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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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Davon hätte er sich nicht einmal vor seiner Umwandlung ins Bockshorn
jagen lassen.
    Natürlich war
Cordi kein Ungeheuer und brachte gleich das Bier mit ins Spiel, um ihn
friedlich zu halten. Nachdem sie das Werkzeug auf den feuchten Erdboden gelegt
hatte, öffnete sie die Flaschen geschickt an einem gusseisernen Vorsprung am
Gewächshaus und reichte ihm eine.
“Ich lasse mir schließlich nicht nachsagen, ich sei keine gute Arbeitgeberin
sondern ein Sklaventreiber. - Auf Ihr Wohl, Mr. Wolfe. Auf Ihr Wohl und darauf,
dass Sie noch keinen Kommentar bezüglich meiner Schwester von sich gegeben
haben. Artemis hat Sie doch hoffentlich nicht verschreckt, oder? Im Grunde ist
sie ein sehr nettes Mädchen. Neugierig und ein bisschen vorlaut aber nett.”
Concordia schenkte ihm nun doch so etwas wie ein nett gemeintes Lächeln.
Zurückhaltend und immer noch belastet durch ihre selbstbeherrschte, kühle Art,
aber sie wollte eben nicht, dass man schlecht über ihre Schwester dachte oder
redete. Das machte sie nämlich genauso zur Furie wie das unerlaubte Anfassen
ihrer Rosen.
    Brock nahm
die Flasche dankbar entgegen und trank einen ersten Schluck, den er beinahe
gleich wieder ausgespuckt hätte, als die Sprache auf den vorlauten Zwilling
fiel.
“Schieben sie es auf mein eigentlich nicht vorhandenes Taktgefühl. Allerdings
wäre ich für eine kleine Erklärung dankbar. Sie sind doch eindeutig Zwillinge
und somit gleich alt oder jung. Und wenn ich mich hier umsehe, sieht das nicht
nach einer kürzlich begonnenen Tätigkeit aus… Mir ist die Anrede entfallen.
Dieser Wolf hier hat keine Lateinkenntnisse, was mein Boss mir sicher bald
austreiben wird. Kümmern Sie sich um die Palastgärten?“
    “Die richtige
Anrede wäre Florifer, Mr. Wolfe. Was unter Sterblichen nichts anderes bedeutet
als Gärtnerin. Eigentlich Blumen tragend , um in der direkten Übersetzung
für Sie zu bleiben, aber wir Immaculates hatten wohl schon immer eine Schwäche
für die blumigeren Ausdrücke. In meinem Fall somit sehr passend.”
Concordia gab Brock bereitwillig Auskunft, ohne ausschweifend ins Schwärmen zu
geraten. Auch sie nahm einen Schluck aus der Flasche, rollte sie dann aber
zwischen beiden Handflächen hin und her, als wolle sie den Inhalt etwas
anwärmen. Ihr war vollkommen klar, dass er sie mit ihrer Drohung vorhin nicht
ernst genommen hatte. Das taten die meisten und hinterher tat es ihnen leid,
sie unterschätzt zu haben. Doch sie war ein zu friedliebender Mensch, um sich
daran aufzuhängen. Bisher musste sie ihrem freiwilligen Helfer wenigstens
zugestehen, sich nicht daneben benommen zu haben. Vielleicht tat er das ja
noch. Dann würde sich zeigen, ob in seinen Muskeln mehr steckte als heiße Luft
und die Energiespende ganzer Kühe zum Frühstück.
    Brock stellte
die Flasche zur Seite und zog seine Lederjacke aus, unter der er nur ein eng
anliegendes weißes Shirt trug, obwohl es draußen schon kühler zu werden begann.
Das war bei der vor ihm stehenden Aufgabe vielleicht kontraproduktiv, aber das
Zeug konnte ihm ja nun nicht wirklich etwas anhaben. Er schnappte sich die
Gartenschere und machte sich daran, den verkümmerten Busch von dem Unkraut zu
befreien, das seine Haut in störrischer Abwehr reizte. Das Brennen und die Pusteln
verschwanden jedoch sofort wieder und Brock nahm es als Übung zur
Selbstbeherrschung. Das wäre wohl gelacht, wenn King ihn auf diesem Gebiet noch
viel länger würde schlagen können.
Am Ende lag ein Haufen totes Grünzeug neben dem malträtierten Rosenstrauch und
Brock machte sich daran, ihn aus der Erde zu buddeln, weil er bezweifelte, dass
es ihm gut bekommen würde, wenn er ihn mit Gewalt aus der Erde riss.
    “Aber keine
Sorge, ich bin keineswegs gleichgestellt mit Ihrem Boss .” Cordi fand
diese Bezeichnung für eine Sophora wie Nico schon ziemlich salopp formuliert.
Musste seine charmante Art sein, die ihn so reden ließ. Er hatte ja schon ein
nicht vorhandenes Taktgefühl angedeutet und anders als bei der Abwertung seiner
eigenen Kompetenz würde sie ihm in diesem Punkt sicher nicht widersprechen.
“Es ist einfach eine schöne Beschäftigung und längst nicht so haarsträubend wie
die eines Leibwächters. Aber für beides muss man geboren sein. Wenn man nicht
das richtige Händchen für diese Aufgaben hat, kann so einiges schief gehen.”
Cordi hob die Flasche mit der Linken empor, prostete ihm noch einmal zu und
trank dann die halbe Flasche in einem Zug, um sie wegstellen zu können,
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