Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
frei.
    »Aber…« Trixia machte eine weit ausholende Geste zu dem gekippten Land vor ihnen. »Scherkaner klang für mich vernünftig, sogar am Ende, als alles in Stücke fiel.« Sie sprach in derselben Zwischensprache, die sie hörte. Der Anzugprozessor kümmerte sich um die Lautverschiebung zu dem, was Viki hörte.
    »Wandertiefe kann so sein«, sagte Viktoria. »Er hatte gerade eben Mama verloren. Nishnimor und Jaybert und das Gegenlauer-Zentrum waren gerade unter ihm weggesprengt worden.«
    Im unteren Teil ihres Blickfelds sah Trixia Vikis Vorderarme zucken. Das war das Pendant zu zusammengepressten Lippen, jemand, der mit Schmerz konfrontiert ist. In den Jahren ihrer Fokussierung hatte sie sich immer vorgestellt, sie spräche mit ihnen von Kopf zu Kopf, auf gleicher Höhe. In der Schwerelosigkeit funktionierte es ungefähr so. Aber auf dem Planeten… nun ja, Menschenkörper erstreckten sich nach oben und Spinnenkörper zur Seite. Wenn sie den Blick nicht gesenkt hielt, entging ihr der ›Gesichtsausdruck‹ – schlimmer noch, sie konnte einfach über ihre besten Freunde stolpern.
    »Danke, dass du mitgekommen bist, Trixia.« Die Hinweise in der Zwischensprache zeigten, dass Vikis Stimme bebte. »Ich bin früher hier und in Südende gewesen, offiziell und mit meinen Geschwistern. Wir haben einander versprochen, es eine Weile auf sich beruhen zu lassen, aber… ich kann nicht… und ich kann mich dem auch nicht allein stellen.«
    Trixia wackelte auf eine Weise mit der Hand, die Trost bedeutete, Verständnis. »Ich wollte schon immer hierher kommen, seit ich aus dem Fokus kam. Endlich fühle ich mich als Person, und wenn ich mit dir zusammen bin, ist es, als hätte ich eine Familie.«
    Einer von Vikis freien Armen langte hoch, um Trixias Ellbogen zu rubbeln. »Für mich bist du immer eine Person gewesen. Ich erinnere mich, wie es war, als Gokna starb, als uns die Generalin von dir erzählt hat. Papa zeigte uns die Aufzeichnungen, bis zurück, als du zum ersten Mal mit ihm Kontakt aufgenommen hast. Damals hielt er euch Übersetzer noch für eine Art Künstliche Intelligenz. Doch mir bist du als eine Person erschienen, und ich merkte, dass du Papa sehr gern hattest.«
    Trixia machte eine Geste des Lächelns. »Der gute Scherk war sich so sicher, es gäbe unmögliche Dinge wie KI. Für mich war der Fokus wie ein Traum. Mein Auftrag lautete, euch Spinnen perfekt zu verstehen, und die Gefühle stellten sich dabei ganz von selbst ein. Es war die Nebenwirkung, mit der Tomas Nau nie gerechnet hatte.« Die Persönlichkeit als Spinne war langsam gekommen, hatte mit jedem Fortschritt bei der Sprachkenntnis zugenommen. Die Rundfunkdebatte war der Wendepunkt gewesen, wo Trixia und Zinmin Broute und die anderen tatsächlich umgewandelt worden waren und bei der Vervollkommnung ihres Könnens den Standpunkt der Spinnen eingenommen hatten. Es tut mir Leid, Xopi. Wir waren fokussiert, und plötzlich warst du der Feind. Als wir deine MRT-Codes durcheinanderbrachten, wussten wir nicht wirklich, dass wir dich ermordeten. Jeder von uns hätte der Übersetzer für Pedure sein können, jeder von uns hätte an deiner Stelle sein können. Und das war der Zeitpunkt gewesen, als Trixia zum ersten Mal die Kommunikationsverbindungen entlang zum Planeten vorgedrungen war und sich Scherkaner Unterberg offenbart hatte.
    Der glatte Fels war jetzt zerklüftet und hob sich zum Hang hin. Flecken von Schnee und Klüfte waren zu erkennen, die im Schatten von Sonnen- und Sternenlicht lagen. Viktoria und Trixia kraxelten über die niedrigeren Felsbrocken des Berges und spähten in die Schatten. Es war keine ernst gemeinte Suche, eher ein Akt der Reverenz. Die Gegend war viele Tage zuvor vollständig aus der Luft und aus der Umlaufbahn durchgemustert worden.
    »Glaubst du… glaubst du, dass wir ihn jemals finden werden, Viktoria?« Die meisten Jahre ihrer Fokussierung hindurch war Scherkaner Unterberg der Mittelpunkt von Trixia Bonsols Universum gewesen. Anne Reynolt oder den vielhundertfachen treuen Besuch von Ezr hatte sie kaum wahrgenommen, doch Scherkaner Unterberg war real gewesen. Sie erinnerte sich an den alten Kupp, der einen Geleitkäfer brauchte, um nicht im Kreis zu gehen. Wie konnte er fort sein?
    Viktoria schwieg einen Moment lang. Sie war etliche Meter den Berghang hinaufgegangen. Wie alle von ihrer Art war sie übermenschlich gut im Bergsteigen. »Ja, früher oder später. Wir wissen, dass er nicht an der Oberfläche ist. Vielleicht…
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher