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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu
Autoren: LOUISE ALLEN
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mochte es auf dieser Insel geben? Würde er sein Leben lang hinken? Oder drohte ihm ein noch schlimmeres Schicksal?
    „Nein.“ Als sie sich abwandte, schwang ihr schwarzer Rock und bot ihm den Anblick mehrerer Unterröcke und weißer Stümpfe über den kurzen Lederstiefeln. Einerseits wirkte dieses Kostüm exotisch und verlockend, andererseits sehr praktisch.
    Nun folgte eine lebhafte Diskussion auf Griechisch. Er gab es auf, den Sinn der Worte zu ergründen. Entspannt lehnte er sich zurück. Dann tauchte der Junge wieder auf und schleppte einen Wandschirm hinter sich her, den er vor dem Sofa aufstellte. „Der gehört mir. Aber Sie können ihn ausleihen.“ Er stapfte davon, dann erschien er mit einer Schüssel voller Wasser, einem Handtuch und Seife, das alles deponierte er auf einem Stuhl neben Benedict. „Vor dem Frühstück müssen Sie Ihr Gesicht und die Hände waschen. Oh, das hätte ich fast vergessen.“ Grinsend drückte er ein Gefäß, über dem ein Tuch lag, in die Hände des Gastes. „Wenn Sie fertig sind, stellen Sie den Nachttopf einfach unter das Sofa.“
    Also grollte Kyria Alessa ihm doch nicht so sehr, dass sie ihn zu der Frage gezwungen hätte, wie er seine menschli chen Bedürfnisse befriedigen sollte. Er schlug die Decke zurück. Erstaunt inspizierte er das fremde Hemd, das er trug. Seine Kleidung war mitsamt der Unterwäsche verschwunden, seine Hüfte äußerst professionell bandagiert. Irgendwie bezweifelte er, dass Demetri dieses Werk vollbracht hatte.
    Nach seiner Morgentoilette erwartete er, der Junge würde ihm etwas zu essen bringen. Doch es war Alessa, die den Wandschirm zur Seite schob und einen Becher und einen Teller auf den Stuhl stellte. Dann entfernte sie die Waschschüssel.
    „Haben Sie mich ausgezogen und meine Wunden verbunden?“
    „Ja“, bestätigte sie und lächelte, offenbar belustigt über seine sichtliche Verlegenheit. „Dabei hat mir Mrs. Street geholfen, meine Nachbarin. Es ist nicht so leicht, einen bewusstlosen Mann zu entkleiden und zu verarzten.“
    Und das amüsiert Sie? „Vielen Dank, Kyria Alessa. Selbst verständlich müssen Sie mir gestatten, Sie für all die Mühe zu entschädigen.“ Wie ihre verengten Augen bezeugten, hatte er sie erneut erzürnt.
    „Nicht nötig. Die Griechen betrachten es als heilige Pflicht, für fremde Besucher zu sorgen.“ Hoch aufgerichtet stand sie da, ihre Finger sittsam vor ihrer Schürze ineinandergeschlungen.
    „Aber – Sie sind keine Griechin, nicht wahr?“
    Auch diesmal ignorierte sie seine Frage nach ihrer Herkunft. „Nennen Sie mir Ihren Namen. Gleich wird Demetri zur Schule gehen, und vorher muss er Mr. Harrison erklären, wo Sie zu finden sind.“
    „Harrison?“ Der Name kam ihm bekannt vor. Und dann erinnerte er sich. Allmählich kehrten die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden in sein Gedächtnis zurück. „Ach ja, Sir Thomas’ Sekretär. Kennen Sie ihn?“
    „Ich kenne alle Leute in der Residenz“, erwiderte sie, ohne nähere Erklärungen abzugeben. „Also, Ihr Name, Sir? Oder haben Sie ihn vergessen?“
    „Benedict Casper Chancellor. Mein Spitzname lautet Chance.“
    Auf diese angedeutete Einladung ging sie nicht ein. „Und Ihr Titel?“
    „Wieso glauben Sie, dass ich einen habe?“ Und wieso klingt ihre Stimme so angewidert? Beinahe könnte man meinen, sie würde mich fragen, ob ich an einer unanständigen Krankheit leide …
    „Ihre Kleidung, Sir, Ihr Stil, die Art, wie Sie sich bewegen … Offensichtlich sind Sie ein gut situierter Mann. Alles an Ihnen weist auf einen englischen Aristokraten hin. Habe ich recht?“
    „Gewiss, ich bin der Earl of Blakeney.“
    „Nun sollten Sie Ihr Frühstück essen. Und danach ruhen Sie sich aus. Demetri wird Mr. Harrison bitten, heute Nachmittag eine Kutsche hierher zu schicken.“
    „Sobald ich gegessen und mich angezogen habe, kann ich auf meinen eigenen Füßen zur Residenz gehen, vielen Dank.“
    „Natürlich können Sie versuchen, aufzustehen – und zu gehen“, erwiderte sie betont höflich, was ihn erneut ärgerte. „Und wenn Sie es wünschen, humpeln Sie durch die Straßen in Satin-Kniehosen, dem drittbesten Hemd eines Sergeanten, ohne Strümpfe und Krawattentuch. Allerdings fürchte ich, Sir Thomas wäre nicht allzu begeistert über den Eindruck, den die englische Oberhoheit auf die heimische Bevölkerung machen würde.“ Sie ergriff den Wandschirm und ging zur Tür. „Wenn ich Dora zu den Nonnen gebracht habe, komme ich
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