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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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Schüsse und platzte in dem Augenblick herein, als Lucas die
Treppe heruntergepoltert kam.« Ich zuckte sachte die Schultern. »Wer weiß, was
er gedacht hat, als er mich mit der Pistole in der Hand da stehen sah?
Vielleicht dachte er, ich sei ein Freund von Godfrey? Jedenfalls schoß er auf
mich, verfehlte mich aber zum Glück. Als ich Viviennes Leiche auf der Treppe
liegen sah, kam ich natürlich zu dem voreiligen Schluß, daß er sie umgebracht
haben mußte, zumal er ja gerade auch auf mich geschossen hatte. Also erschoß
ich ihn meinerseits.«
    »Das
stinkt sieben Meilen gegen den Wind«, sagte Karlin gelassen.
    »Klar,
das weiß ich auch. Aber Sie können die Sache schon so hindrehen, wenn Sie’s
versuchen.«
    Er
blieb etwa zehn Sekunden lang sitzen, sein Haupt in Pfeifenrauch gehüllt, dann
nickte er bedächtig. »Ich werde ziemlich viel hindrehen müssen, aber es könnte
hinhauen. Sie haben doch in den nächsten drei oder vier Stunden nicht vor,
irgendwo anders hinzufahren, Rick?«
    »Nein.«
Ich zündete sorgfältig eine Zigarette an. »Übrigens, wenn die beiden Godfrey
wirklich gezwungen haben, einen Brief zu schreiben, bevor sie ihn umbrachten,
und er hat ihn auf die Toilettenkommode gelegt, so hat ihn jedenfalls der
Streifenbeamte nirgendwo gefunden.« Ich nahm den Zettel aus der Tasche und
hielt ihn an ein brennendes Streichholz. »Vermutlich wird die Filmindustrie nie
erfahren, wieviel sie Lieutenant Karlin schuldet?«
    »Vermutlich
wird ein gewisser Coroner nie erfahren, wieviel er
einem Burschen namens Holman schuldet«, sagte er. »Aber den Burschen, der die
Umstände von Gail Carlyles Tod ans Licht brachte — den werden alle genau
kennen!«

ZEHNTES KAPITEL
     
    D ie Kupferblonde blickte von ihrem Schreibtisch
auf und ließ mir ein vorsichtiges Lächeln zukommen. Die Nachmittagssonne
strömte durch das Fenster und polierte ihr Haar zu schimmernder Bronze. Sie trug
einen leichten hafermehlfarbenen Pullover, der ihre
vollen Brüste mit der Exaktheit eines Bildhauers nachformte. Gib dich nicht
unzüchtigen Gedanken hin, Holman, sagte ich finster zu mir selber, sondern
konzentriere dich auf die unerledigten Geschäfte.
    »Ich
dachte, Sie wären tot«, sagte sie im Plauderton. »Manny wollte mit Ihnen
sprechen, und ich habe schon den ganzen Morgen versucht, Sie anzurufen.«
    »Es
war vier Uhr dreißig morgens, als ich mich liebevoll von den Polypen
verabschiedet habe«, sagte ich. »Ich habe den Hörer abgenommen und bis Mittag
geschlafen. Jetzt bin ich ein neuer Mensch, und bitte, keine Dankesbezeigungen.
Wo ist Manny?«
    »Im
Vorführraum mit Mr. Rather.«
    »Tun
Sie mir einen Gefallen, Karen? Zeigen Sie mir den Weg dorthin!«
    »Sie
kennen den Weg.«
    »Ich
möchte trotzdem gern, daß Sie ihn mir zeigen. Und dann bleiben Sie eine Weile
vor der nicht ganz geschlossenen Tür stehen.«
    Ihre
Augenbrauen hoben sich mit einem Ruck, und sie stand schnell auf. »Zum
Vorführraum geht es hier entlang, Mr. Holman. Wollen Sie mir bitte folgen?«
    Es
war ein Vergnügen, dem elastischen Wippen ihres runden Hinterteils zu folgen,
das sich deutlich unter dem engen Rock abzeichnete, bis wir schließlich den
Vorführraum erreichten. Ich trat ein, schloß die Tür hinter mir bis auf einen
Spalt und wartete dann, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Als ich die beiden Silhouetten erkennen konnte, ging ich hinüber und setzte
mich neben Manny. Vor mir auf der Leinwand erklärte Lloyd Carlyle, tagsüber
Psychiater, nachtsüber Ritualmörder, der nervösen Brünetten in seinem
Schlafzimmer, sie habe nichts zu fürchten; und während er vor dem
Toilettespiegel stand und bedächtig ein Paar weiße Baumwollhandschuhe
überstreifte, vollzog sich — in Nahaufnahme — an seinem Spiegelbild die
langsame unerbittliche Wandlung eines Menschen zu einer Bestie. Eigentlich
hätte das Ganze schlimmste Kolportage sein müssen, aber so, wie er die Rolle
spielte, war es bestes Drama. Zwei Minuten später wurde die Leinwand dunkel,
und dann leuchteten die Lichter auf.
    »Wissen
Sie was, Manny?« sagte Rather mit leiser und fast frohlockend klingender
Stimme. »Was hat man schon von einer genialen Begabung wie Lloyd? Nichts als
Scherereien, solange er lebt! Immer will er mehr Geld, größere Ankündigungen
und Partner, die man nicht bekommen kann, weil sie bei der Konkurrenz unter
Vertrag stehen. Sein Privatleben ist unmöglich — wenn man nur mit der
Schuhspitze im Kies seiner Auffahrt scharrt, hüpfen drei
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