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Eine Nachbarin zum Verlieben

Eine Nachbarin zum Verlieben

Titel: Eine Nachbarin zum Verlieben
Autoren: Jennifer Greene
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oder?“
    „Nein, wie kommst du denn auf die Idee?“
    „Das ist mir so eingefallen. Aber wenn du nicht bei der Tierärztin warst, wo warst du dann?“
    Amanda war auf diese Frage vorbereitet, sodass ihr die Antwort leicht über die Lippen kam. „Ich habe mich nur mit einigen Anwälten über geschäftliche Angelegenheiten unterhalten.“
    „Mike ist auch Anwalt. Du kannst doch ihn fragen. Und dann musst du auch nicht den ganzen Nachmittag weg sein.“
    „Aber Molly, ich war schon viele Nachmittage weg, und du hast mich noch nie vermisst. Erinnerst du dich, als du mit Grandma schwimmen warst? Oder mit Grandpa im Museum? Und als ich noch gearbeitet habe, warst du manchmal einen ganzen Vormittag lang in der Tagesstätte. Ich komme immer wieder.“
    „Ja.“
    „Wir können nicht jede Sekunde zusammen sein, aber das macht überhaupt nichts. Wenn wir uns dann wiedersehen, können wir einander erzählen, was wir erlebt haben. Das ist doch schön, findest du nicht?“
    „Doch.“
    „Dann ist zwischen uns alles in Ordnung?“
    „Ja. Aber, Mom …“
    „Was, mein Schatz?“
    „Geh nicht wieder zu so einem blöden Treffen.“
    „Ich werde mein Bestes tun, Kleines. Aber dafür musst du dein Bestes tun und jetzt schlafen, versprochen?“
    „Nur noch ein Kuss!“
    Drei Küsse und eine Umarmung später schlich Amanda endlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ihr Lächeln erlosch, und sie sank in sich zusammen. Mit zitternder Hand zog sie sich die Haarnadeln aus der schmerzend strengen Hochsteckfrisur.
    Ihre Mutter hatte eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, ebenso wie eine alte Schulfreundin, die nächste Woche zufällig in der Gegend war und sich mit ihr treffen wollte.
    Amanda stellte den Anrufbeantworter so ein, dass er jeden Anruf direkt ohne Klingeln annahm, und löschte das Licht in der Küche. Sie brauchte jetzt eine Dusche, um den Schmutz dieses schrecklichen Tages abzuwaschen. Und einen Drink, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, sich wirklich einen zu holen.
    Vollkommen erschöpft ließ sie sich in den blauen Sessel im Wohnzimmer fallen und beugte sich nach vorne, den Kopf in die Hände gestützt.
    Die meisten Frauen, die sie kannte, fühlten sich durch die Scheidung am Boden zerstört. Nicht dass es ihr nicht kurzzeitig auch so ergangen war, aber sie hatte sich bald aufgerafft und versucht, die Scheidung als Möglichkeit, als Chance zu begreifen, sich als Frau weiterzuentwickeln. In eine unabhängige, starke Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nahm.
    Spätestens seit heute war dieser Traum ausgeträumt.
    Es war ihr nicht gelungen, ihre Tochter zu beschützen.
    Doch das war das Einzige auf der Welt, was zählte.
    Sie fühlte etwas Weiches um ihre Knöchel streifen und hob Darling seufzend auf ihren Schoß. Gleichzeitig spürte sie, wie ein haariges Fellknäuel auf die Lehne ihres Sessels sprang und sich wie ein Schal um ihren Hals legte. Amanda liebte beide Tiere. Sehr. Und sie waren heute wirklich zu kurz gekommen. Aber in diesem Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher als Ruhe. Frieden. Allein zu sein.
    Irgendwie musste sie es morgen schaffen, wieder aufzustehen und Molly die Sache zu erklären. Und sich selbst wieder im Spiegel ansehen können.
    Aber im Augenblick hatte sie das Gefühl, noch nie im Leben derartig kläglich versagt zu haben.
    „Hi. Ich habe geklopft, aber ich war nicht sicher, ob du es hören konntest. Und klingeln wollte ich nicht, weil Molly schläft. Jedenfalls war die Terrassentür offen …“
    Amanda fuhr erschrocken hoch. Mike war der letzte Mensch, den sie heute hier erwartet hatte. Er stand im Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer, Mollys Katzenhandtasche über dem Arm. Wäre sie nicht so erledigt gewesen, hätte sie über diesen ausgewachsenen Mann mit dem Katzentäschchen lachen müssen.
    Erstaunlich, dass er nicht im todesähnlichen Tiefschlaf im Bett lag, nachdem er so viele Stunden mit zwei mehr als nur anstrengenden Vierjährigen verbracht hatte.
    Höchstens seinen zerrissenen alten Jeans und seinem T-Shirt, das an das des Verlierers eines Ringkampfes erinnerte, waren die Strapazen anzusehen. Doch der Mann darin wirkte taufrisch.
    Er sah aus wie der Mike, in den sie sich verliebt hatte. Bodenständig und unrasiert, mit einem vollkommen natürlichen Lächeln und lässigen Bewegungen.
    Amanda konnte sich leicht vorstellen, wie er ohne Rücksicht auf Verluste um etwas kämpfte. Und noch einfacher war es, sich
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