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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt
Autoren: Andreas Eschbach
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Asbeststaub, Schrottautos, Holzschutzmitteln, radioaktiven Abfällen und Ozeanen von Urin, Klärschlamm und Säureresten.
    Und dann die Abgase – die Abgase von dreißig Jahren, in denen man auf saubere Verbrennung und Abgasreinigung kaum noch Wert gelegt hat, weil man es nicht musste. Spätestens die Abgase werden uns ersticken.
    Die Flasche ist so gut wie leer. Der Abend neigt sich dem Ende zu. Was uns bleibt, ist die Hoffnung, dass Dr. Konrad Hellermann sich geirrt hat mit seiner Formel.
    Wir werden sehen.
    © 2004 Andreas Eschbach

Humanic Park
    Da wir nun schon mal mit dem Thema »Aussterben« angefangen haben: Die folgende Geschichte ist natürlich eine Hommage an Michael Crichtons »Jurassic Park«, seinen wohl besten Roman, wenn man mich fragt. Ich fand immer, dass es sich dabei um eine Geschichte handelt, die nach satirischer Weiterverwertung ruft: Was, wenn wir die Dinosaurier und ausgestorben wären – und geklont wiederauferstünden …?
    Erschienen ist sie erstmals im Dezember 1999 im Magazin STARVISION.
     
    Die meisten der Ankömmlinge waren Kinder. Noch benommen von dem langen Flug folgten sie den Erwachsenen von der Landeplattform hinab zu den etwas abseits gelegenen Empfangsgebäuden. Der Nebel, der die ganze Insel einhüllte, drückte kühl und feucht zwischen den Bergen herab und ließ die hohen Energieschirme rechts und links des Weges glänzen wie halbdurchsichtige Seidenkokons.
    Peria drehte sich gerade das zweite Mal nach den Kindern um, die sich verdächtig folgsam verhielten, und wollte sie ermahnen, sich in ihrer Nähe zu halten – überflüssigerweise, denn sie folgten ihr auf dem Fuß –, als ein Beben durch das Laufnetz ging, das alle Besucher veranlasste, abrupt stehenzubleiben. Einen Schlag des Bauchherzens lang war Stille, dann wiederholte sich das Beben, nur stärker, näher. Die Tautropfen auf den Knoten des Netzes zitterten.
    »Schaut nur«, hauchte eines der Kinder.
    Durch das perlmuttene Schimmern des Feldes hindurch war eine Bewegung zu sehen, eine unglaubliche Bewegung. Niemand rührte sich. Sie hatten die Prospekte gelesen und die Berichte in den Medien gesehen und geglaubt, vorbereitet zu sein. Aber die Wirklichkeit, insbesondere die schiere Größe, übertraf alle Erwartungen.
    Der Boden unter ihnen dröhnte, als das Wesen hinter der Abschirmung sich auf die Knie niederließ. Ein riesiger Kopf senkte sich herab, und zwei große, überraschend bewegliche Augen musterten die Gruppe der Ankömmlinge. Dann, nach einer Weile, stand das Wesen wieder auf und entfernte sich mit enormen, donnernden Schritten.
    »War das ein Mensch?«, piepste Ela-006133.
    »Ja«, sagte Peria-230767. »Das war ein Mensch.«
    Sie folgten den anderen den Netzpfad zu den Empfangsanlagen hinunter. Ein Schild überspannte den Weg. WILLKOMMEN IM MENSCHEN-PARK stand in großen Leuchtbuchstaben darauf.
     
    Die Halle, in der sie sich versammelten, war mit großen Fotografien der auf der Insel lebenden Menschen geschmückt. Peria-230767 betrachtete sie fasziniert. Als Kind war sie vor den riesigen Menschenskeletten in den Museen gestanden und hatte versucht, sich vorzustellen, wie die Welt damals ausgesehen haben mochte, als diese gewaltigen Wesen sie beherrscht hatten. Wie sie auf ihren zwei Beinen durch die urzeitlichen Wälder geschritten waren. Und nun hatten sie gerade am eigenen Leib erlebt, wie die Erde gebebt haben musste unter ihrem Schritt … Unglaublich faszinierend.
    »Ich darf Sie alle herzlich willkommen heißen im MENSCHEN-PARK, der weltweit ersten und einmaligen Attraktion auf dem Gebiet der Menschenkunde …«
    Die Kinder waren weit weniger fasziniert. Sie waren gekommen, um Menschen zu sehen. Der Vortrag, mit dem die Parkführerin begann, langweilte sie.
    »Betragt euch!«, mahnte Peria-230767. »Sonst nehm ich euch ans Netz!«
    Gemaule, aber sie rissen sich zusammen.
    »Die Menschen in diesem Park«, fuhr die Parkführerin fort, »sind geklont. Das bedeutet, dass wir sie in unserem Laboratorium gentechnisch erzeugen.« Eine Reihe von Projektionen leuchteten hinter ihr auf und illustrierten den Vorgang. »Wir entfernen aus der befruchteten Eizelle eines Säugetiers die Erbinformation und ersetzen sie durch menschliche Erbsubstanz. Danach wächst aus der Eizelle ein Lebewesen, ein ganz normaler Vorgang – nur dass es sich dabei um ein Lebewesen handelt, das seit Jahrmillionen ausgestorben ist …«
    Ein Zwischenrufer wollte wissen, aus welchem Säugetier die Eizellen stammten.
    »Nun,
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