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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle
Autoren: Paula Fabian
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alles in den schillerndsten Farben ausmalen, mir sollte es egal sein. Ich würde dieses und die nächsten zwei Rendezvous so schnell wie möglich über die Bühne bringen, Zwo loswerden und dann einen freundlichen kleinen Nervenzusammenbruch bekommen.
    »Ich denke, du fragst ihn gleich morgen, dann hat er sich für Samstag vielleicht noch nichts vorgenommen«, ereiferte Zwo sich weiter.
    »Hm«, antwortete ich und kramte in meiner Tasche nach dem Wohnungsschlüssel.
    »Und sollte er nicht können, geht ihr eben nächsten Samstag aus. Oder übernächsten. Oder, na ja, irgendwann wird er schon Zeit haben.«
    »Hmmm.« Verdammt! Wo hatte ich nur schon wieder meinen Schlüssel gelassen?
    »Ha, das wird was! Ich freue mich jetzt schon darauf!«
    »Scheiße! Ich hab ihn vergessen!«
    »Wen? Jan?«
    »Nein, natürlich nicht, wie könnte ich? Du faselst ja seit Stunden von nichts anderem. Ich meine den Wohnungsschlüssel!«
    »Ach so.«
    »Sieht so aus, als hätte ich ihn im Büro gelassen. Jetzt darf ich schon wieder den Schlüsseldienst anrufen!« Das kam bei mir ungefähr zweimal im Monat vor; eigentlich hätte ich beim Schlüsseldienst schon ein Abo abschließen können. Wie konnte man nur so schusselig sein?
    Gerade als ich mich auf den Weg nach unten zur Telefonzelle machen wollte, öffnete sich die Wohnungstür neben meiner, und ein dunkelhaariger Mann kam heraus.
    »Ach, hallo«, begrüßte er mich freundlich lächelnd. »Du bist wohl meine Nachbarin?«
    Ich guckte ihn nur groß an – es hatte mir die Sprache verschlagen. Er war absolut und 150prozentig mein Typ, Wahnsinn!
    »Ich bin Richard Gerbig und wohne seit dem Wochenende hier«, strahlte der Volltreffer und streckte mir seine Hand entgegen. Benommen ergriff ich sie und schüttelte sie. »Wollte nur mal kurz rüberkommen und mich vorstellen«, fuhr er dann fort. »Und wie heißt du?«
    »Äh, Lisa«, brachte ich mühsam hervor, dann versagte meine Stimme wieder. So ein Mann! In meinem Haus! Als mein Nachbar! Ich konnte es noch immer nicht fassen.
    »Beruhig dich wieder«, zischte Zwo, »sooo toll ist der auch nicht.«
    Bist du blind? sendete ich stumm zurück.
    »Nein, aber du wirst dich jetzt nicht schon wieder in den erstbesten Idioten verknallen, nur, weil er klasse aussieht.«
    Wer sagt denn, dass er ein Idiot ist? erwiderte ich.
    »Tja«, meinte Richard, den es nicht zu stören schien, das ich noch nicht ein Wort zu ihm gesagt hatte, »wollen wir ein Glas Wein auf unsere neue Nachbarschaft trinken?«
    »Oh, würde ich gern«, sagte ich und strahlte ihn an, »aber ich muss hier erst ein kleines Problemchen lösen.«
    »Was für ein Problem?«
    »Ich hab meinen Wohnungsschlüssel vergessen und muss jetzt erst mal den Schlüsseldienst rufen.«
    Richard warf einen Blick auf meine Wohnungstür. »Darf ich mal?«
    Alles, was du willst! »Sicher.« Auch wenn’s nur die Tür sein sollte …
    »Moment.« Richard verschwand in seiner Wohnung, kam zwei Minuten später mit einem langen Draht wieder und machte sich dann an meinem Schloss zu schaffen. Ich beobachtete ihn fasziniert. Da kannte ich ihn erst eine Minute, und schon schien er mein Retter in der Not zu sein! Und tatsächlich, wenige Augenblicke später schwang meine Wohnungstür nach innen auf.
    »Toll!« rief ich begeistert. Richard grinste.
    »Ich kenne das Problem. Ich habe auch schon öfter vor verschlossener Tür gestanden und dann irgendwann einmal jemanden vom Schlüsseldienst bestochen, mir zu zeigen, wie man die Tür wieder aufbekommt.«
    »Vielen Dank jedenfalls.«
    »Wie sieht’s denn nun aus mit dem Wein?« fragte Richard.
    Das freudige Ja lag mir schon auf den Lippen, aber stattdessen brachte ich nur ein lallendes »Jaaneeeein« zustande. Zwo? Ruhe!
    »Wie bitte?« Nun sah Richard mich doch etwas verwundert an.
    »Lass es!« zischte Zwo. »Das gibt wieder nur Ärger, das sehe ich schon!«
    »Ähm, vielleicht ein anderes Mal, heute sieht es schlecht aus, ich habe noch so viel zu tun.« Das stimmte zwar überhaupt nicht, aber ich musste die Sache erst einmal mit Zwo ausdiskutieren, und ich hatte wenig Lust, eine anstrengende Unterhaltung zu führen, bei der ich Zwo ununterbrochen unter Kontrolle halten musste, weil sie sonst das Ruder an sich riss.
    »Schade«, Richard zuckte bedauernd mit den Schultern. »Aber meld dich doch einfach, wenn du mal Zeit hast.«
    »Mach ich«, erwiderte ich lächelnd. Und das würde ich auch tun. Zwo hin oder her.
    »Ich will hier mal was klarstellen«, begann ich,
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