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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle
Autoren: Paula Fabian
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sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. »Der Boss bin ich, und das wird auch so bleiben.«
    »Ich wollte doch nur verhindern, dass du schon wieder auf die Sorte Mann reinfällst, auf die du bisher immer reingefallen bist.«
    »Du weißt doch überhaupt nicht, wie dieser Richard ist.«
    »Das kann ich dir jetzt schon sagen: Der hat doch bestimmt an jedem Finger eine.«
    »Ist aber auch möglich, dass nicht.« In diesem Augenblick klingelte es an meiner Tür. Als ich öffnete, stand eine ungefähr 1,80 m große Blondine mit langen, wallenden Haaren und Endlosbeinen vor mir.
    »Tschuldigung«, sagte sie und zeigte dabei eine Reihe makelloser Zähne. »Ich wollte eigentlich zu Richard?«
    Ich deutete auf die Tür auf der anderen Seite des Flures. »Der wohnt da.«
    »Danke«, erwiderte sie und schenkte mir noch ein madonnenhaftes Lächeln, ehe sie sich umdrehte. Sie klingelte bei meinem neuen Nachbarn und fiel ihm, kaum hatte er die Tür geöffnet, um den Hals. »Richard!« Küsschen links, Küsschen rechts. »Ich musste doch unbedingt mal schauen, wie dein neues Zuhause ist!«
    »Noch Fragen?« spottete Zwo.

Attacke!
    Kaum hatte ich am nächsten Morgen mühsam einen Fuß aus dem Bett gesetzt, ging Zwo mir schon auf die Nerven.
    »So, Lisa, heute wird’s ernst!« begrüßte sie mich in freudiger Erwartung. »Heute machst du dich an Jan Petersen ran.« Ich erstarrte in meiner Bewegung und ließ mich in die Kissen zurücksinken. Hatte ich das also doch nicht nur geträumt – zu schade!
    Zwo meinte es tatsächlich ernst. Sie bestand darauf, dass ich meine Haare auf Papilloten drehte (und das am frühen Morgen!), nach dem Zähneputzen Zahnseide benutzte und mein teuerstes Parfüm auflegte. Außerdem ließ sie sich nicht davon abbringen, dass ich statt meiner üblichen Jeans heute einen kurzen Rock anzog – das kleine Kampfoutfit, wie Zwo mir erklärte.
    »Ich soll ihn doch heute nur fragen, ob er am Samstag Zeit hat«, stellte ich fest. »Wenn ich mich jetzt schon so aufrüsche, wie soll ich das dann noch übertreffen.«
    »Erst einmal muss er ›ja‹ sagen, das ist das Wichtigste«, wurde ich sogleich von Zwo belehrt. »Außerdem kannst du dir für Samstag dann ja auch noch etwas Neues kaufen.«
    »Sicher, wirf nur mein Geld mit beiden Händen zum Fenster raus!« Als plötzlich vor meinem inneren Auge ein paar sündhaft teure Designerfähnchen auftauchten, beschloss ich, Zwo lieber nicht weiter auf dumme Ideen zu bringen.
    »Wow!« entfuhr es Henry, als er mir im Studio entgegen kam. »Was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja aus wie eine Frau!«
    »Vielen Dank, das Kompliment gebe ich gern zurück«, entfuhr es mir sauertöpfisch. Das fehlte mir noch, dass sich dieser Lackaffe Henry über mich lustig machte.
    »Verzeihung, ich wollte nur nett sein.«
    »Ist dir mal wieder misslungen.«
    »Wusste nicht, dass du etwas dagegen hast, als Frau bezeichnet zu werden.« Jedenfalls dann, wenn es von dir kommt, dachte ich, sagte aber nichts. »Ist ja auch egal«, winkte er ab. »Wie macht sich denn mein Cousin?«
    »Du meinst Jan? Kann ich noch nicht viel zu sagen, er ist ja erst seit gestern hier.«
    »Glaub mir, der Junge ist ein Schreibtalent.«
    »Sicher«, erwiderte ich matt.
    »Hoffentlich hat er noch andere Talente«, fügte Zwo kichernd hinzu.
    Als ich ins Büro kam, waren die anderen bereits konzentriert in ihre Arbeit vertieft. »Morgen, Lisa«, grunzten sie kollektiv, ohne auch nur aufzublicken. Nur Jan schenkte mir ein freundliches Lächeln.
    »Hi, Lisa«, begrüßte er mich. »Ich hab dein letztes Treatment durchgelesen, ist ja echt klasse!« Nun, so etwas hörte ich gern. »Das freut mich«, dankte ich ihm huldvoll.
    Jan plapperte munter weiter: »Ich hab mir da nur noch was überlegt.«
    Soso, erst den zweiten Tag hier, und schon wollte er Änderungsvorschläge machen. »Ach, ja?« fragte ich gedehnt.
    »Ja«, meinte Jan eifrig, »und zwar geht es um Schwester Hildegard.«
    Ich sog scharf die Luft ein. » Ober schwester Hildegard?«
    »Genau! Ich hätte eine Idee, wie wir sie, nun ja, ein wenig glaubwürdiger gestalten könnten.«
    »Meiner Meinung nach ist diese Figur durchaus glaubwürdig.« Oberschwester Hildegard war meine heimliche Hauptperson, sozusagen meine Galionsfigur. Während Dr. Narkose in meinen Augen eigentlich nicht viel mehr als ein Wichtigtuer war, hielt sie in Wirklichkeit alle Fäden in der Hand. Eine selbstbewusste, starke Frau, die genau wusste, was sie wollte. »Schrecklich
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