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Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)

Titel: Einfach? Leben - humorvolle Kurzgeschichten (German Edition)
Autoren: L. M. Layton
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lieber, was ich tun soll, damit der Brenning mich nicht eigenhändig rausschmeißt.«
    »Na ja, mach ihm doch erst mal einen Kaffee. Schleimerei bringt bei ihm immer etwas.«
    Da hatte Stefan recht. Ihr Chef Brenning war einfach zu begeistern und besonders ehrgeizige Mitarbeiter hatten diesen Umstand längst für sich genutzt. So gingen der letzten Beförderung eines Kollegen mehrere Botengänge zur Reinigung, Autowaschen und das Bringen von Essen voraus. Paul und Stefan waren sich zu schade für solche Methoden, doch Pauls momentane Situation verlangte verzweifelte Maßnahmen. Bevor jemand anderes auf die Idee kommen könnte, sprang Paul auf. Er ging zu der roten Kaffeemaschine, die neben der Eingangstür auf einem kleinen Tisch stand. Sie war ein Memento von Brennings Lieblingsprofessor und Mentor, wie Paul erst vor Kurzem erfahren hatte. Angeblich kam sie direkt aus Italien und der Chef hing an dem Ding wie an seine beiden Söhne ... vielleicht sogar noch etwas mehr, denn über seine Familie redete Brenning selten positiv. Paul setzte also neuen Kaffee auf und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Dort suchte er seine Unterlagen zusammen. Vielleicht sollte er sich persönlich bei dem Kunden entschuldigen? Paul war eigentlich von seinem Konzept überzeugt und so ein blödes Missgeschick konnte doch nicht dafür sorgen, dass ihnen ein Werbeauftrag flöten ging ... oder?
    Während Stefan zum Aktenregal ging und einen Ordner suchte, sammelte Paul die Blätter auf seinem Tisch zusammen. Eines von ihnen fiel auf den Boden und Paul bückte sich sofort danach. Was er nicht beachtete, war, dass sein Drehstuhl noch direkt hinter ihm stand. Sein Gesäß stieß feste gegen den Stuhl und die folgenden Sekunden liefen für Paul wie in Zeitlupe ab. Der Stuhl rollte gegen eine große Stehlampe, die zunächst wackelte und dann umfiel. Ihr Lampenschirm traf beinahe Stefan, der erschrocken auswich und dabei gegen das Aktenregal stolperte. Auch dieses fiel durch den Stoß um und landete –
    direkt auf der Kaffeemaschine.
    Krach!
    Das Glas der Kanne brach, Holz zersplitterte. Sämtliche Kaffeebecher, zuvor säuberlich ausgebreitet auf einem kleinen Tisch neben der Maschine, landeten auf dem Boden und zerbrachen in Hunderte von winzigen Keramiksplittern. Die Kaffeemaschine gab einen Knall von sich, Funken sprühten und das Licht setzte aus. Stromausfall.
    Paul starrte mit geöffnetem Mund auf die Splitter aus Holz und Glas. Fassungslos sah er die Aktenordner und Blätter an, die auf dem Boden verteilt waren, und drehte dann langsam den Kopf, um zu Stefan zu schauen. Dieser sah nicht minder geschockt aus.
    »W-was hatte diese Frau noch mal zu dir gesagt?«, fragte Stefan ihn und Paul schüttelte nur den Kopf.
    Dann öffnete sich die Tür ihres Chefs und beide von ihnen wurden starr wie Eis.
    »Ich konnte die Situation retten!«, sagte Brenning und kam in den Raum hinein, ohne von seinem Aktenordner in der Hand aufzublicken. »Sie sind bereit, uns noch eine Chance zu geben. Gut für Sie, Möller. Ich dachte schon, ich müsste Sie –« Er hatte den Kopf gehoben und starrte auf das Chaos in den Büroräumen. »– ... feuern.«
     
    ***
     
    »Sieh es positiv, Paul«, sagte Stefan später zu ihm, als er ihm einen Becher Kaffee reichte. »Immerhin hat er dich nicht gefeuert.« Paul nahm den heißen Pappbecher wortlos entgegen und starrte auf das heiße Getränk. Er saß auf einer Bank im Park. Spielende Kinder liefen auf einer Wiese vor ihnen herum und dutzende andere Menschen gingen verschiedenen Freizeitbeschäftigungen nach. Doch Paul beachtete dieses fröhliche Bild nur wenig. Er streckte lieber seine Beine von sich und versank im Selbstmitleid.
    »Er hat mich nur nicht gefeuert, weil er zu beschäftigt damit war, mich anzuschreien«, sagte er gequält. »Sobald er wieder zu sich gekommen ist, flattert mir garantiert die Kündigung ins Haus.«
    Stefan setzte sich neben ihm und nippte an seinem eigenen Becher Kaffee. »Tja, das Ganze war wirklich Pech. Sicher, dass an dieser Fluchsache nichts dran ist?«
    »Ach komm! Das glaubst du doch selbst nicht!«
    »Merkwürdig ist es aber, oder? Vielleicht war sie eine Hexe?«, fragte Stefan und grinste. Er drehte sich zu Paul, fuchtelte mit seiner freien Hand vor dessen Gesicht herum und sagte mit einem grauenhaften, rollenden Akzent: »Ich verfluuuuche dich!«
    Paul schlug die Hand weg. »Lass den Quatsch! Ich hab andere Sorgen.« Er fuhr sich durch das dichte Haar – es stand wegen der
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