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Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: L. M. Layton
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ständigen Anfasserei zu allen Seiten ab – und nahm dann einen Schluck von seinem Becher. »Soll ich mich einfach noch mal entschuldigen?«
    »Nee, wart am besten einfach ab und komm morgen ganz normal zur Arbeit. Wer weiß? Könnte doch sein, dass alles in Ordnung ist, wenn er mal eine Nacht drüber schläft, oder?«
    Paul glaubte nicht daran, doch hatte er keine Idee, was er sonst noch tun konnte. Wenn er bedachte, dass sein letzter Versuch, etwas wieder gutzumachen, in einer Katastrophe geendet hatte ... »Hast wohl recht. Da muss er aber ne verdammt gute Nacht haben, um so etwas zu vergessen.«
    »Hast du schon mal seine Frau gesehen? Allzu große Hoffnungen würd ich mir da eigentlich nicht machen«, sagte Stefan und grinste ihn an.
    Paul schüttelte nur den Kopf, trank seinen Becher aus und schmiss das leere Pappgefäß in den Mülleimer neben der Bank. Er stand auf. »Ich geh erst mal nach Hause.«
    »Sei vorsichtig! Nicht, dass du noch mehr Unfälle hast.«
    »Werd ich schon nicht. Bis morgen!«
    Achtlos drehte er sich um und trat beinahe in eine tiefe Pfütze hinter ihm. Kurz vor der Wasseroberfläche bemerkte er sie und setzte seinen Fuß mit ausladendem Tritt auf der anderen Seite ab. Den anderen zog er nach und drehte sich dann noch einmal zu Stefan um. »Siehst du?«, sagte Paul und ging grinsend zwei Schritte rückwarts. »Überhaupt kein Grund zur –«
    »Pass auf!«
    Doch Stefans Warnung war zu spät. Paul lief direkt in ein Fahrrad herein, das hinter ihm herfahren wollte. Es krachte. In einem großen Durcheinander landete Paul mit dem Fahrrad und dessen Besitzerin auf dem Rasen.
    »Was zum ... passen Sie doch auf!«, sagte die Fahrerin, als sie versuchte, unter Paul und dem Fahrrad hervorzukriechen. »Wo haben Sie denn Ihre Augen?«
    »E-es tut mir schrecklich leid!«, sagte Paul zu ihr. Mit hochrotem Kopf stand er auf und half, das Fahrrad wieder hinzustellen. Glücklicherweise hatte es nicht viel abbekommen. Bloß das Schutzblech hinten war etwas verbogen. »Haben Sie sich verletzt?«, fragte Paul. »Ich geb Ihnen meine Adresse, dann können Sie mir die Rechnung schicken, wenn etwas repariert werden muss oder ... oder etwas anderes nicht stimmt.«
    »Das ist ja wohl das Mindeste!«, sagte die Frau und blickte Paul an. Zum ersten Mal schaute er in ihr Gesicht und es verschlug ihm die Sprache. Sie war auffallend hübsch. Ihr rotbraunes, kinnlanges Haar lugte unter dem Fahrradhelm hervor und Sommersprossen verteilten sich auf ihren Wangen. Grüne Augen funkelten ihn an und Paul schluckte. Genau sein Typ! Wenn sie doch nur etwas weniger wütend wäre ...
    »Ähm ... ja«, sagte er und zog eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche. »Hier! So können Sie mich erreichen. Rufen Sie mich einfach an. Jederzeit! Immer!«
    Wortlos nahm die Frau die Karte entgegen und schaute ihn schief an. Sie steckte das Stück Papier in ihre Hosentasche, drehte sich um und schob ihr Fahrrad weiter den Weg entlang. Sie blickte nicht einmal zurück.
    »Genialer Schachzug, mein Freund! Casanova wär nichts gegen dich«, sagte Stefan.
    »Ach, halt doch die Klappe.«
     
    ***
     
    Noch bis zum Abend weigerte sich Paul, an den Fluch zu glauben. Weder die Mikrowelle, die plötzlich Feuer gefangen hatte, noch sein Sturz über ein paar Bücher, die er den Abend zuvor achtlos auf dem Boden abgelegt hatte, konnten daran etwas ändern. Als er sich dann jedoch todmüde ins Bett legen wollte und dieses mit einem lauten Krach unter ihm zusammenstürzte, musste Paul zugeben, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Umgeben von gebrochenen Holzstücken starrte er an die Decke, bevor er die Augen schloss. Über den Fluch konnte er sich immer noch am nächsten Morgen Sorgen machen ... und über das Bett.
     
    ***
     
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte ihn Stefan am nächsten Tag. Paul schaute an sich herunter und musste zugeben, dass er wahrscheinlich ziemlich mitgenommen aussah. Sein Anzug war dreckig und an einigen Stellen gerissen. Einen seiner Schuhe hatte er verloren, als ihn ein herrenloser Labrador verfolgte und seine Aktentasche war irgendwann einmal in eine Pfütze gefallen. Kurzum: Paul hatte keinen netten Morgen.
    »Frag lieber nicht«, sagte Paul und ging zu seinem Schreibtisch, wo er sich auf den Stuhl fallen ließ. Das Büro sah wieder einigermaßen in Ordnung aus, nur die Kaffeemaschine fehlte. »Bin ich schon gefeuert?«
    »Keine Ahnung«, sagte Stefan. »Der Chef kommt heute nicht ins Büro. So gesehen hast
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