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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe
Autoren: Monika Beer
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Messingleuchter, an dessen Armen
viele kleine Glastropfen baumelten. Der alte weiße Kleiderschrank und die
taubenblauen Vorleger auf den hellen Holzdielen verwandelten das Zimmer fast in
eine Puppenstube. An der Wand hing ein gerahmtes Poster von Chagalls blauem
„Traum der Liebenden“.
    Im weiß und dunkelgrün gekachelten Badezimmer lud eine große
Badewanne zu einem Erholungsbad ein. Weiche Handtücher stapelten sich in einem
Regal. Alles blitzte vor Sauberkeit.
    Der Wohnraum mit der kleinen Kochnische war mit stilvollen
dunklen Holzmöbeln eingerichtet, die auf Hochglanz poliert waren. Fensterbänke,
Schrank und Nischen standen voll mit großen geblümten Vasen, Kerzenleuchtern,
Porzellanfiguren und anderem Nippes.
    Sabine und Andrea verschlug der Anblick dieses liebevoll
eingerichteten Ambientes fast die Sprache und glücklich über diesen
„Volltreffer“, mieteten sie ihn gleich bis zu ihrer Abreise in vier Tagen.
    Aus dem Badezimmer erklang der fröhliche Gesang von Sabine,
die sich in einem Schaumbad aalte.
    Andrea hatte dieses Vergnügen bereits hinter sich und machte
es sich unter der frischen weißen Bettwäsche gemütlich. Sie griff zu ihrem
Handy und wählte, mit leicht klopfendem Herzen, Sebastians Nummer.
    Es dauerte lange, bis er sich meldete. Die Verbindung war
sehr schlecht.
    „Wir sind… Abend in Finisterre … Michael…“, verstand sie, und
dann war Michael am Apparat: „Hallo?“
    „Wir sind in Santiago“, schrie sie in den Apparat, „und
können morgen Nachmittag in Finisterre sein.“
    „…ein anderes Mal… versuchen…“, hörte sie seine Stimme und
dann drang nur noch ein rauschendes Tuten an ihr Ohr.
    „So ein Mist“, schimpfte sie und drückte eine Kurznachricht
in die Tasten.
    Schon nach wenigen Minuten erhielt sie eine kurze Antwort:
„Morgen Abend Wiedersehen in Finisterre. Wir freuen uns. M. S. H.“ Andrea
freute sich auch.
    Der Besuch des Pilgergottesdienstes in der Kathedrale gehörte
wie die Compostela selbstverständlich zum Abschluss jeder Pilgerreise.
    Auf dem Weg dorthin kam ihnen ein an zwei Wanderstöcken
hinkender Mann entgegen, der einen Rucksack und einen großen Cowboyhut trug.
    „Wie heißt es doch so schön?“, fragte Andrea.
    „Auf dem Camino begegnet man sich immer mehrmals“,
beantwortete Max die Frage und legte seine Stöcke auf die Erde, um die beiden
Freundinnen mit einer Umarmung begrüßen zu können. „Es ist schön, dass ich euch
noch einmal sehe. Ich bin nämlich auf dem Weg zum Taxistand. Mein Flugzeug
fliegt in zweieinhalb Stunden nach Frankfurt zurück.“
    „Geraldine hat uns von deinem Unfall erzählt“, sagte Sabine.
    „Ja, mein Knie musste operiert werden. Ich war vier Tage im
Krankenhaus. Mit Bandage und Krücken bin ich anschließend nach Finisterre
gefahren und habe mir noch drei Tage Meeresrauschen im Liegestuhl und einen
schönen Sonnenuntergang gegönnt. Heute fliege ich planmäßig nach Hause“, erzählte
er auf seine muntere, unbekümmerte Art.
    „Das tut mir leid für dich“, bedauerte Sabine.
    Max winkte ab: „Es sollte wohl so sein. Aber ich habe eine
riesengroße Bitte an euch: Erwähnt bitte niemals in einer Mail oder einem
Gespräch meinen hiesigen Krankenhausaufenthalt. Das würde meiner Frau nämlich
einen großen Schrecken einjagen, und das möchte ich ihr ersparen. Wenn sie die
Wörter „Operation“ und „Krankenhaus“ nur hört, bekommt sie schon fast einen
Herzinfarkt. Ich habe nämlich die vergangenen zwei Jahre so häufig in
Krankenhäusern verbracht, dass sie sich nur unnötige Sorgen machen würde.“
    Sabine blieb ‚der Mund offen stehen‘. Bevor sie sich wieder
gefangen hatte, fragte Andrea bereits: „Weshalb warst du denn so oft im
Krankenhaus?“
    „Ich hatte Leukämie, aber es ist noch einmal gut gegangen mit
mir. Deshalb bin ich den Jakobsweg gelaufen“, antwortete er in einem Tonfall,
als hätte er von einer Erkältung geredet, „so, und jetzt muss ich weiter.“
    Er nahm Sabine in seinen freien Arm und drückte ihr einen
Kuss auf den Mund.
    „Tschüss, meine Liebe. Ich melde mich.“
    „Mach’s gut und komm gesund nach Hause“, antwortete sie etwas
verdattert und sah zu, wie er sich von Andrea verabschiedete und eilig davon
humpelte.
    „Jetzt bin ich platt!“, wunderte sich Sabine, nachdem Max in
der Menschenmenge verschwunden war, „der Mann ist immer für eine Überraschung
gut.“
    „Bist du enttäuscht?“, wollte Andrea wissen.
    „Nein. Warum sollte ich?“, Sabine
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