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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
Autoren: Madeline Hunter
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Aufmerksamkeit. »Warum ich, wenn es so leicht ist?«
    »Du kanntest sie, oder nicht? Du warst mit ihr befreundet?« Edwards Gesicht blieb unbewegt, doch Jonathan kannte den Verstand hinter diesen gleichmäßigen Zügen und dunklen Augen zu gut, um sich täuschen zu lassen.
    »Befreundet, ja. Aber sie war nicht meine Geliebte, wenn du das andeuten willst. Ich kenne ihre Geheimnisse nicht. Und ich habe nichts gesehen, was diese Gerüchte bekräftigen würde.«
    »Natürlich nicht. Dennoch kannst du dich besser als sonst jemand in ihrer Welt bewegen, da du ihr Freund warst.« Er deutete in Richtung Fenster und auf die Frauen am Grab. Die Bewohner von Alessandras Welt. »Sie werden dir allein schon aus diesem Grund vertrauen. Und auch deswegen, weil die Menschen ohnehin dazu neigen.«
    Sein Onkel spielte auf eine seltsame Tatsache an, die Jonathan zu einem Experten darin gemacht hatte, an Informationen zu kommen. Aus ihm unbekannten Gründen vertrauten die Menschen ihm instinktiv. Er verstand es selbst nicht, aber es machte seine Aufträge von Edward wesentlich einfacher. Aber auch ein wenig unehrenhaft, ganz egal, wie redlich der Anlass auch sein mochte.
    Bisher war noch unklar, wie redlich dieser neue Auftrag war. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Er hatte schon vor langer Zeit aufgehört, über solche Dinge nachzudenken. Man konnte kein Ermittler sein, wenn man voreingenommen war. Ob er nun einen Auftrag des Innenministeriums erfüllte oder das Liebesnest einer untreuen Ehefrau aufspürte – wenn er essen wollte, musste er objektiv bleiben.
    Wieder blickte er aus dem Fenster. Er fragte sich, ob er auch dieses Mal neutral bleiben konnte. Alessandra war tatsächlich eine Freundin gewesen. Es war etwas Geschmackloses an dem Gedanken, ihr Leben und ihre Vergangenheit zu durchstöbern. Es fühlte sich wie Verrat an.
    Er sah seinen Onkel an. »Ein anderer Mann wäre vielleicht besser geeignet.«
    »Wir wollen dich. Niemand weiß, was dabei herauskommen wird. Wir können nicht auf irgendeinen Laufburschen aus der Bow Street vertrauen.«
    »Die Sache gefällt mir nicht. Ich wollte sowieso wieder zurück nach Frankreich.«
    Edward bemühte sich zu lächeln, verzog jedoch stattdessen seinen Mund auf eine Art und Weise, die eher Besorgnis ausdrückte. »Du willst doch nicht wirklich schon wieder so früh fort, oder? Ich habe mit Thornridge bereits Fortschritte gemacht. Ich plane, nächste Woche selbst nach Hollycroft zu fahren, um zu sehen, ob meine Bemühungen Früchte getragen haben. Wenn ich in dieser Sache erfolgreich bin und mein Ziel erreicht habe, wirst du doch bestimmt hier sein wollen.«
    Damit bezog sein Onkel sich auf eine langwierige Unternehmung, deren Erfolgsaussichten Jonathan zunehmend skeptisch betrachtete. Edward war sein einziger Verbündeter in seinem Kampf um Anerkennung innerhalb seiner Familie, welche die Ungewissheit über sein zukünftiges Leben aus der Welt schaffen würde.
    Edward sagte nichts weiter, doch zwischen ihnen gab es eine alte Übereinkunft. Er würde Jonathan unterstützen, wenn dieser ihm dafür half. Es war sein Onkel gewesen, der ihn während des Krieges rekrutiert und als Mittelsmann des Innenministeriums agiert hatte, wann immer er auf Missionen geschickt wurde.
    Normalerweise ließ eine Anspielung auf das große Ziel Jonathan jegliche Zweifel beiseiteschieben. Doch nicht heute. Er wusste selbst nicht, warum. Vielleicht war es das Gefühl, eine Freundin zu verraten, das dieses Unbehagen hervorrief. Vielleicht verlor Edwards Lockmittel auch langsam an Anziehungskraft. Der Köder hing schließlich schon eine ganze Weile im Wasser.
    Andererseits lag es möglicherweise auch daran, dass er heute Alessandras Tochter gesehen hatte. Celias lebhafte jugendliche Art hatte schon immer dazu geführt, dass er sich im Vergleich dazu düster, trübsinnig und vor der Zeit gealtert vorgekommen war.
    Edwards Ausdruck wurde ernst, als ob er etwas in Jonathans Gesicht entdeckt hätte, das ihn beunruhigte. »Da ist noch etwas.«
    »Und was wäre das?«
    »Es ist möglich … ich wollte wegen der vermeintlichen Freundschaft zu dieser Frau erst nichts sagen, aber es gibt einen Hinweis darauf, dass der Angriff auf dich in Cornwall mit dieser Sache zusammenhängt. Nur eine Spur, mehr nicht. Nichts Eindeutiges.«
    »Du wusstest das und hast mir bis jetzt nichts gesagt? Verdammt, du weißt, dass ich in dieser Sache noch eine Rechnung offen habe. Wenn du irgendwelche Informationen über den Mann hast, der
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