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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
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gehabt.«
    »Er war ebenso wie ich froh darüber, dass ich fortging«, sagte er barsch. »Also erspare mir bitte weitere Sentimentalitäten. Wenn du meinst, ich hätte Roscoe gefehlt, dann versichere ich dir, hast du dir das nur eingebildet.«
    »Ich weiß nicht, worüber ihr damals gestritten habt, aber er ist jetzt krank, Rink. Sterbenskrank. Mach die ganze Sache bitte nicht noch schwerer, als sie schon ist.«
    »Wer kam auf die Idee, mich zu rufen, warst du es oder Granger?«
    »Roscoe.«
    »Das hat Granger mir auch gesagt, aber ich glaube euch nicht.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Dann liegt es auf der Hand, dass er Hintergedanken dabei hatte.«
    »Roscoe möchte noch einmal seinen Sohn sehen, bevor er stirbt!«, rief sie aus. »Das ist der einzige Grund.«
    »Nicht für Roscoe, nein. Er ist ein durchtriebener, berechnender
Bastard, und wenn er mich hierhaben möchte, um ihm beim Sterben zuzusehen, dann glaub mir, hat er einen Grund dafür.«
    »Du solltest nicht auf diese Art mit mir über ihn sprechen. Er ist schließlich mein Ehemann.«
    »Das ist dein Problem.«
    »Caroline? Wer ist - Oh, mein Gott. Rink! « Mrs. Haney raste durch die Gittertür und riss Rink in einer Umarmung an sich, die einen weniger starken Mann schier erdrückt hätte. Er zog sie ebenso fest an sich. Caroline kamen die Tränen, als sie beobachtete, wie seine bittere, höhnische Miene einem munteren Grinsen wich. Seine goldenen Augen leuchteten vor Glück, und er lächelte so breit, dass seine weißen Zähne zu sehen waren.
    »Mrs. Haney! Oh Gott, wie habe ich Sie vermisst!«
    »Du hättest ruhig öfter schreiben können«, schnüffelte sie, riss sich zusammen und versuchte, entrüstet auszusehen.
    »Es tut mir wirklich sehr leid«, sagte er kleinlaut, wobei seine Augen genauso schelmisch funkelten wie damals, wenn die Haushälterin ihn mal wieder beim Stibitzen von Süßigkeiten erwischt hatte. Wodurch er dann jedes Mal davonkam. So wie jetzt.
     
    »Wie ich sehe, hast du Caroline bereits kennengelernt«, sagte Mrs. Haney und strahlte sie beide an.
    »Oh ja. Ich habe Caroline getroffen. Wir werden uns schon bald besser kennenlernen.«
    Der Haushälterin entging der Blick, den er Caroline zuwarf. »Du hast nicht anständig gegessen, das kann ich sehen. Verdienst mehr als genug, ständig ist dein Bild in den Zeitungen zu sehen, aber immer noch siehst du aus, als ob du
nie eine richtige Mahlzeit bekommen würdest. Na los, wir gehen hinein. Ich habe dir das Abendessen warm gehalten.«
    »Und es riecht auch nach Pekannusskuchen«, zog er sie auf und schubste sie durch die Tür.
    »Den habe ich aber nicht extra für dich gebacken.«
    »Aber Mrs. Haney! Sie und ich, wir beide wissen das doch besser.«
    »Und es ist reiner Zufall, dass wir heute Abend Hühnchen-Gumbo hatten.«
    Nach Carolines Einzug als neue Herrin von The Retreat hatte sie sich wochenlang als Gast dort gefühlt, der nicht wirklich dorthin gehört. Seitdem waren viele Monate vergangen. Laura Jane hatte sie als Freundin akzeptiert, und Mrs. Haney mochte sie inzwischen. Aber in diesem Moment, in dem sie Rink in seinem Zuhause sah und hörte, wie seine Stiefelabsätze auf dem antiken Hartholzboden hallten, wie seine Stimme von den hohen Zimmerdecken zurückgeworfen wurde, kam sie sich wieder wie ein Eindringling vor. Rink gehörte hierher. Sie nicht.
    Als sie ihnen schließlich in die Küche folgte, hatte Mrs. Haney Rink an dem großen, runden Eichentisch Platz nehmen lassen und ihm einen gehäuften Teller vor die Nase gestellt. Er sah sich im Zimmer um.
    »Es hat sich nichts verändert«, sagte er in einem warmen Tonfall.
    »Vor einigen Jahren habe ich der Küche einen neuen Anstrich verpassen lassen«, erklärte ihm Mrs. Haney. »Aber ich habe Mr. Lancaster gleich gesagt, dass ich keine andere Farbe haben wollte. Ich wollte, dass alles gleich bliebe für den Tag, an dem du zurückkommen würdest.«
    Rink schluckte und schob eine Gabel voll Hühnchen-Gumbo
auf seinem Teller hin und her. »Ich bin aber nicht für immer heimgekommen, Mrs. Haney. Nur bis Vater … sich wieder beruhigt hat.«
    Mrs. Haney hielt einen Moment inne, obwohl sie sonst nie stillstand, sondern immer mit etwas beschäftigt war. Sie sah den Mann an, als ob er immer noch der Junge sei, der in ihre Obhut gegeben worden war. »Ich möchte nicht, dass du dich gleich wieder aus dem Staub machst, Rink. Du gehört hierher.«
    Sein Blick flog zu Caroline, dann wieder zu seinem Teller.
    »Hier hält mich nichts mehr«,
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