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Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Eine Lady von zweifelhaftem Ruf

Titel: Eine Lady von zweifelhaftem Ruf
Autoren: Madeline Hunter
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überschaubaren Zeit gemeldet werden würden. Sie würde Mamas Anwalt und Testamentsvollstrecker Mr Mappleton fragen müssen, wann sichergestellt war, dass sie das Haus behalten konnte.
    Das Rechtliche würde warten müssen, doch das Übrige nicht. Sie würde diese hintere Stube morgen ausräumen, um zu beurteilen, ob ihre Pläne damit ausführbar waren. Dann würde sie Vorräte für mindestens die nächste Woche einkaufen. Wenn Daphne in drei Tagen käme, um sie mit nach Hause zu nehmen, würde sie ihr erklären, dass sie nicht mit ihr zu jenem Anwesen außerhalb von London zurückkehren würde. Sie würde ihr beibringen müssen, dass sie sich selbstständig machen und in dem Haus leben wollte, das ihre Mutter ihr hinterlassen hatte.
    Daphne würde das nicht gefallen. Nach fünf Jahren waren sie mehr aufeinander angewiesen, als die meisten Leute annehmen würden. Doch es war an der Zeit, sich ein eigenes Leben aufzubauen.
    Sie sah sich in der Schlafkammer um. Die Vorhänge am Fenster und um das Bett wirkten frisch gestärkt und sauber, waren jedoch aus einfachem weißem Musselin gefertigt. Die Möbel waren zwar elegant, doch ohne kostspielige Schnitzereien. Das Fehlen von übermäßigem Luxus stand in krassem Gegensatz zu dem Haus in der Orchard Street, wo Alessandra Abendgesellschaften gegeben hatte und als Grande Dame der Halbwelt aufgetreten war.
    Celia entschied, dass sie dieses Haus vorzog. Sie war froh, dass es leer gestanden hatte, damit sie es selbst in Anspruch hatte nehmen können.
    Alles deutete darauf hin, dass die letzten Mieter vor nicht allzu langer Zeit gegangen waren. Auf den Möbeln lag keine Staubschicht. In der Speisekammer hatten sich sogar ein paar unverdorbene Lebensmittel finden lassen. Dieser Ort hatte sich nicht unbewohnt angefühlt, sondern eine angenehme Atmosphäre ausgestrahlt. Irgendwie häuslich.
    Plötzlich erstarrte Celia. Ihre Sinne vergaßen alle Ablenkungen. Angestrengt lauschte sie der bebenden Stille.
    Kaum vernehmbare Geräusche drangen an ihr Ohr. Sie wollte sie zunächst als Hirngespinste abtun, doch ihre aufgestellten Nackenhärchen ließen das nicht zu.
    Weitere Geräusche ertönten, dieses Mal über ihr. Wie eine Katze, die umherschlich. Vielleicht war ein Streuner in den Dachboden eingedrungen.
    Die Geräusche hörten auf. Sie lauschte noch eine Weile und glaubte schon fast, gar nichts Besonderes gehört zu haben. Außerdem hatte sie peinlich darauf geachtet, alle Türen gut zu verschließen. Es gab einfach keine Möglichkeit hineinzukommen.
    Schritte auf den Stufen der Treppe, die zum Dachboden führte, ließen sie erneut aufschrecken. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Wer immer da oben sein mochte, versuchte nicht einmal, leise zu sein.
Und er kam gerade die Treppe herunter, direkt zur Tür dieses Zimmers.
    Panik ließ sie einen schrecklichen Moment lang erstarren, dann begannen ihre Gedanken zu rasen. Sie sprang auf, ergriff einen Schürhaken vom kalten Kamin und presste sich leise gegen die Wand neben der Tür. Hoffentlich würde der Eindringling verschwinden, so wie er gekommen war, ohne zu bemerken, dass sie sich im Haus aufhielt, aber wenn nicht … Sie hob den Schürhaken mit beiden Händen über den Kopf.
    Die Stiefel erreichten den unteren Treppenabsatz und blieben stehen. Sie betete, dass sie weiter ins Erdgeschoss und zur Tür hinausgehen würden.
    Doch zu ihrem Grauen kamen sie auf ihre Tür zu. Direkt davor blieben sie stehen. Innerlich flehte Celia sie an, die Treppe hinunterzusteigen. Geht weiter. Geht weiter.
    Die Tür öffnete sich. Ihr Herz sprang ihr bis zum Hals. Sie hielt die Luft an und blieb stocksteif stehen.
    Ein Mann betrat den Raum. Ein großer Mann. Er ging in die Mitte des Zimmers. Sie erblickte einen dunklen Mantel, hohe Stiefel und das Weiße eines Kragens und eines Halstuchs. Darüber hinaus konnte sie einen Blick auf sein Profil erhaschen und erkannte einen Mann mit ernstem Gesichtsausdruck und dunklen Augen. Seine braunen Haare hatte er zu einem altmodischen Pferdeschwanz zusammengebunden. All das sah sie im schwach-goldenen Licht der einzelnen Kerze.
    Er starrte auf die Flamme, die verriet, dass er in diesem Haus nicht allein war. Sie konnte sehen, wie sein Körper in Alarmbereitschaft ging. Sie nahm all ihren Mut zusammen und schlich mit erhobenem Schürhaken auf seinen Rücken zu.
    Gerade als sie ihn heruntersausen lassen wollte, wirbelte der Fremde herum und hielt den Haken fest. Dann packte er mit einer blitzschnellen Bewegung auch
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