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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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Augenblick sah ich, wie sich
das Entsetzen in Lucas’ Augen plötzlich in einen Ausdruck wilden Hasses
verwandelte, als er mich erblickte, und dann beschrieb seine Pistole einen
kurzen Bogen. Beim erstenmal drückte ich mit einer reinen Reflexbewegung ab,
aber als ich sah, daß seine Pistole nicht schwankte, gab ich ganz bewußt zwei
weitere Schüsse ab.
    Die
erste Kugel fuhr gut fünfzehn Zentimeter oberhalb seines Kopfes in die Wand,
stellte ich später fest. Die zweite traf ihn hoch oben in die Brust, und die
letzte fuhr ihm in den Nasenrücken und blieb irgendwo in seinem Kopf stecken.
Meine Pistole fiel aus seiner Hand, und gleich danach brach er neben ihr
zusammen.
    Dann
hörte ich etwas, das wie eine ganze Armee klang, die die Treppe emporstampfte.
Ich richtete mich mühsam auf und fragte mich verbittert, wie viele Freunde
Lucas wohl haben mochte, bis ein uniformierter Polizeibeamter mit einer Pistole
in der Hand hereingepoltert kam, dicht gefolgt von einem bleichen Lester Fosse .
    » Holman !« Fosse sah wesentlich
erleichterter aus, als er mich erblickte. »Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Völlig«,
sagte ich. »Was ist geschehen?«
    »Sie
hätten es sich eigentlich denken können«, sagte er verlegen. »Ich habe zehn
Minuten lang gewartet, und dann kriegte ich es mit der Angst zu tun. Ich
überlegte, daß Sie unter Umständen auch bereits tot sein könnten und daß die
anderen vielleicht darauf warteten, daß ich zu ihnen heraufkäme. Also suchte
ich nach einem Polizeibeamten und brachte ihn dazu, mit mir zu gehen.«
    »Haben
Sie Vivienne Carlyle irgendwo gesehen?« fragte ich gespannt.
    »Sie...«
Sein Gesicht ernüchterte sich rasch. »Natürlich, das können Sie ja nicht
wissen. Sie ist dort draußen.«
    Er
öffnete weit die Tür, und ich trat auf den Treppenabsatz hinaus. Dann blieb ich
plötzlich stehen. Vivienne lag zusammengekrümmt oben an der Treppe, einen
Ausdruck starren Erstaunens auf dem Gesicht. Die Vorderseite ihres Mantels war
mit Blut getränkt.
    »Sie
sah uns den Korridor entlangkommen und rannte deshalb in die Wohnung zurück«,
sagte Fosse leise. »Als wir hereinkamen, rannte sie
eben wie eine Verrückte die Treppe hinauf. Dann, als sie oben angekommen war,
hörten wir zwei Schüsse und«, er schüttelte den Kopf, »damit hatte es sich.«
Seine verblüfften Augen sahen mich an. »Warum hat er sie erschossen?«
    »Vielleicht
dachte er, Sie seien es, der die Treppe heraufkommt«, sagte ich. »Und das
Klügste, was Ihnen im Leben je einfallen konnte, war, Angst zu kriegen und
einen Polizeibeamten zu holen.«
    Als
wir wieder ins Zimmer zurückkehrten, hatte sein Gesicht einen deutlichen Stich
ins Grünliche. Ich blickte auf den Polizeibeamten, der mit grimmigem Gesicht
ein Telefongespräch führte, während seine andere Hand eine Pistole auf mich
gerichtet hielt, und sah dann wieder Fosse an.
    »Das
wird die ganze Nacht in Anspruch nehmen«, sagte ich leise, »aber was Sie
anbelangt, wird vermutlich alles binnen einer Stunde geklärt sein. Tun Sie mir
einen Gefallen. Rita Quentin wartet bei sich zu Hause auf Nachricht. Erzählen
Sie ihr, daß Vivienne und Lucas die Mörder waren, daß sie Gail umgebracht
haben. Lucas hielt sie damals fest, während Vivienne sie zwang, die Tabletten
zu nehmen und Whisky zu trinken. Heute abend zwangen
sie Godfrey, einen Abschiedsbrief zu schreiben, in dem er alle Verantwortung
auf sich nahm, dann brachten sie ihn um und hofften, es würde wie Selbstmord
wirken. Sagen Sie ihr, die Antwort auf die große Frage wüßte ich noch nicht,
aber ich glaubte doch, sie sollte ein paar Tage lang aus der Stadt
verschwinden. Ich werde morgen nachsehen kommen, und wenn sie noch da ist,
werde ich sie zwangsweise fortbefördern.«
    »Ich
werde es ihr ausrichten.« Ein Ausdruck plötzlichen Schmerzes zuckte über sein Gesicht.
»Arme Gail«, flüsterte er. »Ich wollte, ich hätte an Ihrer Stelle Lucas
umgebracht.«
    »Im
Endergebnis kommt es auf dasselbe hinaus«, sagte ich. »Wenn wir zur Polizei
gebracht werden, spielen Sie den Unwissenden. Ich bin ein Freund von Ihnen und
habe Sie heute abend um einen Gefallen gebeten.
Deshalb behielten Sie für mich das Haus im Auge und benachrichtigten mich, als
Godfrey hineingegangen war. Dann kam ich zu Ihnen, und Sie erzählten mir, ein
weiterer Mann und eine Frau seien ebenfalls hineingegangen. Dann berichten Sie
von der Abmachung mit den zehn Minuten und wie Sie danach nervös wurden und
deshalb einen Polizeibeamten riefen.
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