände auf ihre Schultern legten, zuckte sie zusammen. Sie wollte sich wehren, als er sie zu sich drehte, doch es ging so schnell, dass sie nicht dazu kam, sich Darko entgegenzusetzen. So hielt sie die Augen nur fest geschlossen, als seine Arme sie warm und kräftig umfingen, in einer Umarmung, die ihr nur allzu vertraut war, die sie kannte und liebte.
"Das hängt von ihr ab", sagte Darko heiser.
Danielle erwiderte nichts. Sie wünschte, der Boden würde sich unter ihr öffnen und würde sie verschlucken. Wie hatte sie nur so dumm sein können, Darko blindlings hierher zu folgen? Er hatte ihr ohne Worte aber trotzdem unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sich sein Interesse an ihr nur auf die Wintermonate beschränkte. Als er dann jedoch plötzlich in der Stadt aufgetaucht war und auf ihrer Schwelle gestanden hatte, war sie ihm hinterher gerannt wie ein kopfloses Huhn.
"Danielle? Danielle, bitte sie mich an."
Sie schüttelte nur den Kopf, hielt die Augen fest zusammengekniffen. Wieso tat er ihr das an? War das vielleicht seine Vorstellung einer sanften, aber umso effektiveren Rache dafür, dass er die Zwillinge hatte erschiessen müssen?
Er legte eine Hand um ihr Kinn, hob es zu sich. "Sieh mich an, Mäuschen. Sieh mich an."
Es waren seine Worte, der vertraute Kosename und die Erinnerung an vergangene Tage, die sie schliesslich dazu brachten, die Augen zu öffnen. Aus tränenglitzernden Augen sah sie zu ihm auf.
"Die Augen", sagte er leise, als er in ihre grossen, geweiteten Augen blickte, "ich habe dir nie gesagt, an was mich dein Blick erinnert. Der Blick der Holzmaus, die ich dir geschenkt habe. Du erinnerst dich doch?"
Als sie nichts sagte, nur heftig blinzelte, um ihre Tränen zurückhalten, fuhr Darko fort: "Sie können mich so gross und bittend ansehen, mit diesem sanften, aber eindringlichen Flehen. Ein Flehen nach Vertrautheit, Zuwendung und Schutz."
Leise Tränen kullerten Danielle über die Wangen.
Darko legte eine Hand an ihre Wange, wischte mit dem Daumen eine Träne beiseite. "Warum weinst du, Mäuschen?"
Nun konnte sie sich nicht länger beherrschen. Ein verzweifeltes Schluchzen entstieg ihrer Kehle. Sie wollte den Kopf senken, doch Darko hielt ihr Kinn fest umklammert, zwang sie, ihn anzusehen.
"Warum? Sag es mir?"
"Ich... möchte jetzt gehen... Darko. Bitte!"
Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er liess es nicht zu. "Erklär mir zuerst, weshalb du weinst."
Danielle schüttelte heftig den Kopf. "Das... kann ich nicht!"
Besorgt blickte Darko auf sie hinunter. "Das Haus gefällt dir doch, oder?"
Sie nickte nur.
"Und du möchtest hier mit mir zusammen wohnen?"
Ihre Tränen hörten schlagartig auf zu fliessen. Sie riss die Augen weit auf, starrte ihn benommen und ungläubig an. Sie musste sich verhört haben. "Wie bitte?", keuchte sie atemlos.
"Du möchtest doch hier mit mir zusammen wohnen?", wiederholte er fragend.
Danielle schnappte nach Luft wie eine Ertrinkende. "Ich? Aber du... du hast gesagt, das Haus gehört dir und... deiner Frau."
Sie sah, wie er langsam zu begreifen begann. Verwirrt schüttelte er dann den Kopf. "Das habe ich nicht gesagt, Danielle. Wir haben es zusammen gekauft, das war alles. Das war, bevor ich bei der Polizei gekündigt habe. Bevor es mit meiner Ehe bachab ging. Als Linda sich von mir hat scheiden lassen, habe ich sie ausbezahlt. Ich habe Linda ihren Anteil am Haus abgekauft. Ich wollte eigentlich hier einziehen, doch dann ist es mir so schlecht gegangen... Aus einem inneren Impuls heraus habe ich mich schliesslich in die Berge zurückgezogen. Bin vor mir selbst geflohen."
Er zog sie dichter an sich, bis ihre Brust die seine berührte. "Doch dann habe ich dich kennengelernt. Damit hat sich alles verändert. Nachdem du den Feuerberg verlassen hattest, wusste ich plötzlich, dass mich das einsame Leben dort oben nicht mehr erfüllen konnte. Nie mehr erfüllen würde."
Danielle vergrub den Kopf in Darkos Brust. Salzige Tränen benetzen sein Hemd, als Danielle erneut von ihren Gefühlen überrollt wurde.
"Nur zwei Tage nach deiner Abreise habe auch ich den Feuerberg verlassen. Doch zurück in der Stadt habe ich gezögert. Lange hatte ich Zweifel. Ich war nicht sicher, was du in mir gesehen hast. Ob du mich einfach nur für die
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