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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung
Autoren: Meredith Duran
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tödlich. »Ich sage ihm, dass ich auf der Suche nach Gott war«, sagte Simon trocken. »Das sollte sein Interesse dämpfen.«
    Als ihm die eigenen Worte in den Ohren widerhallten, klangen sie weniger albern als bedrohlich. Der Gerichtsbeschluss ließ ihm keine andere Wahl, als sich eine wohlhabende Braut zu suchen. Und leider Gottes hatten Lebemänner nur in bekehrtem Zustand eine Chance auf dem Heiratsmarkt.
    Die Menge teilte sich, und er entdeckte Dalziel. Der Mann stand nicht weit entfernt hinter einem langen Tisch, auf dem eine unbekleidete Frau als Servierplatte für Kanapees und andere Leckereien diente. Dalziel aß, wenn er angespannt war. Im Moment bediente er sich eifrig bei Käse und Trauben.
    Sein animalischer Instinkt hatte die Gefahr registriert: Er blickte auf und musste zweimal hinsehen, bevor er begriff, wem er in die Augen sah.
    »Rushden«, keuchte er. Zitternd vor Schreck ließ er die Hände sinken, die direkt auf der Nase der hübschen Servierplatte landeten. Als diese instinktiv seine Hand wegschlug, geriet Dalziel gefährlich ins Wanken, erlangte aber gerade noch sein Gleichgewicht zurück und wandte sich prompt ab, um zu fliehen.
    »Hiergeblieben!« Drei große Schritte und Harcourt hatte Dalziel an der Schulter gepackt, ihn herumgedreht und mit solcher Kraft gegen die Wand geschleudert, dass ein Kerzenleuchter in der Nähe klirrte.
    Simon schlenderte gelassen hinterher. Die liebenswürdige Dame auf dem Tisch lächelte ihn an und nahm ihm das leere Glas ab.
    »Besten Dank«, sagte er.
    »Tun Sie mir nicht weh!«, quiekte Dalziel.
    »Halt’s Maul«, brüllte Harcourt Dalziel an. »Du kannst von Glück sagen, dass ich dir nicht die Eingeweide herausreiße. Was meinst du, Rushden, für den Anfang ein kräftiger Kinnhaken?«
    Dalziel winselte. »Nein, nein – um Himmels willen! Bitte …«
    Simon schob die Hände in die Taschen und betrachtete den Mann von oben bis unten. Dalziel war eigentlich eher rotwangig, jetzt war sein aufgedunsenes Gesicht jedoch so fahl wie italienischer Käse. Bisher hatte er eindeutig Spaß gehabt. Seine Weste war nicht richtig zugeknöpft, und die Manschetten klafften auseinander. Konnte man sich auch auf einer Orgie nachlässig kleiden? Simon stellte die Frage zurück, um später darüber nachzudenken. »Sie haben etwas, das mir gehört«, sagte er.
    Dalziels Mund setzte sich in Bewegung. Mit den aufgerissenen Augen sah er so erschrocken aus wie ein kleines Tier, das plötzlich von hellem Licht angestrahlt wurde. »Bitte, ich … ich will keinen Ärger.«
    »Erbärmlich«, bemerkte Harcourt.
    »Es ist gar kein Ärger nötig«, sagte Simon. »Geben Sie mir einfach das Buch.«
    »Ich habe es nicht!«
    »Aber nicht ohne Mut«, bemerkte Harcourt beeindruckt.
    Simon brachte seinen Freund mit einem Blick zum Schweigen und beugte sich dann zu Dalziel vor. »Dieses Spielchen ist langweilig. Sie sind nicht clever genug, es zu spielen, und Ihnen wird nicht gefallen, wie es ausgeht.«
    Farbe drängte in Dalziels Gesicht zurück. »Das ist kein Spielchen«, winselte er. »Sie haben die Bedingungen nicht eingehalten!«
    »Bedingungen? Sie haben mir einen Preis genannt, ich habe ihn akzeptiert.« Das Manuskript war nicht besonders wertvoll, ein echter Sammler hätte kein Interesse daran gehabt. Aber Simon schon, und da Dalziel das wusste, hatte er einen unverhältnismäßig hohen Preis verlangt. »Jetzt sagen Sie nicht, dass einhundert Pfund Sie nicht zufriedengestellt haben«, fügte Simon mit unverhohlener Schärfe hinzu.
    »Null«, flüsterte Dalziel.
    »Wie bitte?«
    »Null«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    »Frechheit«, knurrte Harcourt. Er packte den Hals des Mannes fester, sodass seine Fingerknöchel weiß wurden und Dalziel einen Schmerzenslaut hervorstieß.
    »Null!«, schrie er und lief dann so heftig rot an, als ob er sich für seinen Ausbruch schämte.
    Simon lachte verwundert. Dieser Mann war eine Witzfigur. »Null ist eine Zahl«, sagte er. »Keine Erklärung. Versuchen Sie es noch einmal.«
    Dalziels Blick schoss von einem zum anderen. »Ich habe versucht, Ihren Scheck einzulösen«, sagte er schnell. »Die Annahme wurde verweigert!«
    »Ein Irrtum«, sagte Harcourt. »Sie hätten um Rücksprache mit Rushdens Bankier bitten sollen!«
    »Morris, natürlich, ich habe mit ihm gesprochen.« Dalziel schluckte. »Es war kein Irrtum. Morris sagte … er sagte, Ihre Konten seien eingefroren!« Er sank mit einem kleinen Keuchen in sich zusammen und kniff die Augen
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