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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel
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den Flug über interstellare Entfernungen zu einem einträglichen Geschäft machten.
    Für diesen zweiten Abflug war das Große Temp fast ebenso überlaufen wie beim Triland-Abschied, doch das eigentliche Bankett war viel kleiner, zehn, fünfzehn Leute. Pham wusste, dass Ezr und Qiwi und Trixia und Viki die Sache klein genug arrangiert hatten, dass die Leute reden und gehört werden konnten. Es war vielleicht das letzte Mal, dass so viele von den überlebenden Hauptakteuren einander an einem Ort sahen.
     
    Der Festsaal des arachnischen Großen Temps war etwas Neues im Universum. Die Spinnen waren jetzt erst zweihundert Megasekunden im Weltraum, kaum sieben von ihren Jahren. Der Festsaal war ihr erster Versuch mit Erhabenheit in der Schwerkraft. Für die Biotechnik der Dschöng-Ho-Parks reichten ihre Fähigkeiten noch nicht. Eigentlich hatten die meisten Spinnen noch gar nicht begriffen, dass lebende Parks das größte Symbol für Macht und Kunstfertigkeit im Weltraum waren. Vielmehr hatten die Ingenieure des Königs Anleihen bei der anorganischen Bauweise der Dschöng Ho gemacht und versucht, ihre eigenen architektonischen Traditionen an die Schwerelosigkeit anzupassen. Binnen eines Jahrhunderts würden sie ihre Anstrengungen zweifellos als lachhaft betrachten. Oder vielleicht würden die Fehler Teil der Tradition werden.
    Die Außenwand war mosaikartig aus Hunderten von durchsichtigen Platten zusammengesetzt, gehalten von einem Strebennetz aus Titan. Manche bestanden aus Diamant, manche aus Quarz, manche waren für Phams Augen fast undurchsichtig. Die Spinnen bevorzugten immer noch direkte Ansichten. Bildtapeten und menschliche Abbildungstechniken wurden nicht annähernd ihrem Sichtspektrum gerecht. Die polyederförmige Oberfläche wölbte sich wie eine Blase von fünfzig Metern Durchmesser nach außen. An ihrer Basis hatten die Spinnenarchitekten eine in Terrassen gegliederte Erhebung errichtet, die zu den Bankett-Tischen an der Spitze anstieg.
    Nach arachnischen Maßstäben war die Steigung sanft, mit breit ausladenden Stufen. Für menschliche Augen war die Erhebung ein Hochsitz mit steil abfallenden Flanken, und die Treppen waren seltsame, breite Leitern. Doch die Gesamtwirkung war – für Menschen wie für Spinnen –, dass man, wo auch immer man um die Bankett-Tafel saß, auf den halben Himmel hinausschauen konnte. Das Große Temp war ein langgestrecktes Bauwerk, Gezeiten stabilisiert, und der Festsaal befand sich an dem der Arachna zugewandten Ende. Für jemanden, der genau nach oben schaute, füllte die Spinnenwelt einen Großteil des Blickfeldes. Für jemanden, der zur Seite blickte, bildeten der Felshaufen und die Temps der Menschen eine wohlgeordnete Ansammlung, jedes Jahr länger als zuvor. In der Gegenrichtung sah man die Königlichen Werften. Aus dieser Entfernung erschienen die Werften als formlose Zusammenballung von Lichtern, wo ab und zu winzige Blitze aufzuckten. Die Spinnen waren dabei, die Werkzeuge zur Herstellung von Werkzeugen zu bauen. In vielleicht einem weiteren Jahr würden sie die Mittelachse für ihr erstes Staustrahlschiff in Angriff nehmen.
    Anne und Pham trafen exakt zur festgelegten Zeit ein. Das Bankett mochte zwar klein sein, doch die Gastgeber hatten es als förmlich deklariert. Sie schwebten die Erhebung hinan, vorbei an Stufe um Stufe, berührten hin und wieder die Treppen, um Richtung auf den runden Tisch an der Spitze zu halten. Die Gastgeber waren bereits zugegen, Trixia und Viki, Qiwi und Ezr, ebenso die anderen Gäste, Arachner wie auch Menschen. Anne und Pham kamen wie vorgesehen als Letzte, die Gäste des Abschieds.
    Nachdem sie Platz genommen hatten, kamen Spinnen als Servierer aus der Basis der Erhebung und brachten eine Auswahl verschiedener Spinnen- und Menschenspeisen. Die beiden Arten konnten tatsächlich miteinander essen, wenngleich jede die Nahrung der anderen größtenteils grotesk fand.
    Sie aßen die Hors d’ceuvres nach Spinnentradition schweigend. Dann erhob sich Trixia Bonsol von ihrem Platz unter den Spinnen und hielt eine vorbereitete Rede, so würdevoll wie nur irgendeine bei Jirlibs Abschied. Pham stöhnte lautlos. Außer Belga Untersiedel waren hier alle eng befreundet. Er wusste, dass sie wohl kaum förmlicher als er selbst waren. Doch dem Anlass eignete eine Traurigkeit, und die schien größer zu sein, als es selbst bei einem normalen Abschied sein sollte. Er schaute sich verstohlen am Tisch um. So ernst, die Menschen in der Gesellschaftskleidung
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