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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
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ihren Körper, untersuchte sie, taxierte sie. Wie ein warmer Brandy durchrieselte dieser Blick sie und berührte sie überall. Er sagte leise: »Na, und du? Du bist jetzt auch erwachsen, nicht wahr, Caroline? Eine Frau.«
    Zu seinem Erstaunen sah sie noch genauso aus wie damals. Die Schönheit, die sie als Fünfzehnjährige besaß, als er sie kannte, war nur weicher geworden. Er hatte gehofft, sie würde dick, ungepflegt, altbacken sein, mit farblosem Haar und breiten Hüften. Stattdessen war sie immer noch zierlich und hatte eine Wespentaille. Ihre Brüste waren voll, weich und rund, und verlockten dazu, sie zu berühren. Verdammt! Wie oft hatte sein Vater sie angefasst?

    Langsam nahm er eine Stufe nach der anderen, wie ein Raubtier, das nicht hungrig war, sondern seine Beute lediglich quälen wollte. Seine goldenen Augen, die in der Dunkelheit glühten, waren fest auf ihre gerichtet. Auf seinen breiten, sinnlichen Lippen lag ein listiges, wissendes Lächeln, als ob er ahnte, dass sie sich an Dinge erinnerte, die sie lieber vergessen wollte, wie sich zum Beispiel seine Lippen auf ihrem Mund, auf ihrem Hals, auf ihren Brüsten anfühlten.
    Sie drehte sich auf dem Absatz herum. »Ich werde Mrs. Haney rufen. Sie wird …«
    Doch er umfasste fest ihr Handgelenk, hielt sie zurück und zwang sie, sich ihm zuzuwenden und ihn anzusehen. »Warte eine Minute«, sagte er sanft. »Glaubst du nicht, dass wir uns nach zwölf Jahren etwas herzlicher begrüßen könnten?«
    Seine freie Hand legte sich um ihren Nacken und zog ihren Kopf gefährlich nahe an seinen heran. »Denk dran, wir sind jetzt verwandt«, bemerkte er spöttisch. Dann waren seine Lippen plötzlich auf ihren. Er nahm brutal von ihnen Besitz, um Caroline für all die vielen Nächte zu bestrafen, die er an sie hatte denken müssen, an seine unberührte Caroline, die ihr Bett mit seinem eigenen Vater teilte.
    Ihre Fäuste bohrten sich in seine Brust. In ihren Ohren rauschte es. Ihre Knie wurden weich. Sie kämpfte gegen ihn. Viel stärker kämpfte sie jedoch gegen sich selbst, weil sie ihre Arme um seinen Hals werfen und ihn ganz fest halten wollte, weil sie wieder den Zauber seiner Umarmung spüren wollte.
    Aber dies war keine Umarmung, dies war eine Beleidigung. Sie musste all ihre Kräfte aufbringen, um ihren Mund zu befreien.

    Als sie es geschafft hatte, schob er seine Hände in die Jeanstaschen und grinste spöttisch, während er ihren empörten Gesichtsausdruck und ihre lädierten Lippen betrachtete. Schleppend sagte er: »Hallo, Mom.«

2
    C aroline rang nach Luft, denn sie war wütend und fühlte sich erniedrigt. »Wie mies von dir, das zu sagen! Wie kannst du nur so ekelhaft sein?«
    »Wie konntest du den gemeinen alten Mann heiraten, der zufällig mein Vater ist?«
    »Er ist nicht gemein. Zu mir war er immer sehr gut.«
    Sein Gelächter klang wie ein kurzes Bellen. »Oh ja, ich kann sehen, wie gut er zu dir gewesen ist. Sind das Perlenstecker? Und das hier ein Diamantring?« Er zeigte auf ihre Ohrläppchen und ihren rechten Ringfinger. »Du bist ganz schön was geworden, nicht wahr, Caroline? Du wohnst jetzt hier, in The Retreat . Und hast du mir nicht einmal gesagt, du würdest alles dafür geben, in einem Haus wie diesem zu leben?« Er beugte sich zu ihr herunter und sprach mit knurrender Stimme weiter. »Lass mich doch mal raten, was du dafür getan hast, damit mein Vater dich geheiratet hat.«
    Sie haute ihm eine runter. Es war geschehen, bevor sie darüber nachdenken konnte. In einem Moment spuckte er seine Schmähungen heraus, im nächsten Moment knallte ihre Handfläche auf seine Wange, so hart, dass ihre Hand brannte und sie hoffte, dass ihm der Schlag ebenso wehtat.
    Er tat einen Schritt zurück und bedachte sie mit einem
hämischen Grinsen, das sie sogar noch wütender machte als seine herablassenden Worte. »Was immer es war, das ich ihm gegeben habe, es war mehr, als er von dir in den letzten zwölf Jahren bekommen hat. Er war am Boden zerstört, allein in diesem Haus, wo er sich nach dir verzehrte.«
    Er lachte erneut. »Verzehrte? Das ist wirklich gut, Caroline. Verzehrte.« Er beugte ein Knie, sodass sich sein Gewicht auf ein Bein verlagerte. Er verschränkte die Arme vor der Brust, senkte den Kopf und sprach in seiner überheblichen Art weiter. »Warum bloß fällt es mir so schwer, mir meinen Vater vorzustellen, wie er sich nach irgendetwas verzehrt? Besonders nach meiner Anwesenheit?«
    »Ich bin überzeugt, er hätte dich lieber hier
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