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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht
Autoren: Sandra Brown
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Laura Jane waren ineinander verliebt. Sie schüttelte den Kopf und trat lächelnd in die Halle. Das Telefon läutete. Sie nahm automatisch ab, bevor Mrs. Haney drangehen konnte. »Hallo?«
    »Caroline, Granger hier.«
    »Ja?«
    »Ich habe mit Rink gesprochen. Er kommt irgendwann heute Abend an.«
    Es schien, dass an diesem Nachmittag eine Million Dinge erledigt werden mussten, eine Million Personen mussten benachrichtigt werden. Roscoe hatte außer seinem Sohn und seiner Tochter keine lebenden Verwandten mehr. Aber jeder im Bezirk und viele Menschen im Staat Mississippi würden von Roscoes Erkrankung erfahren wollen. Caroline teilte sich die Liste der anstehenden Telefonate mit Granger und verbrachte viel Zeit mit deren Erledigung.
     
    »Mrs. Haney, würden Sie bitte Rinks altes Zimmer auf Vordermann bringen. Er wird heute Abend nach Hause kommen.«
    Als sie das hörte, brach die Haushälterin in Freudentränen aus. »Gelobt sei der Herr, gepriesen sei der Herr. Ich habe immer gebetet, dass der Tag kommt, an dem mein Baby nach Hause zurückkehrt. Seine Mama wird heute im Himmel tanzen. Oh ja, das wird sie sicher. Ich muss nur das Bett frisch beziehen, denn ich habe das Zimmer immer sauber gehalten für den Tag, an dem er zurückkommt. Oh mein Gott, ich kann es kaum erwarten, ihn zu sehen.«
    Caroline versuchte, nicht an den Augenblick zu denken, wenn sie den verlorenen Sohn ansehen musste, mit ihm
sprechen sollte. Sie lenkte sich schnell mit der Vielzahl anderer Aufgaben ab, die zu erledigen waren.
    Sie dachte auch nicht an Roscoes bevorstehenden Tod. Das würde sie später tun, wenn sie allein war. Nicht einmal, als sie später am Nachmittag noch einmal ins Krankenhaus fuhr und an seinem Bett saß, ließ sie den Gedanken zu, dass er diesen Ort niemals wieder verlassen würde. Er stand noch immer unter dem Einfluss des Narkosemittels, aber sie meinte, einen leichten Gegendruck gespürt zu haben, als sie zum Abschied seine Hand ergriff und sie drückte.
    Beim Abendessen erzählte sie Laura Jane von Rinks bevorstehender Rückkehr. Das Mädchen schnellte aus seinem Stuhl, packte Mrs. Haney und wirbelte sie durch das ganze Zimmer. »Er hat mir versprochen, dass er eines Tages zurückkommt, richtig, Mrs. Haney? Rink kommt heim ! Das muss ich Steve erzählen.« Sie raste durch die Hintertür hinaus in Richtung der Ställe, wo Steves Wohnung lag.
    »Das Mädchen wird noch als lästige Fliege angesehen, wenn sie diesen jungen Mann nicht in Ruhe lässt.«
    Caroline lächelte geheimnisvoll. »Das glaube ich nicht.« Mrs. Haney zog fragend eine Augenbraue hoch, aber Caroline ging nicht näher darauf ein. Sie nahm ihren Eistee, in dem ein Minzzweiglein schwamm, und ging damit auf die Veranda hinaus. Als sie sich in einem Schaukelstuhl niederließ, fiel ihr Kopf nach hinten auf ein geblümtes Kissen und sie schloss die Augen.
    Diese Tageszeit war ihr die liebste auf The Retreat : der frühe Abend, wenn die Lichter aus dem Inneren des Hauses durch die Fenster schienen und die Glasscheiben in Juwelen verwandelten. Die Schatten waren lang und dunkel, einer ging in den anderen über, sodass es keine scharfen Kanten
oder exakte Umrisse gab. Der Himmel über ihr leuchtete in einem ungewöhnlichen und wundervollen Violett, dicht und undurchdringlich. Die Bäume standen wie schwarze Radierungen dagegen. Vom Nebenlauf des Flusses her hörte man das heisere Quaken der Ochsenfrösche, die Zikaden füllten mit ihren schrillen Soprantönen die windstille, feuchte Luft. Die Fruchtbarkeit der Erde konnte man riechen, und aus jeder einzelnen Blüte stieg ein einzigartiger und berauschender Duft empor.
    Nach einer ausgedehnten Ruhepause öffnete Caroline ihre Augen. Und erblickte ihn.
    Er stand reglos unter den Ästen einer ausladenden Eiche. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Sicht war schlagartig verschwommen. Sie war sich nicht sicher, ob er wirklich dort stand oder ob sie ein Trugbild erblickte. Ihr wurde ganz schwindlig, und sie verstärkte ihren Griff um das rutschige Glas mit dem Eistee fester, damit es ihr nicht durch die kalten, steifen Finger rutschte.
    Er stieß sich von Stamm der Eiche ab und bewegte sich geräuschlos wie ein Panther auf sie zu, bis er an den steinernen Stufen stand, die auf die Veranda führten.
    Er war nur ein Schatten unter vielen, aber seine klare maskuline Figur konnte man nicht übersehen, wie er da mit weit gespreizten Beinen stand. Körperlich hatten ihm die letzten Jahre nichts ausmachen können. Er
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