Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
und kurz darauf sind wir in der Luft und schweben über die Städte und Häuser tief unten. Zuerst will ich schreien, doch dann genieße ich einfach die Sicht. Ich staune noch immer, dass Luis genauso gut fliegen kann wie fahren. Was ich wohl sonst noch alles nicht über ihn weiß …?
    Er wohnt in einem weitläufigen Herrenhaus auf einem riesengroßen Anwesen. Inzwischen ist es dunkel, doch die Lampen um das Haus herum leuchten einladend. Luis setzt mit dem Hubschrauber auf, schaltet den Motor aus und kommt herum, um mir herauszuhelfen.
    »Das war wahnsinnig!«, rufe ich.
    »Wahnsinnig gut oder schlecht?«, will er wissen.
    »Wahnsinnig unglaublich. Was für Überraschungen hast du noch in petto?«
    »Keine Überraschungen, nur noch Verwandtschaft.«
    »Na dann, los!«
    Als er sagte, er habe eine große Familie, dachte ich nicht, dass sie so groß wäre. Es müssen um die dreißig Gäste da sein, Luis’ Geschwister, Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel, nicht zu vergessen seine Eltern. Es stellt sich heraus, dass sie zusammen mit Luis’ jüngerer Schwester Clara in diesem Haus wohnen, weil er viel zu selten da ist, um sich um sein Anwesen zu kümmern. Seine übrigen Geschwister wohnen in der Umgebung, und man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass Luis sehr gut für seine Familie sorgt.
    Kaum bin ich durch die Tür getreten, nimmt mich seine Mutter herzlich in die Arme.
    »Und ich?«, fragt Luis beleidigt.
    »Zuerst Daisy«, scherzt sie und drückt dann ihren Sohn an sich, bis er fast erstickt.
    Clara steht hinter Luis’ Vater und lächelt mich scheu an. »Hallo!«, rufe ich ihr zu, nachdem auch MrCastro mich umarmt hat. Clara tritt vor und will mich auf die Wangen küssen, doch aus einem Impuls heraus drücke ich sie an mich. Und so geht es weiter. Noch nie haben mich so viele Leute so oft in den Arm genommen. In diesem großen Raum herrscht eine solche Herzlichkeit, dass ich nicht umhinkann, meine Familie mit der von Luis zu vergleichen. Wie gerne wäre ich in solchen Verhältnissen aufgewachsen! Ich meine natürlich nicht das Herrenhaus, sondern eine Kindheit inmitten von Menschen, die mich lieben. Und alle sind so stolz auf Luis. MrsCastro schleift mich mit, um mich verschiedenen Verwandten vorzustellen. Ich sehe mich immer wieder zu Luis um, der viel lacht und sich unterhält.
    Ich frage mich, wie er in England zurechtkommt, wo doch all seine Angehörigen hier sind. Er vermisst sie bestimmt. Auf einmal habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich gesagt habe, wie gut er es habe, dass er ganz allein in diesem riesigen Haus in Hampstead lebt. Er muss sehr einsam sein.
    »Und das hier ist meine Enkeltochter Rosa«, präsentiert MrsCastro mir ein kleines Baby, nachdem sie mir Rosas Mutter Fatima vorgestellt hat, eine weitere Schwester von Luis.
    »Ist die niedlich!«, sage ich mit Blick auf Rosa, die in Fatimas Armen gluckst und kräht.
    »Möchtest du sie mal halten?«
    »Hm, fängt sie dann nicht an zu weinen?«, frage ich zögernd.
    »Nein, nein, sie ist ganz lieb.«
    Fatima reicht mir das Baby. Nach einer Weile merke ich, dass die Kleine nicht losschreit, und entspanne mich. »Wie alt ist sie?«, frage ich Luis’ Schwester.
    »Knapp sechs Monate.«
    »Ich finde, die Augen hat sie von Luis«, sage ich.
    »Daisy findet, Rosa hat deine Augen«, ruft Fatima ihrem Bruder zu. Grinsend wirft mir Luis einen Blick zu.
    »Ich kannte auch mal eine Rosa«, sage ich zu Fatima und gebe ihr das Kind zurück. »Sie konnte hervorragend kochen.« Ich spreche von Johnny Jeffersons Köchin, die mir unendlich viel beibrachte. Wenn ich ihr doch nur sagen könnte, dass ich mich an einer Restaurantfachschule bewerbe – sie wäre bestimmt stolz auf mich.
    »Apropos kochen – das Essen ist fertig!«, verkündet MrsCastro.
    »Kann ich bei irgendwas helfen?«, frage ich.
    »Auf gar keinen Fall! Du bist unser Ehrengast! Geh doch schon mal ins Esszimmer!« Sie weist auf eine große Doppeltür am hinteren Ende des Raums, dann trommelt sie ihre Familie auf Portugiesisch zusammen. Nacheinander gehen alle nach nebenan.
    Luis taucht neben mir auf. »Alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut.« Ich lächle ihn an. »Deine Familie ist so süß.«
    »Sie mögen dich auch alle sehr.«
    Als er mich ins Esszimmer führt, komme ich mir plötzlich sehr sonderbar vor. Was mache ich hier eigentlich? Er hat mich mitgebracht, damit ich seine Familie kennenlerne. Das ist sehr persönlich und … keine Ahnung: seltsam? Warum öffnet er sich mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher