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Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück
Autoren: Paige Toon
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auf diese Weise? Ich sehe Luis hier in einem völlig neuen Licht, und es macht mir Angst, wie sehr er mir gefällt.
    Zwei Stunden später verkündet Luis, dass wir aufbrechen müssen. Seine Mutter protestiert, schlägt vor, dass wir bei ihr übernachten, doch Luis lehnt ziemlich strikt ab, was ich nicht so recht einordnen kann. Hat er keine Lust, die Nacht mit mir zu verbringen? Andererseits: Wenn wir morgen früh mit seinen Eltern frühstücken müssten … Nein, das wäre zu viel, das ginge zu schnell.
    Und so verabschieden wir uns unzählige Male und gehen hinüber zum Hubschrauber. Der Flug zurück scheint diesmal schneller zu sein, und ehe ich mich versehe, parkt Luis den Ferrari auf dem Hotelparkplatz.
    Ich bin nervös. Wie geht es jetzt weiter? Ich war zu sehr mit Unterhaltungen beschäftigt, um viel zu trinken, und Luis ist stocknüchtern, heute ist mit betrunkenen Eskapaden also nicht zu rechnen.
    Als wir zur Lobby gehen, wirft er mir einen kurzen Blick zu. »Willst du noch mit auf mein Zimmer kommen?«
    Ich hebe eine Augenbraue. »Auf einen Kaffee?«
    »Ich dachte eher, dass wir eine Nummer schieben.«
    Ich breche in Lachen aus.
    »Aber wenn du willst, können wir vorher noch einen Kaffee trinken«, fügt er mit blitzenden Augen hinzu.
    In seiner Suite führt er mich in den Wohnbereich und kümmert sich dann um die Getränke.
    »Das war so ein schöner Abend. Danke«, sage ich, als er zwei dampfende Tassen herüberbringt. »Wahnsinn, dass du Hubschrauber fliegen kannst.«
    »Ich kann auch echte Flugzeuge fliegen. Demnächst nehme ich dich mal mit«, sagt er und setzt sich neben mich.
    Staunend schüttel ich den Kopf. »Es gibt so vieles, das ich nicht über dich weiß. Und du hast mal behauptet,
ich
wäre geheimnisvoll.«
    »Wann habe ich das gesagt?«, fragt er und stellt die Tassen vorsichtig auf dem Sofatisch ab.
    »Ach, ’tschuldigung, stimmt nicht«, sage ich schnell, als mir einfällt, wer es tatsächlich war. Ich merke, dass ich rot werde.
    »Das hat Will gesagt, stimmt’s?«, fragt Luis leise und sieht mir in die Augen.
    »Entschuldigung«, wiederhole ich, doch er wendet den Blick ab.
    Ich bin nervös, mir ist ein wenig übel. Wieder schaut Luis mich an.
    »Bist du über ihn hinweg?«
    Zuerst antworte ich nicht, dann sage ich ehrlich: »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist nicht gut, Daisy.«
    »Ja, das weiß ich, Luis«, gebe ich zurück, »aber was soll ich dagegen tun?«
    Er schüttelt den Kopf. »Hast du ihn geliebt?« Er stellt die Frage so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.
    Habe ich in ihn geliebt? Ich will nicht an ihn zurückdenken, doch jetzt kann ich nicht anders. Szenen aus meiner Zeit mit Will brechen über mich herein. Wie er auf einem Sofa saß, diesem nicht unähnlich, und mir sagte, er möge mein Haar lieber offen als hochgesteckt. Wie er sagte, ich würde ihn fertigmachen, bevor er sich über seine Gefühle für mich im Klaren war. Wie ihm das Bedauern in den Augen stand, als Laura mir auf dem Startgrid zuvorkam und ich ihm nicht mehr viel Glück wünschen konnte.
    Und dann sehe ich den Unfall, den schrecklichen Crash … Das weiße Laken, das die Sanitäter herausholen, Laura und seine Familie, die aus den Boxen gescheucht werden, ich, wie ich seine Tasche packe und dann sein schwarzes T-Shirt verliere, das noch nach ihm roch … Ich bekomme einen Kloß im Hals, mir steigen Tränen in die Augen, und am liebsten würde ich mich ausheulen, doch das kann ich nicht, nicht hier bei Luis.
    »Ich glaube, du gehst besser«, sagt er trübsinnig. »Ich muss vor dem Qualifying morgen noch ein bisschen Schlaf bekommen.«
    Ich nicke und stehe auf. »Tut mir leid«, sage ich wieder.
    Er antwortet nicht. Ich gehe zur Tür und lasse ihn allein auf dem Sofa zurück.
     
    Am nächsten Tag qualifiziert sich Luis als Dritter. Ich kann nicht umhin, mich ein wenig schuldig zu führen; schließlich war er am Vortag der Trainingsschnellste. Ich möchte mit ihm darüber reden, aber seine Eltern sind da, und nach dem, was am Vorabend zwischen Luis und mir geschehen ist – beziehungsweise nicht geschehen ist –, fühle ich mich unbehaglich in ihrer Nähe. Deshalb verstecke ich mich in der Küche, wo Frederick mich wieder beim Vorbereiten helfen lässt.
    »Sehr gut«, bemerkt er, als ich ihm eine Platte mit frischen Meeresfrüchten zeige, die ich arrangiert habe. Mein Herz klopft vor Stolz, weil Frederick nicht gerade großzügig mit Lob umgeht. »Ich hätte dich öfter in der Küche helfen lassen
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