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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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wären.«
    »Sie wußten, daß ich im Keller
unten gefangengehalten wurde?« fragte Anna in
verwundertem Ton.
    »Natürlich«, sagte ich
leichthin.
    »Wieso?« fragte O’Neil mit gehässiger Stimme. »Jemand muß mich reingelegt
haben. Dieser Drecksack Charlie natürlich!«
    »Charlie war Ihnen gegenüber
loyal bis zu dem Augenblick, als ich ihn entfernen ließ«, sagte Barnaby. »Sie
haben mich unterschätzt, Gregory, unglücklicherweise von jeher. Als das Haus
gebaut wurde, dachte ich an die naheliegende Vorsichtsmaßnahme, in jedem Zimmer
eine Fernsehkamera einbauen zu lassen. Diese prächtige kombinierte Stereo- und
Fernsehanlage in meinem Schlafzimmer, die Sie so oft bewundert haben, hat noch
andere, wichtigere Funktionen. Während Miss Woodrows zwangsweisem Aufenthalt
hier habe ich oft Ihren Ausführungen bezüglich Ihrer derzeitigen und
zukünftigen Pläne gelauscht.«
    »Wenn Sie die ganze Zeit über
wußten, was los ist«, platzte O’Neil heraus, »warum,
zum Teufel, haben Sie uns dann nicht von allem abgehalten?«
    »Es ist immer gut, zum
richtigen Zeitpunkt und an der richtigen Stelle zu handeln«, sagte Barnaby gut
gelaunt. »Sie werden mir das Klischee verzeihen.«
    »Na schön!« O’Neil preßte einen Augenblick lang den Handrücken gegen den Mund. »Was geschieht
jetzt?«
    »Das hängt weitgehend von Ihnen
und Miss Woodrow ab«, antwortete Barnaby. »Ich würde sagen, es geschieht zum
Teil das, was Sie ursprünglich geplant haben. Natürlich wird es dabei ohne ein
paar kleine Änderungen nicht abgehen.«
    »Höre auf ihn, Greg«, sagte
Daphne Woodrow in eindringlichem Flüsterton. »Es ist die einzige Chance, die
wir noch haben.«
    O’Neil starrte sie ein paar Sekunden
lang mit aufgerissenen Augen an, dann wandte er langsam den Kopf und sah zu
Barnaby hinüber. »Ich begreife nicht.«
    »Sie einfältiger Trottel«,
sagte Barnaby mit verächtlicher Stimme, »waren Sie wirklich so naiv,
anzunehmen, ich sei an der Flamini nur als Frau
interessiert ?«
     
     
     

12
     
    Es war Axel Barnabys großer
Augenblick, und das wußte er auch. Er wartete beglückt, bis der Ausdruck
schockierten Erstaunens von O’Neils Gesicht
verschwunden war, und fuhr dann fort.
    »Ich habe von jeher eine
sentimentale Bindung an das alte Hollywood gehabt«, sagte er. »Stellar ist so
ziemlich das einzige Studio im alten Stil, das heute noch existiert. Ich gebe
offen zu, ich war lax und erfuhr erst zu spät von Manattis heimlichem Aufkauf von Stellar-Aktien. Wahrscheinlich zur selben Zeit wie ihm
wurde mir klar, daß eine Kombination meiner und seiner Anteile ihrem Besitzer
die kontrollierende Aktienmehrheit im Studio verschafft. Es war notwendig, mich
an ihn heranzumachen, ihn sozusagen in die Arena zu zerren.« Sein Lächeln hatte
etwas Engelhaftes. »Was konnte ein Axel Barnaby schon ins Feld führen, das Manatti fraglos schluckte?«
    »Und Sie boten ihm an, ihm Ihre
Anteile zu verkaufen und die Flamini dafür zu
verlangen?« sagte O’Neil mit brüchiger Stimme. »Und
dabei wollten Sie sie gar nicht haben?«
    »Ich wollte alle beide hier in
Kalifornien haben«, sagte Barnaby. »Und ich wollte Manatti dadurch, daß ich innerhalb meines eigenen Territoriums operierte, ins
Hintertreffen bringen, denn dort war es leichter, ihn zu manipulieren. Er
dachte, ich hätte ihm meine Schwäche enthüllt, als ich ihm anbot, meine
Aktienanteile gegen die Gesellschaft seines schönen Stars einzutauschen. Ich
hatte ein überaus fachkundiges — und teures — Gutachten durch ein Team italienischer
Experten über seine Schwächen erstellen lassen. Wenn der Mann selbst keine
offensichtlichen Schwächen hatte, dann war das nächstbeste, die Schwächen derer
zu erforschen, die ihm nahestehen.«
    »Meinen Sie Anna Flamini ?« murmelte O’Neil .
    »Nein«, sagte Barnaby
gleichmütig.
    »Bitte!« Daphne Woodrow sah ihn
verzweifelt an. »Bitte nicht!«
    »Es ist erforderlich, daß
Gregory die Situation völlig begreift«, sagte er energisch. » Manattis Schwäche war seine Geliebte. Ein Mädchen, das mit
Anna befreundet gewesen war und sie deshalb haßte. Sie haßte, weil sie der
schöne Star und anscheinend so fest an Manatti gebunden war. Eine Frau, die alles tun würde, um eine solch unüberwindbare
Konkurrenz loszuwerden. Eine Frau, die an seinem Machtstreben nicht interessiert
war, vor allem wenn es sich um ein amerikanisches Filmstudio mit all seinen
Bedrohungen zukünftiger Konkurrenz handelte.«
    »Daphne?« O’Neil schluckte
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