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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle
Autoren: Paula Fabian
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der Tür stand ein ziemlich großer und breiter Typ mit leuchtendem Rotschopf und grinste unsicher in die Runde. »Ich bin der neue Autor!«
    »Aaah!« schrie Zwo mir ins Ohr, so dass ich zusammenzuckte. »Ein Mann! Ein Mann\ Ein neuer Mann!«
    »Beruhig dich«, zischte ich. An den Rotschopf gewandt meinte ich: »Ja, das sind Sie. Oder eher gesagt du – wir sind hier alle eher leger.«
    »In Ordnung«, erwiderte der junge Mann strahlend und streckte mir seine Rechte entgegen, »ich bin Jan.« Ich ergriff seine Hand.
    »Ich bin Lisa. Und das hier«, ich deutete in die Runde, »sind Monika, Birgit, Claas und Günther.«
    »Ich freu mich total, hier anzufangen«, beteuerte Jan.
    »Für was hast du denn vorher geschrieben?« wollte Birgit wissen.
    »Ich, ähm, naja, hab eigentlich vorher gar nicht geschrieben«, gab Jan etwas unsicher zu. »Aber ich werd mich schon einfinden«, fügte er schnell hinzu. Was denn, ein blutiger Anfänger? Wieso war der denn eingestellt worden?
    »Das ist die Chance«, quasselte Zwo aufgeregt, »du musst ihn unter deine Fittiche nehmen!«
    »Wie bitte?« entfuhr es mir. Damit meinte ich natürlich Zwo, aber Jan zuckte sogleich schuldbewusst zusammen.
    »Ich weiß«, setzte er sofort zu einer Erklärung an, »aber mein Cousin hat neulich mal einen Blick in meine Diplomarbeit geworfen und meinte, ich hätte bestimmt das Zeug zum Autor. Und da ich derzeit ohne Job bin, dachte ich, ich versuch es einfach mal.«
    »Deine Diplomarbeit?« wiederholte Monika erstaunt.
    »Ja«, bestätigte Jan.
    »In was denn?« hakte Claas nach.
    »In, ähm, Maschinenbau.«
    »Aha«, meinte ich.
    »Sehr passend«, fügte Birgit hinzu.
    »Und wer ist dein Cousin?« Diese Frage fand ich beinahe noch interessanter.
    »Heinrich«, antwortete Jan. »Ich meine, Henry. Ich bin Jan Petersen.« Das erklärte natürlich einiges. Wenn das so weiterging, waren wir hier bald ein netter, kleiner Familienbetrieb.
    »Das ist unser Kandidat Nummer eins«, frohlockte Zwo, als mich auf den Weg zum Kopierer machte.
    »Du bist wohl von der Muffe gepufft«, entgegnete ich. »Ich gehe doch nicht mit dem Cousin von diesem Oberdepp von Produzenten aus! Schlimm genug, dass wir den jetzt an der Backe haben.«
    »Er macht doch einen total netten Eindruck!«
    »Sicher, von einem Maschinenbauer hab ich schon immer geträumt.«
    »Ich glaube, du hast das Grundprinzip noch immer nicht so ganz verstanden. Wir wollen ja eben keinen Mann, von dem du schon immer geträumt hast, sondern einen, den du unter normalen Umständen gar nicht beachten würdest. Also lass mal deinen intellektuellen Standesdünkel. Außerdem: Dumm wirkt dieser Jan nun wirklich nicht.«
    »Das kannst du nach zwei Minuten beurteilen?«
    »Aber sicher, ich spüre die Vibrationen!« Die bitte was ? Das konnte ja heiter werden … »Selbst wenn er der netteste Kerl der Welt wäre: ich habe nicht die geringste Lust, irgendjemanden näher kennenzulernen, der etwas mit Henry zu tun hat.«
    »Aber was kann uns denn Besseres passieren, als uns mit der Familie des Produzenten gutzustellen?« wollte Zwo wissen.
    »Lass mich mal überlegen … Ein Atomschlag, oder vielleicht gleich der Weltuntergang.«
    »Papperlapapp!« winkte Zwo ab.
    »Du gehst mit ihm aus, und damit basta! Wir haben das so vereinbart.«
    »Das ist nicht fair«, meinte ich trotzig. »Schlag wenigstens eine Alternative vor!«
    »Ach, hallo, eine von den Schreibmäuschen!« Neben mir am Kopierer war unbemerkt unser Star der Serie, Marcus Schildknecht alias Dr. Narkose, aufgetaucht und lächelte mich süffisant–überheblich an. »Das sehe ich gern, wenn für mich gearbeitet wird!«
    »In Ordnung, hier wäre die Alternative«, schlug Zwo ironisch vor.
    »Du spinnst wohl!« blaffte ich los, ohne daran zu denken, dass der Schildknecht immer noch vor mir stand und mich nun, nach diesem Ausbruch, ziemlich entgeistert anstarrte. Schnell sammelte ich meine Unterlagen aus dem Ausgabefach des Kopierers zusammen und sah zu, dass ich Land gewann.
    »Na ja«, murmelte ich auf dem Weg zurück ins Büro, »Jan Petersen scheint echt ein netter Kerl zu sein.«
    Als ich gegen 22:00 Uhr völlig erledigt die Treppen zu meiner Wohnung hochkroch, war Zwo noch immer dabei, sich voller Begeisterung eine Strategie nach der Nächsten für mein erstes Date mit Jan zurechtzulegen.
    »Am besten, du fragst ihn, ob er am Samstag Zeit hat. Dann habt ihr noch den ganzen Sonntag für euch allein.«
    »Hm«, erwiderte ich einsilbig. Sollte Zwo sich nur
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