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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit
Autoren: Fritz Leiber
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Zukunft sich gera de nur soweit wie nötig verändert, gerade ausreichend, um die neuen Daten aufzunehmen. Die Veränderungswin de treffen stets auf höchsten Widerstand. Sonst hätte der allererste Einsatz in Babylon bereits New Orleans, Sheffield, Stuttgart und Maut Davis’ Geburtsort auf Ganymed ausgelöscht!
    Überdenkt doch einmal, wie die durch Roms Zusammenbruch entstandene Lücke durch die imperialistischen und christianisierten Germanen ausgefüllt wurde. Nur ein erfahrener Dämonen-Historiker vermag in den meisten Zeitaltern den Unterschied zwischen der ehemaligen römisch- und der jetzigen gothisch-katholischen Kirche zu benennen. Wie Sie selbst von Griechenland sagten, Sir – es ist, als würde eine alte Melodie in eine etwas andere Tonart versetzt. Im Kielwasser der Großen Veränderung werden Kulturen und Individuen transportiert, das stimmt, doch bleiben sie im Wesentlichen, was sie waren, abgesehen von der üblichen Zahl bedauerlicher, aber statistisch bedeu tungsloser Unfälle.«
    »Also gut, ihr verdammten Gelehrten – vielleicht bin ich zu scharf rangegangen«, knurrte Bruce. »Aber wenn ihr mal etwas anders wollt, dann denkt doch ein mal an die niederträchtigen Methoden, zu denen wir in unserem wunderbaren Veränderungskrieg greifen. Churchill und Cleopatra vergiftet. Einstein als Baby gekidnappt!«
    »Die Schlangen haben damit angefangen«, erinnerte ich ihn.
    »Ja, und wir haben’s ihnen nachgemacht. Wie erfindungsreich läßt uns das dastehen!« gab er mit fast weiblicher Logik zurück. »Wenn wir Einstein brau chen, warum lassen wir ihn dann nicht auferstehen, warum behandeln wir ihn nicht wie einen Menschen?«
    Beau trug seine Kultur noch etwas dicker auf, als er jetzt sagte: » Pardonnez-moi, aber wenn Sie Ihren Status als Doppelgänger einen soupçon länger genossen haben, werden Sie begreifen, daß große Männer selten wiedererweckt werden können. Ihr Wesen ist kristallisiert, ihre Lebenslinien sind zu festgelegt.«
    »Verzeihen Sie, aber ich halte das für Quatsch. Ich glaube, daß die meisten bedeutenden Männer sich nicht auf einen Handel mit den Schlangen einlassen, auch nicht mit uns Spinnen. Für den Preis, der verlangt wird, schmähen sie die Wiederauferstehung.«
    »Mann, so groß sind die auch wieder nicht«, flüster te ich, während Beau glattzüngig fortfuhr: »Wie das auch sein mag, Sie haben die Wiedererweckung akzeptiert, Sir, und sind damit eine Verpflichtung eingegangen, die Sie als Gentleman honorieren müssen.«
    »Ja, ich habe die Wiedererweckung akzeptiert«, sag te Bruce, und ein Leuchten trat in seine Augen. »Als sie mich zehn Minuten vor meinem Tod aus meiner Linie im Passionstal holten, griff ich nach dem Lebensangebot wie ein Säufer nach dem erstem Drink am Morgen danach. Aber schon damals glaubte ich an die Chance, Fehler der Geschichte ungeschehen zu machen und für den Frieden zu arbeiten.« Seine Stimme wurde immer erregter. Etwas außerhalb unseres Kreises, das bemerkte ich erst jetzt, beobachtete ihn die Neue hingebungsvoll.
    »Aber wozu brauchten mich die Spinnen wirklich? Um neue Kriege auszufechten, immer wieder, um sie grausamer und schlimmer zu machen, um mit jeder Großen Veränderung die Sense des Todes noch weiter ausschwingen zu lassen, um uns ein wenig näher an den Tod des Kosmos heranzuarbeiten.«
    Sid berührte mein Handgelenk, und während Bruce weiter wütete, flüsterte er mir zu: »Welches Mittel, meinst du, mag diesen feuersprühenden Vulkan erfreu en und zum Erlöschen bringen? Um unserer Liebe willen bitt’ ich dich, find’s heraus.«
    Ohne den Blick von Bruce zu nehmen, flüsterte ich: »Ich kenne jemanden, der überglücklich wäre, sich seiner anzunehmen, wenn er sie nur wahrnähme.«
    »Die Neue, Schätzelchen? Wohl denn. Der Bursche redet wie ein aufgebrachter Engel. Das berührt mein Herz, und es gefällt mir nicht.«
    Bruce sagte heiser, aber deutlich: »Also werden wir zu Einsätzen in die Vergangenheit geschickt, und von jedem dieser Unternehmen wehen die Veränderungswinde in Richtung Zukunft, schnell oder langsam, je nach dem Widerstand, auf den sie treffen, manchmal wogen sie auch ineinander, und jeder Wind kann das Datum unseres eigenen Todes hinter das Datum unserer Wiedererweckung verschieben, so daß wir augenblicklich – sogar hier, außerhalb des Kosmos – vermodern oder verfaulen oder zu Staub zerfallen oder einfach verschwinden könnten. Der Wind, der unseren Namen trägt, mag durch die Tür zu uns
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