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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Santomauro warf es fluchend auf den Beifahrersitz. Sinnloses Ding, er nutzte es nie, und wenn er es doch einmal brauchte, war der Akku leer. Die Autoschlange vor ihm stand still, eine reglose Kette roter Lichter in der Dunkelheit. Manfredi und Gnarra waren ganz sicher im Dorf, aber er konnte sie nicht erreichen. Frustriert schlug er mit der Hand auf das Lenkrad.
    Er musste so schnell wie möglich nach Pioppica. Ohne sagen zu können, woher sie kam, spürte er die dumpfe Gewissheit, dass er den Mörder noch heute Nacht stoppen musste.
    Andernfalls, das fühlte er mit jeder Faser seines Seins, würde er wieder töten.
     
    Die Klinge lag schwer und kalt in ihrer Hand. Mit diesem Mord würde alles anders werden, das war klar, aber es gab kein Zurück. Nur Mut, ihre Herkunft war nicht verloren, alles, was sie gewesen war, was davon übrig war. Sie packte den Griff des großen Tauchermessers noch fester.
     
    Das Auto vor ihm rollte ein paar Meter weiter. Santomauro folgte ihm bis um eine Kurve. Vor ihm, aber immer noch weit weg, erkannte er die Lichter von Pioppica. Das Feuerwerk erstrahlte in seiner ganzen Farbenpracht am Himmel.
    Er schloss die Augen, doch der Abglanz der Lichter zuckte weiter hinter seinen gesenkten Lidern. Als er sie wieder öffnete, blendete ihn ein greller Blitz.
    Die Feuerwerkskörper schienen alle auf einmal zu explodieren,in der Ferne, und vielleicht taten sie es wirklich, dachte er mit Grauen. Der Himmel wechselte in frenetischem Rhythmus die Farben, Weiß, Gelb, Grün und Rot und dann Wieder Gelb, dann begannen vor dem Schwarz der Berge die Flammen zu lodern. Feuerzungen schlugen blitzartig in dem von der Sommersonne versengten Buschwerk hoch, die nächtliche Brise tat das ihre, und innerhalb weniger Minuten stand der ganze Hang über und vor dem Dorf in hellen Flammen.
     
    Die Zementsäcke waren in der Dunkelheit ein unförmiger Haufen. Im Vorbeigehen stieß er mit dem Fuß daran, wie um sich zu vergewissern, dass sie an ihrem Platz standen. Sein Pass in die Freiheit.
    Er erreichte das Plateau, wo die Arbeiter in wenigen Tagen damit beginnen würden, den Zement für den Parkplatz der Villenbewohner zu verteilen.
    Er hatte die Grube nicht vorher ausheben können, denn obwohl die Rocca weit genug entfernt war, hätte sie jemandem auffallen können, doch der Boden war weich und er würde nicht lange brauchen.
    Er packte eine der Schaufeln, die neben der Hecke lagen, und begann zu graben. Das Bündel auf der Erde zuckte. In einem Anfall blinder Wut versetzte er ihm einen Fußtritt. Dieser ganze Mist war ihre Schuld, ihr Wahn war der Grund für all das Töten.
     
    Die Funken stoben um den Haufen trockener Blätter und Unkraut und entlockten ihm züngelnde Flammen. Die Kanister mit Trichlorethylen und Lacken standen anbei, und es dauerte nicht lange, bis die Flammen an der Mauer leckten.
     
    Wie eine Rachegöttin ging sie aus der Dunkelheit auf ihn los, die Lippen zu einem stummen Schrei aufgerissen. Das Messer in ihrer Hand blitzte im Schein der fernen Flammen.
    Er drehte sich um, das Gesicht bleich vor Wut: »Regina!«
    Er konnte der Klinge nicht ausweichen, die in seinen Armfuhr. Die Frau hob erneut die Waffe. »Du hast lange genug mit mir gespielt, du Widerli…«
    Die Worte erstarben auf ihren Lippen. Jetzt erst bemerkte sie das gefesselte und geknebelte Bündel, das sich vor ihnen auf der Erde wand. Aus einer klaffenden Wunde an der Stirn troff Blut über das Gesicht und verzerrte die Züge, doch es gab keinen Zweifel, dass sie es war. Die Stimme war nur ein Hauch: »Wie ist das möglich …«
    Der Mann nutzte den Moment der Ablenkung und war schon über ihr. Er schlug ihr die Faust ins Gesicht, der Schmerz kam überraschend und brutal, das Messer fiel ihr aus der Hand. Er kniete über ihr, die Hände um ihren Hals gepresst. Regina starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, während ihr Blick schon flackerte: »Du! Du warst das alles. Und sie lebt. Aber warum?«
    »Ich war es nicht«, brüllte Pippo, und der Griff um ihre Kehle lockerte sich einen Moment. Mühsam rang sie nach einem kostbaren Atemzug.
    »Es war alles ihre Schuld. Sie war wahnsinnig. Wahnsinnig vor Eifersucht. Ich kam erst später, mehr als zehn Tage später, sie hatte sich mit der Leiche im Haus eingeschlossen, die Verwesung hatte schon eingesetzt, also habe ich sie zerschnitten, sie unkenntlich gemacht und an den Strand gebracht.«
    »Aber warum?«, krächzte Regina.
    »Ich wollte, dass sie tot ist, das war der einzige Weg,
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