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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu
Autoren: LOUISE ALLEN
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zurück.“
    Nach einem kurzen Disput über eine verschwundene Kreide, dem Verbleib von Demetris Jacke und Doras Schultasche herrschte Stille im Zimmer.
    Benedict warf die Decke beiseite. Auf die Lehne des Stuhls gestützt, versuchte er sich zu erheben. Die Anstrengung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren. In heller Wut fluchte er, stand aber entschlossen auf, wenn auch unter starken Schmerzen. Diese dreiste Hexe hatte völlig recht, mit eigener Kraft würde er weder die Residenz noch das Old Fort erreichen.
    Nun entdeckte er seinen ordentlich gefalteten Abendanzug auf einem Sessel. Darunter standen die Schuhe. Schwitzend und stöhnend hüpfte er auf einem Bein umher und suchte seine Strümpfe. Das alte Hemd wäre noch akzeptabel. Aber mit nackten Beinen unter den Kniehosen würde er sich lächerlich machen. An der Wand standen hölzerne Eimer, mit Wasser und weißen Kleidungsstücken gefüllt. Er griff in eines dieser Gefäße und hoffte seine Strümpfe zu finden, die er am Herd trocknen würde. Doch was er hervorzog, gehörte sicher nicht ihm – ein Hemdchen aus feinem Leinen mit Spitzenborten. Er warf es zurück, dann un tersuchte er den Inhalt des nächsten Eimers. Nun fand er ein Negligé, das ihn an seine letzte Geliebte erinnerte – an die Nacht, in der er sich verabschiedet hatte. Eine richtige Frau, dachte er wehmütig. Feminin, aufmerksam, nachgie big, stets bereit, alle seine Wünsche zu erfüllen. Und wie traurig war sie gewesen, als er seine Reise ins Mittelmeer angetreten hatte …
    Stöhnend richtete er sich aus seiner gebückten Haltung auf. Und warum beeindruckte ihn die grünäugige Hexe mehr als die liebe, sanftmütige Jenny? Kaltes Wasser tropfte auf seine nackten Füße, seufzend warf er das Negligé in den Eimer zurück und hinkte zum Bett. So widerstrebend er es sich auch eingestand – wenn er diesem Albtraum entrinnen wollte, musste er sich erst einmal ausruhen.
    Alessa stieg die Treppe hinauf. Wie sie voller Dankbarkeit feststellte, hatte Kate bereits die Blutflecken vom weiß gestrichenen Geländer gewischt. Die Freundinnen wechselten sich ab, das Treppenhaus sauber zu machen, was die verantwortungslose Familie, die im Erdgeschoss wohnte, stets versäumte. Durch die geschlossene Tür dieser Wohnung drang eine schrille Frauenstimme.
    Zweifellos wurde Sandro beschimpft, weil er im Bett lag, statt in seinem Boot aufs Meer hinauszufahren. Unter den hart arbeitenden Fischern bildete er eine bemerkenswerte Ausnahme. Alessa lauschte an Kates Tür, doch sie hörte nichts. Wahrscheinlich war die Nachbarin bereits zum Marktplatz gegangen.
    Während Alessa die restlichen Stufen hinaufstieg, läutete die Kirchenglocke, und sie zählte die Schläge. Neun Uhr. Also hatte Seine Lordschaft sie nicht allzu viel Zeit gekostet. Zwei Stunden blieben ihr noch, um für die Wäsche zu sorgen. Danach würden die üblichen Besucher erscheinen, bevor die Stadt im Mittagsschlaf versank. Wahrscheinlich würde sich der Earl bis drei Uhr gedulden müssen, ehe Mr. Harrison Dienstboten hierher schickte und ihn abholen ließ. Meistens dauerte es eine Weile, bis die Engländer sich an die mediterrane Gepflogenheit gewöhnten, in den heißesten Stunden des Tages zu ruhen. Aber Sir Thomas Maitland, der auf Malta und in der noch schlimmeren Hitze auf Ceylon Erfahrungen gesammelt hatte, akzeptierte diese Tradition nur zu gern.
    Vor ihrer Tür blieb Alessa stehen. Ihr Herz schlug viel schneller, als es der Weg nach oben rechtfertigte. Wovor fürchtete sie sich? Er war auch nur ein Mann. Immerhin … Mochte er letzte Nacht auch leichtsinnig gewesen sein – nachdem er in einer fremden Umgebung erwacht war, mit beträchtlichen Schmerzen, hatte er eine bewundernswerte Haltung bewahrt.
    Wie sie sich reumütig eingestand, hatte sie ihn viel zu unfreundlich behandelt. Dafür müsste sie sich entschuldigen. Nach einem tiefen Atemzug öffnete sie die Tür.

3. KAPITEL

    Lord Blakeney saß auf dem Sofa, so von Kissen gestützt, dass er ins Zimmer schauen konnte. Das war zuvor nicht möglich gewesen.
    „Sind Sie aufgestanden?“, fragte Alessa mit scharfer Stimme und vergaß ihre guten Absichten. Ärgerlich ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, um weitere Anzeichen seiner Aktivitäten zu suchen.
    „Natürlich …“, erwiderte er gedehnt und beobachtete ihr Gesicht. „Ich habe Ihr Tagebuch gelesen, Ihr Geld im Versteck hinter dem Ziegelstein im Herd entdeckt und schmutzige Fingerspuren auf all den hübschen Dessous
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