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Einsame Herzen

Einsame Herzen

Titel: Einsame Herzen
Autoren: Desiree Cavegn
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einem Blick auf funkelnd blauen Augen.
Danielle nickte. "Bis... Bis später!"
Schon drehte er ihr den Rücken zu. Sie stand wie erstarrt in der Küche, als sie lauschte, wie er schnellen Schrittes durch den Korridor ging, die Haustür aufriss und sie wuchtig ins Schloss warf. Der Knall der Haustür riss sie aus ihrer Starre. Sie blinzelte benommen. Sie stürzte ins Wohnzimmer, warf sich gegen ein Fenster und folgte Darko mit dem Blick. Sie beobachtete, wie er in sein Haus ging, kurz darauf mit einem Gewehr wieder erschien und dann entschlossen Richtung Wald stapfte. Er verschwand zwischen den Bäumen, ohne einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Bis später, hatte er gesagt. Doch Danielle wusste, dass er so schnell nicht zurückkehren würde. Sie spürte instinktiv, dass sie Darko nicht wieder sehen würde.
    Bis später!

Das waren seine Worte des Abschiedes gewesen.

Kapitel 11

Es war ein überdurchschnittlich warmer Sommer, der einen starken Kontrast zu dem langen, harten Winter bildete, den sie hinter sich hatte. Während Emma und Louise die Hitzetage genossen, ihre Tante oft ins Schwimmbad oder zum Eisessen begleiteten und sonntags zu einem Picknick im Wald aufbrachen, setzte Danielle kaum einen Fuss vor die Tür. Obwohl kein Tag ohne Sonnenschein verging, war Danielle von einem dichten, undurchdringbaren Nebel gefangen. Sie fühlte sich lustlos, träge und apathisch. Sie spürte eine so grosse Niedergeschlagenheit, dass ihr mitten am Tag aus scheinbar unerfindlichen Gründen plötzlich Tränen in die Augen steigen konnten.
Danielle versuchte ihr bestes, ihren Gemütszustand vor den Kindern zu verbergen. Ihrer Schwester jedoch konnte sie nichts vormachen.
"Dani?"
Blinzelnd hob Danielle den Kopf. Sie sass auf ihrem Bett und las, während Emma und Louise im Garten spielten.
"Wir brechen gleich auf", erklärte Lorelle.
"Schön", murmelte Danielle abwesend. "Wo geht ihr hin?", erkundigte sie sich halbherzig.
Lorelles Stirn legte sich in tiefe Falten. Ihre Schwester stemmte die Hände in die Hüften und warf Danielle einen so dunklen und strafenden Blick zu, als hätte sie eben Lorelles Vasensammlung zerbrochen. "Danielle, du musst aufhören damit!"
"Was?" Danielle blinzelte.
"Wenn du nicht endlich wieder unter die Lebenden zurückkehrst, dann werde ich dich persönlich zur Psychotherapie fahren!"
Danielle klappte ihr Buch zu. "Lori, ich habe es dir doch erklärt! Ich bin noch müde und mitgenommen, es war ein langer Winter..."
"Verdammt nochmal, Danielle! Es ist Ende Juli! Es ist drei Monate her, seit du dem Feuerberg den Rücken gekehrt hast! Es ist Hochsommer und du klagst über Wintermüdigkeit? Ich sage dir eines, Danielle, du hättest den Winter nie in diesen gottverlassenen Bergen verbringen dürfen! Ich weiss ja nicht, was genau dort oben geschehen ist, aber ich sehe deutlich, dass es dir nicht gut getan haben kann!"
Lorelle rang nach Luft. "Und jetzt mach dich fertig. Du begleitest uns heute zum Picknick und wenn ich dich eigenhändig in den Wald tragen muss!"
Aufgebracht stapfte Lorelle aus Danielles Zimmer. Danielle schloss die Augen. Sie brauchte einige Minuten, um sich zu sammeln. Der Zornausbruch ihrer Schwester machte ihr Angst. Bisher hatte Lorelle stets versucht, mit verständnisvollen, sanften Worten zu ihr durchzudringen. Nie zuvor hatte Lorelle sie angeschrien, sie so drohend angefunkelt.
Danielle seufzte tief.
Stand es wirklich so schlimm um sie? Hatte sie sich wirklich so gehenlassen? Unwillkürlich sah sie an sich hinunter. Sie trug eine alte, verschlissene Jeans und eine verwaschene Bluse die ihr viel zu gross war. Danielle sprang vom Bett auf und rannte ins Bad. Ein bleiches, müdes Gesicht starrte ihr entgegen. Das Haar fiel ihr strähnig und ungepflegt ins Gesicht. Zum ersten Mal seit drei Monaten nahm sie sich bewusst wahr und ihr Anblick erschreckte sie zutiefst.
Plötzlich riss sie sich die Kleider vom Leib, sprang unter die Dusche, seifte ihren Körper ein und shampoonierte ihr Haar. Sie wusch sich ausgiebig. Als sie aus der Dusch trat, fühlte sie sich seltsam erfrischt und so gut wie schon lange nicht mehr. Sie rannte in ihr Zimmer und riss den Kleiderschrank auf. Sie entschied sich für einen schwarzen, knielangen Rock und eine lilafarbene Bluse mit einem tiefen Ausschnitt.
Zurück im Bad kämmte sie ihr nasses Haar und legte sich dezentes Make-up auf. Sie würde keine Zeit mehr finden, das Haar zu trocknen, doch das würde die Sommersonne übernehmen.
"Danielle!", rief
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