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Eine Nachbarin zum Verlieben

Eine Nachbarin zum Verlieben

Titel: Eine Nachbarin zum Verlieben
Autoren: Jennifer Greene
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gesagt, als sie behauptet hatte, normalerweise höchstens Wein zu trinken.
    Dabei war es gar nicht Mikes Absicht, sie betrunken zu machen. Er wollte nur, dass sie locker wurde, sich öffnete, zu reden begann. Sie war so verspannt, dass er sich wunderte, wie sie überhaupt noch atmen konnte.
    Nach zwei Gläsern musste er sich eingestehen, dass keine Menge Alkohol reichen würde, damit sich Amanda entspannen konnte. „Du hast mir früher mal erzählt, dass dein Exmann das gemeinsame Sorgerecht will. Ging es bei diesem Gerichtstermin darum?“
    „Ja.“ Sie schien nicht weitersprechen zu wollen, aber das kannte er aus seinem Beruf. Einfach abwarten. Irgendwann wurde den Befragten das Schweigen zu lang, und sie begannen doch zu reden. Auch Amanda knickte ein. „Thom hat gewonnen. Ich habe verloren.“
    „Erzähl!“
    „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe versagt. Es gibt nur eine wirklich wichtige Sache in meinem Leben: auf Molly aufpassen, sie zu schützen. Und das ist mir nicht gelungen.“
    Mike spürte kalte Wut in sich hochsteigen. Vielleicht würde er später Thoms Adresse auskundschaften, hinfahren und den Mistkerl teeren und federn. Aber im Augenblick hörte er nur zu. „Und weiter?“
    „Thom wollte das gemeinsame Sorgerecht, das weiß ich natürlich schon länger. Er ist schließlich ihr Vater. Dieses Recht würde ich ihm nie absprechen wollen, und ich habe auch nichts dagegen, dass sie Zeit bei ihm und mit ihm verbringt. Sie liebt ihn, und sie braucht ihn, aber … verdammt …“
    „Aber was?“
    „Ihm geht es nicht darum, ihr ein guter Vater zu sein. Wenn sie bei ihm ist, ist sie Luft für ihn. Irgendeine seiner Freundinnen spielt für ihn den Babysitter. Er verbringt nicht einmal die Hälfte der Zeit mit ihr, auf die er ein Anrecht hätte. Er will kein geteiltes Sorgerecht, um seinen Vaterpflichten nachzukommen, sondern um den Unterhalt zu sparen, den er zahlen müsste, wenn ich das alleinige Sorgerecht hätte.“
    Amanda sprang auf, als wäre es ihr plötzlich unmöglich geworden, nur eine einzige Sekunde länger still zu sitzen.
    Sie trug noch immer das dunkelblau-weiße Outfit, das sie für den Gerichtstermin gewählt hatte, doch mittlerweile sah es längst nicht mehr so gepflegt und streng aus wie noch vor einigen Stunden. Die weiße Bluse steckte nicht mehr im Rock, und die oberen Knöpfe waren offen. Der Rock saß leicht verdreht auf ihren Hüften, die Schuhe hatte sie abgestreift. Ihr Haar war wieder die übliche wilde Mähne.
    Barfuß tigerte Amanda im Wohnzimmer auf und ab. Sie weinte nicht, war aber kurz davor.
    „Ich bin nicht auf die Unterhaltszahlungen angewiesen. Jedenfalls nicht wirklich. Bisher habe ich alles zur Seite gelegt, damit Molly irgendwann mal aufs College gehen kann. Aber sein Jahresgehalt liegt im sechsstelligen Bereich. Findest du nicht auch, dass man ihm da zumuten kann, seinen Beitrag zu leisten?“
    „Auf jeden Fall“, stimmte Mike zu.
    „Ich habe dem Richter erklärt, dass Thom die Hälfte der ihm zustehenden Besuchszeiten entweder gar nicht erst in Anspruch nimmt oder im letzten Augenblick absagt. Und ich habe ihm gesagt, dass er Molly schon mehrfach bei fremden Frauen gelassen hat, die sie nicht kennt, und dass sie oft unglücklich und verängstigt nach Hause kommt. Aber das war dem Richter alles egal.“
    „Wer ist der Richter?“, fragte Mike. Dieser Typ schien ein weiterer Kandidat zum Teeren und Federn zu sein, wenn er schon dabei war.
    Amanda nannte ihm den Namen, doch alles, was Mike über den Mann wusste, war, dass er schon seit mehr als einem Jahrzehnt Richter war.
    „Der Richter sagte, dass Thom einen Anspruch auf mehr Zeit mit Molly hat, sofern es keine Hinweise auf Misshandlung oder Vernachlässigung gibt. Das gemeinsame Sorgerecht hat er zwar vorerst noch nicht gewährt, aber ab sofort soll Molly jedes zweite Wochenende komplett bei Thom verbringen. Mit Übernachtung! Und das muss ich ihr nun irgendwie beibringen, ausgerechnet jetzt, wo sie erst vor ein paar Tagen ausdrücklich gesagt hat, dass sie nicht dort schlafen will!“
    Sie drehte sich um. Im Licht der Tiffanylampe sah Mike ihren verzweifelten Gesichtsausdruck. „Jetzt verstehe ich dein Problem“, sagte er mitfühlend.
    „Und das Schlimmste ist, dass die Regelung schon ab diesem Wochenende gilt. Ich muss es Molly morgen schon möglichst schonend beibringen. Sie hat keine Wahl. Wie kann ich sie zu etwas zwingen, das ich für falsch halte, und dabei auch noch so tun, als wäre
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