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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen
Autoren: Desiree Cavegn
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Darko auf dem Beifahrersitz. Sie fuhren stumm dem Mittag entgegen, hielten den Blick starr geradeaus gerichtet. Darko konzentrierte sich auf die Strasse, Danielle auf ihre purzelbaumschlagenden Gedanken.
Als sie die Haustür geöffnet hatte, hätte genauso gut ein Geist vor ihr stehen können, so erschrocken war sie über Darkos Erscheinen gewesen. Sie hatte fest damit gerechnet, ihn nie mehr wiederzusehen. Sie hatte gedacht, sie würde nie mehr seine Stimme hören, nie mehr seine grosse, kräftige Statur erblicken, nie mehr seinen Geruch riechen können. Nun aber sass sie neben ihm, wobei sie sich selbst nicht erklären konnte, wie das geschehen war. Erst noch hatte sie sich mit einer an physischen Schmerz grenzenden Verzweiflung nach ihm gesehnt, in der festen Überzeugung, dass sich ihre Wege nie mehr kreuzen würden. Wieso sass sie dann jetzt in seinem Wagen?
Es sei eine spontane Entscheidung gewesen, bei ihr vorbeizuschauen, hatte er ihr gesagt. Das hiess also, er hatte sich an diesem Morgen Lorelles Adresse rausgesucht und sich dann auf den Weg zu ihr gemacht, aus einem inneren Impuls heraus. Um ihr etwas zu zeigen.
Danielles Herz schlug so fest in ihrer Brust, dass es schmerzte. Worum es sich wohl handelte? Was war so wichtig, dass er sich nach drei Monaten plötzlich bei ihr meldete, völlig unverhofft und unangekündigt aus dem Nichts auftauchte?
Es war doch nichts... Beunruhigendes? Unwillkürlich schweiften ihre Gedanken zu den Zwillingen. Beklemmung erfasste sie. Es hatte doch nichts mit Ricky und Jimmy zu tun oder wie auch immer die toten Brüder hiessen?
Darko warf ihr einen Seitenblick zu, an dem Danielle erkannte, dass er ihr Schaudern bemerkt haben musste. Er verlor jedoch kein Wort darüber, richtete seine Aufmerksamkeit sogleich wieder auf die Strasse.
Es kam ihr so merkwürdig vor, in dieser angespannten Stille neben ihm durch die Stadt zu fahren. Danielle warf einen Blick aus dem Fenster. Es war so merkwürdig, Darko im pulsierenden Leben der Stadt zu begegnen. Menschen eilten durch die Strassen, Wagen brausten vorbei, auf einem Markt boten Händler ihre Sachen feil. Danielle verband Darko mit Ruhe und Einsamkeit. Jetzt aber waren sie von Lärm und Leben umgeben.
Danielle rutschte nervös in ihrem Sitz hin und her. Wieder warf Darko ihr einen Seitenblick zu, schwieg jedoch.
"Wo... wo fahren wir hin?", erkundigte sich Danielle zögernd, als sei ihr erst jetzt in den Sinn gekommen, dass sie ihn danach fragen könnte, statt sich überraschen zu lassen.
Inzwischen hatten sie die Stadt hinter sich gelassen und fuhren nun durch ruhigere Vororte.
"Wir sind gleich da", war alles, was er zur Antwort gab.
Sie liessen auch die Vororte hinter sich, schlugen dann einen Kiesweg ein, der sie in Richtung Wald führte. Danielle wusste nicht genau, was sie davon halten sollte, genauso wenig wie sie wusste, was sie von Darkos überraschendem Besuch denken sollte. Sie war viel zu durcheinander, als dass sie einen klaren Gedanken hätte fassen können.
Als sie nun auf einen Wald zusteuerten, wurde ihr leicht mulmig zumute. Nicht weil sie sich davor fürchtete, mit Darko allein Richtung Wald zu fahren, sondern viel mehr, weil sie nicht wusste, was sie erwartete.
"Was hältst du davon?"
Als sie Darkos angespannte Stimme hörte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Angestrengt starrte sie aus der Windschutzscheibe. Wovon? Wovon sprach er? Sie konnte nichts erkennen, ausser den grossen Bäumen, die den Beginn des Waldes markierten und die sie demnächst erreichen würden. Doch dann sah sie es. Zwischen zwei kräftige Bäume schmiegte sich ein kleines Haus empor. Es lehnte sich so vertrauensvoll an den Wald, als gehöre es dazu. Es war in einem sanften azurblau gestrichen, in der Farbe des Himmels. Möglicherweise war das der Grund dafür, dass die Bäume sich über diesen Fremdkörper in ihren Reihen nicht aufregten.
"Du meinst... das Haus?"
Darko nickte, den Blick auf das Haus gerichtet.
Wieso fragte er sie nach ihrer Meinung? Ein Haus wie dieses, an einer Lage wie dieser, war doch unbezahlbar!
"Es ist wunderschön", flüsterte sie verträumt. Es erinnerte sie an das Haus ihrer Urgrossmutter, das Haus auf dem Feuerberg.
Darko lächelte stolz. "Nicht wahr?"
Das Lächeln auf seinen Lippen löste ein Flattern in Danielles Bauch aus. Nicht, sprach sie sich selbst stumm zu. Alles, was Darko will, ist, dir ein Haus zu zeigen. Aus welchem Grund auch immer.
Darko parkte seinen Wagen zwischen den ersten Bäumen des Waldes. Er sprang
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