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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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starb und Sie sich Ritas Schweigen erkaufen mußten, erkannte sie
ihre Chance; und der geforderte Preis bestand darin, daß ich Nachforschungen
über Gails Tod anstellen sollte. Manny wollte nichts damit zu tun haben, weil
er wußte, daß sie Ihre Geliebte gewesen war, bevor Lloyd in ihr Leben trat; und
er fühlte sich bei der ganzen Sache unbehaglich. Aber Sie überfuhren ihn
einfach und befahlen mir, mit den Nachforschungen zu beginnen, weil Sie
dachten, es wäre für Sie gefährlicher, sich zu weigern. Dann sagten Sie zu
Vivienne, sie müsse mich davon abhalten, im Ernst etwas zu unternehmen, und
zwar auf jede Weise. Als ihr klar wurde, daß sie mich nicht hindern konnte,
versteckte sie Godfrey an einem Ort, von dem sie dachte, ich könne ihn dort
nicht finden. Aber ich fand ihn, Joe.«
    Seine
tiefliegenden Augen glühten, als ich ihn bösartig angrinste. »Und ob ich
Godfrey fand; aber alles, was ich aus ihm herausbrachte, war die Wahrheit über
den Abschiedsbrief Gails. Daraufhin ließ ich Rita bei Ihnen anrufen und Ihnen
ausrichten, Godfrey habe mir alles verraten, was er wußte. Das war nur ein
Köder. Wenn ich Sie richtig eingeschätzt hatte, dann würden Sie Vivienne
anrufen und ihr sagen, sie müsse Godfrey davon abhalten, eine schriftliche
Aussage zu machen; und es gab nur eine Methode, ihn davon für alle Zeiten
abzuhalten. Da sie sich nicht leisten konnten, diese Methode in Viviennes Haus
auf Long Beach anzuwenden, war das Nächstliegende, ihn in seine eigene Wohnung
zurückzubringen und es dort zu erledigen. Wenn ich mich in Ihnen getäuscht
hatte, so würde Godfrey nichts zustoßen, und ich mußte mir was Neues einfallen
lassen. Aber ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht, Joe.«
    Die
Zigarre brach plötzlich zwischen seinen Fingern entzwei. »In dieser Stadt
werden Sie nie mehr arbeiten, Holman«, flüsterte er. »Nie!«
    Ich
blickte auf Manny, der, die kurzsichtigen Augen von Panik überflutet, wie ein
Wahnsinniger seine Brillengläser polierte. »Die große Frage war — hatte Lloyd
Krebs?« sagte ich. »Sein Arzt hat an dem bewußten Nachmittag die Resultate
einer Gewebequerschnittsuntersuchung erhalten, konnte aber Lloyd telefonisch
nicht erreichen, deshalb schickte er den Befund durch Boten ins Studio.« Ich
seufzte geduldig. »Manny!« Sein Kopf fuhr in die Höhe. »Setzen Sie Ihre Brille
auf!«
    Er
schob sie wieder auf die Nase und blickte mich an, als ob ich ihn bereits
erschlagen hätte, was konnte ich ihm also noch antun? »Rick?« krächzte er.
    »Am
nächsten Vormittag kam Lloyd durch einen Autounfall ums Leben«, sagte ich. »Als
wir uns oben in Ihrer Hütte in den Bergen unterhielten, waren Sie die ganze
Zeit über durch irgend etwas irritiert, was nichts mit den sich aus Lloyds Tod
ergebenden Problemen zu tun hatte. Sie zuckten die ganze Zeit über nervös
herum, während Sie mir erzählten, wie Lloyd noch eine Stunde vor dem Unfall auf
eine Tasse Kaffee bei Ihnen gewesen sei und mit Ihnen geplaudert habe. Ich
dachte mir schon, daß Sie mir etwas vorenthielten, aber ich konnte mir nicht
vorstellen, um was es sich dabei handelte.« Ich wartete einen Augenblick.
»Nicht Sie waren es gewesen, der Lloyd in der Hütte getroffen hatte, sondern
Joe Rather. Als Sie ihn vom Studio aus anriefen und ihm die Nachricht von
Lloyds Unfall meldeten, befahl er Ihnen, sofort zu ihm heraufzufahren. Als Sie
eintrafen, sagte er, es wäre besser, wenn er — als Chef des Studios — nicht in
die Sache hineingezogen würde, Sie sollten also, falls jemand danach fragte,
behaupten, Lloyd habe mit Ihnen gesprochen und Rather sei gar nicht dagewesen.«
    »Ich
weiß nicht, was Holman damit beweisen möchte«, brummte Rather. »Aber es ist an
der Zeit, daß ihm der Mund gestopft wird. Nageln Sie ihn fest, Manny! Sagen Sie
ihm, daß Sie es waren und nicht ich.«
    Mann
oder Maus? Es war der Augenblick der Entscheidung in Mannys Leben. Er fuhr sich
langsam mit der Zunge über die Lippen, nahm die Brille ab, besann sich dann
eines anderen und rammte sie mit einem Ruck wieder auf den Nasenrücken. »Rick
hat die Wahrheit erzählt, Joe«, sagte er mit milder Stimme. »Das wissen Sie
genau.«
    Einen
Augenblick lang sah Rathers gewaltiger Leib aus, als
ob er gleich explodieren und sich in großen Fettklumpen über den ganzen Raum
verteilen würde. Dann faßte er sich. »Ich dachte, ein Toter habe das Recht,
seine Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen«, sagte er mit feierlicher Stimme.
»Aber wenn Sie darauf bestehen,
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