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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
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sagte er zornig, bevor er sich eine weitere Gabel in den Mund schob.
    »Aber vergiss nicht Laura Jane«, erinnerte Caroline ihn leise. Um nicht länger im Türrahmen zu stehen, zwang sie sich, die Küche zu betreten. Sie wollte nicht, dass Rink merkte, wie sehr seine Anwesenheit sie in ihrem eigenen Heim einschüchterte. Sie war noch nicht die Witwe von Roscoe, und als seine Ehefrau hatte sie schließlich jedes Recht, hier zu sein. Sie ging zum Kühlschrank und schenkte sich von dort noch ein Glas Eistee ein, obwohl sie gar keinen Durst hatte.
    »Gott sei ihrem Herzchen gnädig, Rink«, steuerte Mrs. Haney bei und polierte ein bereits glänzendes Glas. »Sie prügelt mich jeden Tag zum Briefkasten, um nachzusehen, ob ein Brief von dir drin ist. Ihretwegen hättest du nicht so lange wegbleiben dürfen, egal, wie schrecklich dein Vater und du gestritten habt.«
    »Ich fand es entsetzlich, dass ich nicht für sie da war. Geht es ihr gut?«
    »Sicher, sicher. Sie ist wunderschön.«
    »Das meine ich nicht.«
    Mrs. Haney stellte das Glas krachend auf der Theke ab.

     
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte sie gepresst. »Und ja, es geht ihr gut. Auf die Art, wie du in deinen Briefen nach ihr gefragt hast, kann ich dir sagen, dass du keine Ahnung hast, was wirklich mit Laura Jane los ist. Sie hatte vielleicht nicht das Zeug für all das Schulbuchwissen, aber sie ist schlau wie ein Fuchs in anderen Dingen. Du warst nicht hier, um auf sie aufzupassen, aber du bist so besitzergreifend wie eine Bärin, die ihr Junges verteidigt. Aber pass bloß auf! Sie ist jetzt erwachsen und nimmt es dir vielleicht übel, wenn du sie wie einen zerbrechlichen Gegenstand behandeln willst. Sie ist eine wunderschöne junge Frau. Wenn sie unter Menschen käme, würden sicherlich nur wenige merken, dass sie anders ist.«
    »Aber sie ist es«, beharrte er.
    »Nicht so sehr anders«, sagte Caroline. »Sie weiß genau, was vor sich geht, aber ihre zarten Gefühle machen sie zerbrechlich. Ich mache mir mehr Sorgen über ihre Verletzbarkeit als über ihre geistigen Defizite. Wenn jemand, den sie liebt, sie enttäuschen würde, käme sie möglicherweise darüber nicht hinweg.«
    Sein Blick war die ganze Zeit fest auf ihre Augen gerichtet, während er sich mit der Leinenserviette den Mund abwischte, diese anschließend zur Seite warf und seinen Stuhl vom Tisch wegstieß. »Vielen Dank für diese Predigt, Schwester Caroline. Ich werde es mir zu Herzen nehmen.«
    »Ich meinte nicht unbedingt …«
    »Natürlich hast du das«, blaffte er, griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich eine Tasse davon ein.
    »Rink Lancaster, du hast kein Recht, so auf Caroline loszugehen.« Mrs. Haney war über diese sofortige Antipathie zwischen den beiden entsetzt. Sie kannten sich kaum fünf Minuten, und schon flogen jedes Mal, wenn sie sich ansahen,
die Funken. Wahrscheinlich konnte Rink sich nicht damit anfreunden, dass sein Vater sich eine so junge Frau wie Caroline genommen hatte. Aber er war doch vor zwölf Jahren fortgegangen. Welchen Unterschied machte Roscoes Ehe dann für ihn? Es sei denn, es hatte mit The Retreat zu tun. »Wo sind die Manieren geblieben, die deine Mama und ich dir beigebracht haben? Erinnere dich, dass Caroline die Ehefrau deines Vaters ist und daher deinen Respekt verdient.«
    Rink zog einen Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln hoch und sagte, den Blick immer noch auf Caroline gerichtet: »Meine Stiefmutter. Wie kann ich das nur immer wieder vergessen?«
    »Da kommt Laura Jane«, warnte Mrs. Haney mit einem besorgten Blick auf die beiden in der Küche. »Reg sie nicht auf, Rink. Einen Schock hat sie heute schon bekommen, und sie hat ihn gut weggesteckt.«
    Laura Janes sanfte Stimme schwebte ihr durch die Fliegengittertür voraus. Sie erstarrte, ihr schlanker Körper wirkte wie eine griechische Statue, wie sie dort in der Tür stand und ihren Bruder ansah. Einen Moment lang blieb ihr Gesicht ausdruckslos, dann begann es zu glühen, und dieses Glühen bahnte sich seinen Weg über ihre Wangen bis in ihre Augen und wurde zu einem strahlenden Lächeln.
    »Rink«, flüsterte sie.
    Sie schmiegte sich an ihn, legte ihre dünnen Ärmchen um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemdkragen. Er schlang seine Arme um sie und schaukelte sie hin und her, während er sie eng an sich gedrückt hielt. Seine Augen hatte er fest zusammengekniffen, um seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Laura Jane löste sich als Erste aus der Umarmung. Mit
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