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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle
Autoren: Paula Fabian
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mit zwanzig Tüten bepackt und um 600 Mark ärmer erschöpft durch meine Wohnungstür.
    »Also«, schnaufte ich, als ich mich wieder einigermaßen erholt hatte. »Auf Dauer wird mir diese Angelegenheit hier zu teuer.«
    »Ach was«, winkte Zwo ab, »sieh es als Kapitalanlage.«
    »Als Kapitalanlage?«
    »Klar, eine Investition in unsere Zukunft.«
    »Ich denke, mit einem Investmentfonds wären wir da wesentlich besser bedient«, stellte ich fest. Zwo jaulte laut auf.
    »Was soll ich bloß mit dir anfangen?« gab sie in weinerlichem Tonfall von sich.
    »Ich versuche, einen netten Mann für dich aufzutreiben, und alles, was dir zu dem Thema einfällt, sind Aktien! Ich sehe es schon vor mir: Mit fünfzig sitzen wir beide in einem schicken Penthouse. Völlig allein. Bis auf unsere drei Pudel!«
    »He, Moment«, verteidigte ich mich, »ich tue mein Bestes, oder? Immerhin mache ich bisher den ganzen Quatsch mit!«
    »Das ist es ja eben! Du hältst das alles für Quatsch, mit der Einstellung wird das nie was.«
    »Wie dem auch sei«, erstickte ich die aufkommende Diskussion im Keim, »ich leg mich jetzt ein bisschen hin, sonst schlaf ich heute Abend ins Jans Gegenwart noch ein.«
    »Kommt nicht in Frage!« erwiderte Zwo heftig. »Zum einen ruiniert das deine neue Frisur, zum anderen musst du anfangen, dich fertig zu machen.«
    »Zwo, es ist gerade mal drei Uhr, wir haben noch fünf Stunden!«
    »Die werden wir auch brauchen.«
    »Was soll ich denn in fünf Stunden noch alles machen? Mir den Busen vergrößern lassen und eine Nasenkorrektur, oder was?«
    Oh Gott, ich wollte Zwo doch nicht mehr auf falsche Gedanken bringen!
    »Aber es soll doch alles perfekt sein heute Abend!«
    »Keine Sorge, das wird es schon.« Mit diesen Worten machte ich mich auf den Weg in Richtung Schlafzimmer. Hoffentlich ließ mich mein kleiner Tyrann wenigstens eine halbe Stunde lang in Ruhe.
    »Lisaaaaaaa!«
    Verwirrt fuhr ich von meinem Kopfkissen hoch, irgendjemand hatte soeben mein Trommelfell zum Platzen gebracht. Noch ein wenig orientierungslos blickte ich mich um. Wo war ich? Und warum überhaupt? Langsam lichtete sich der Nebel. Klar, ich lag in meinem Bett.
    »Lisa, hast du mal auf die Uhr geschaut?« fuhr Zwo mich an.
    »Wieso?« gähnte ich und hangelte nach dem Nachttischwecker. Eiderdaus, 19.30 Uhr!
    »Oh«, entfuhr es mir, »schon so spät?«
    »Ich versuche seit zwei Stunden, dich zu wecken«, zeterte Zwo. »Das nenne ich Boykott!«
    »Reg dich nicht auf«, erwiderte ich und sprang aus dem Bett, »in einer halben Stunde bin ich fertig, wirst du schon sehen.« Dann eilte ich ins Badezimmer.
    Der Anblick, der sich mir bot, als ich in den Spiegel sah, stimmte mich allerdings weniger optimistisch, ich sah doch ziemlich verpennt aus. Meine Haare hingen verschwitzt und wirr in der Gegend herum, und zu allem Überfluss hatte ich eine hübsche, große Knautschfalte auf meiner linken Wange.
    »Nun sieh dir das an!« schimpfte Zwo, »da ist nichts mehr zu retten!«
    Ich stellte die Dusche an. »Halt endlich die Klappe, Zwo. Ein bisschen Wasser wirkt Wunder, wirst schon sehen.«
    Wunder hatte es nicht gerade gewirkt, musste ich feststellen, als ich zehn Minuten später wieder vor dem Spiegel stand. Seufzend griff ich zum Fön. Da blieb nur noch Schadensbegrenzung.
    Padong!
    Mit einem lauten Knall verabschiedete sich mein Fön, bäumte sich ein letztes Mal stinkend und knisternd auf, bevor er seinen Dienst für immer quittierte.
    »Scheiße«, entfuhr es Zwo und mir gleichzeitig. Da stand ich nun mit klatschnassen Haaren. Und das um 19:45 Uhr – die Sache sah nicht gut aus.
    »Reg dich nicht auf«, sagte ich schnell, bevor Zwo ihrem Tobsuchtsanfall freien Lauf lassen konnte. »Ich finde eine Lösung.«
    »Sicher«, erwiderte sie sarkastisch, »der Wet–Look ist ja auch erst seit Anfang der 80er total out.«
    »Vielleicht kann ich mir ja von meinem neuen Nachbarn einen Fön leihen.« Schnell warf ich mir meinen Bademantel über und hechtete in den Hausflur.
    »Du willst doch nur irgendeinen blöden Grund haben, ihn wiederzusehen«, zeterte Zwo.
    »So blöd ist der Grund doch gar nicht«, erwiderte ich und klingelte. Die Tür wurde sofort geöffnet.
    »Hallo, Lisa!« sagte Richard und musterte mich dabei irritiert. Kein Wunder, bei meinem Aufzug.
    »Mein Fön ist explodiert, und ich bin gleich verabredet«, erklärte ich. »Hast du vielleicht einen, den du mir leihen könntest?«
    »Klar doch«, erwiderte Richard, und ich konnte ihm ansehen, dass
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