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Einfach hin und weg

Einfach hin und weg

Titel: Einfach hin und weg
Autoren: Gerhard Jansen
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Maulbeerbäume, deren Früchte aber leider noch nicht reif sind.
    Es geht die Flügel rauf und runter und oft marschiere ich über geteerte Straßen, fast die ganze Zeit alleine.
    Irgendwann sehe ich die letzten drei Wochen wie einen Film vor den Augen. Drei Wochen sind schon vorüber. Kinder wie die Zeit vergeht! Hat sich etwas verändert? Eigentlich nicht. Es ist nichts Wesentliches geschehen, wo ich sagen könnte: „Mensch, das war's!“ Viele kleine Dinge sind passiert, die mich bewegt haben. Das ist doch schon etwas! Trotz der dicken und schmerzhaften Blasen bin ich vergnügt unterwegs, stehe jeden Morgen gerne auf und verspüre keinerlei Druck. Ich bin durch wunderbare Landschaften gegangen und habe jede Menge netter Menschen kennen gelernt. Es gab Höhepunkte, aber ich kann einfach nicht behaupten, dass sich grundlegend etwas verändert hat.
    Aber schließlich bin ich von Wickrath aus losgezogen nach dem Motto: ich erwarte nichts, aber auch gar nichts! Alles was kommt, sind infolgedessen Überraschungen, und derer gab es einige.
    Aber ich bin ja auch noch nicht am Ende meiner Reise!
    Die Herberge in Cacabelos ist aus Holz gebaut und hat den Charme einer riesigen Umkleidekabinen-Landschaft in einer öffentlichen Badeanstalt. Rund um eine alte Kirche hat man sie errichtet, einstöckig, mit 50 Zimmern à 2 Betten. Da scheiden sich die Geister, was den Geschmack angeht. Die einen finden den Gegensatz zwischen alter Kirche und phantasielosem Holzplattenbau toll, die anderen ganz furchtbar. Aber es ist ja nur für eine Nacht.
     
    Ich treffe liebe alte Freunde wieder. Bridget und Alice, Manel und Javier. Mit den beiden Frauen gehe ich in die Stadt, und wir schauen uns auf dem Markt eine Zauberschau an, speziell für Kinder. Wir setzen uns zu ihnen und amüsieren uns wie die Kleinen. Bridget mit ihren Haaren in regenbogenbunt wird natürlich von allen bestaunt.
    Es ist wieder kälter geworden und ich benötige dringend ein Hemd oder ein Sweatshirt mit langem Arm. Ich treffe Stefan, einen deutschen Pilger, dem ich seit mehreren Tagen regelmäßig begegne, und er schenkt mir eines seiner beiden langärmeligen Hemden, die er im Rucksack hat. Ein Pilger gibt für den anderen das letzte Hemd! Danke Stefan!
     

13.06.2007 Cacabelos – Villafranca – Vega de Valcarce
     
    Immer wieder gibt es eine Menge Störche auf den Kirchtürmen und hohen Dächern.
    Seit Logroño hoffe ich, eine schöne Storchenfeder zu finden. Aber die Vögel wollen einfach kein Stück von ihrer Garderobe abgeben. Heute entdecke ich mitten auf dem Weg nach Villafranca zwischen Hügeln und Feldern eine große schwarze Feder, und Henriette freut sich über ihren neuen Schmuck. Ein paar Dörfer weiter schwören mir ein paar Spanier trotz meiner Skepsis, es sei eine Adlerfeder. Tatsächlich hatte ich ein paar Riesenvögel am Himmel gesehen. Aber ich kann es nicht glauben und bin mit der Storchenfeder zufrieden.
    Überhaupt habe ich heute einen Glückstag. Ich gehe ziemlich langsam und komme durch einen Wald mit riesigen Esskastanien. Ein Baum hat bestimmt einen Stammdurchmesser von 3 m. Ich stelle mich vor ihn, breite die Hände aus und verspüre deutlich die Energie, die er verströmt. Wie kleine elektrische Impulse. Ich freue mich riesig und denke natürlich sofort an Ernst, meinen Bruder. Er hat mich erst vor Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass es so etwas überhaupt gibt.
    Inmitten einer Wiese mit dicken Blumen mache ich Pause und finde auf Anhieb ein vierblättriges Kleeblatt. Und dann finde ich sogar noch ein fünfblättriges, zwar nicht ganz so schön wie das, welches ich dem jungen Spanier geschenkt hatte, aber immerhin mit 5 Blättern. Von den vierblättrigen habe ich eine ganze Sammlung getrocknet in meinem Reiseführer und wann immer ich jemanden treffe, den ich mag, schenke ich ihm eines. Eines habe ich Alice, der Irin geschenkt. Das Shamrock, ein vierblättriges Kleeblatt, ist das Wahrzeichen Irlands. Sie hat noch nie ein richtiges gesehen, geschweige denn gefunden und ist ganz glücklich, als ich es ihr gebe.
    Als Gegengeschenk bekomme ich einen schmatzenden Kuss auf die Wange. Der Beginn einer ganz herzlichen Verbindung.
    Von Cacabelos bis Vega de Valcarce verläuft der Weg immer wieder auf kleinen Pfaden und geteerten Wegen. Auf den letzten Kilometern treffe ich wieder Sandra und die spanischen Brüder.
    Im nächsten Kastanienwald umarmen wir gemeinsam die Baumriesen und tanken Energie. Was für ein Erlebnis unter Freunden, mit
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