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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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nackt besser. Das entsprach mehr unseren Beziehungen.«
    »Vermutlich war Daphne Woodrow
das Geld völlig gleichgültig?« sagte ich gelassen.
    »Wovon sprechen Sie da?«
    »Sie hatte nie etwas anderes im
Sinn, als die Flamini loszuwerden«, sagte ich. »Die
Idee, sie zu entführen und Lösegeld für ihre Rückkehr zu verlangen, war nichts
weiter als ein Köder, um Sie und Harris für die Sache zu interessieren.«
    »Vielleicht.« Er grinste
bedächtig. »Ich glaube, sie will lediglich Vince Manatti für sich allein haben. An sich ein makabrer Gedanke.«
    »Sie sind derjenige, der mich
enttäuscht«, sagte ich. »Ich hätte nicht gedacht, daß sich Ihr Ehrgeiz mit Geld
befriedigen läßt.«
    »Kurt Manheim wird fünfzigtausend herausrücken«, sagte er selbstzufrieden. »Zusätzlich zu Manattis hunderttausend ergibt das eine hübsche runde
Zahl.«
    »Und wer kriegt die Flamini ?« erkundigte ich mich.
    »Daphnes Plänen zufolge bekommt
sie keiner, denn sie wird tot sein«, knurrte er. »Und Sie ebenfalls, Holman .« Die Badezimmertür öffnete sich. Anna Flamini kam heraus und reichte mir meine Jacke. Sie trug
einen silbergrauen Hosenanzug, in dessen Stoff glitzernde Metallfäden
eingewoben waren. Sie war wieder von Kopf bis Fuß ein Superstar.
    »Sie sind eine Seltenheit«,
erklärte ihr O’Neil . »Die einzige Frau, die ich je
kennengelernt habe, die nackt sogar noch schöner aussieht.«
    Sie sagte etwas auf italienisch , und die kalte Wut in ihrer Stimme machte
jede Übersetzung überflüssig. Auf O’Neils Gesicht lag
ein verkniffener Ausdruck, als er mit erhobener Hand schnell auf sie zutrat.
    »Okay«, sagte ich rasch. »Was
geschieht jetzt?«
    »Wir werden eine Fahrt in
meinem Wagen machen«, sagte er barsch. »Vielleicht wird die frische Luft ihr
Temperament abkühlen.«
    »Zurück zur Hütte?« sagte ich.
    »Wo eigentlich Daphne
inzwischen mit dem Geld, das sie bei Kurt Manheim kassiert hat, warten sollte.«
    »Wird sie da nicht ein bißchen
nervös werden — allein in der Gesellschaft von Martin Harris’ Leiche?«
    »Sie wäre wesentlich nervöser,
wenn die Leiche nicht dort wäre«, sagte er. »Denn dann wüßte sie, daß etwas
schiefgelaufen ist.«
    Von der Türschwelle her drang
ein Laut herüber, der einem Husten glich. Ich drehte mich gerade rechtzeitig
um, um mit anzusehen, wie der Wächter der Länge nach auf den Boden fiel. Der
Türrahmen war plötzlich von zwei weiteren Wächtern ausgefüllt, die beide
bewaffnet waren. Gern hätte ich geglaubt, die Kavallerie sei zu unserer
Befreiung angerückt, aber irgendwie hegte ich da meine Zweifel.
    O’Neil starrte die beiden Männer an,
als handle es sich um eine Luftspiegelung. »Was, zum Teufel, hat das zu
bedeuten?« rief er.
    »Mr. Barnaby ersucht Sie alle
drei um das Vergnügen Ihres Besuchs«, sagte einer der Männer lakonisch.
    O’Neils Gesicht verfärbte sich zu
dumpfem Rot, dann ging er auf die Tür zu. Der zweite Wächter durchsuchte ihn
und nahm meine Pistole aus seiner Tasche, dann wurden wir alle drei zum Aufzug
begleitet. Der Bursche, der den Lift bediente, war neu, und O’Neil fragte, was, zum Teufel, aus Charlie geworden sei.
    »Er ist durch einen anderen
ersetzt worden«, sagte der Wächter kurz angebunden. »Mr. Barnaby nimmt im
Augenblick eine Menge Neubesetzungen bei den Hausangestellten vor.«
    Wir überquerten schweigend den
riesigen Korridor, der zu Barnabys Privaträumen führte, und der erste Wächter
klopfte behutsam an, bevor er die Tür zum inneren Heiligtum öffnete. Wie
gewöhnlich war Axel Barnaby damit beschäftigt, durch eine seiner Glaswände zu
starren. Daphne Woodrow saß in einem der hochlehnigen Sessel, die Hände im Schoß verkrampft. Ihr Gesicht hatte die Farbe alten Pergaments.
    »Hier sind sie, Sir«, sagte der
Wächter mit großem Respekt.
    »Danke«, sagte Barnaby mit
seiner hohen Tenorstimme. »Sie können uns jetzt allein lassen, aber ich möchte,
daß Sie beide draußen vor der Tür warten.«
    Die Wächter zogen sich zurück,
wobei sie die Tür hinter sich leise schlossen, aber das machte die Atmosphäre
keineswegs gemütlicher. Barnaby drehte sich um und betrachtete uns mit milde
interessiertem Ausdruck in den verschleierten Augen.
    »Willkommen in meinem Haus,
Miss Flamini «, sagte er. »Ich hoffe aufrichtig, Ihr
Aufenthalt hier war nicht allzu unerträglich. Sie können versichert sein, daß
Sie, wenn O’Neil zu irgendeinem Zeitpunkt physische
Gewalt angewandt hätte, sofort gerettet worden
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