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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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der
Mühe unterzogen, auch Martin Harris mit einzubeziehen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie
matt.
    »Er war der Lackierte!« sagte
ich als Antwort auf meine eigene Frage. »Sie brauchten jemanden, dem sie alles
anhängen konnten. Dann, nachdem Manatti sich
entschieden hatte, mich anzuheuern, dachten sie beide, sie müßten Harris mit
ins Spiel bringen.«
    »Entschuldigung!« Sie gähnte
offensichtlich. »Aber ich verstehe kein Wort von dem, was Sie sagen.«
    Ich erzählte ihr alles, was
vorgefallen war, von Anfang an, und sie lauschte geduldig, bis ich geendet
hatte.
    »Es war durchaus glaubhaft, daß O’Neil ausreichend smart gewesen war, auf den
Gedanken zu kommen, daß ich es sei, den Manatti angeheuert hatte«, sagte ich. »Aber der Quatsch, den Daphne verzapfte, nämlich
daß jemand sie angerufen und dabei meinen Namen benutzt habe, war zu starker
Tobak.«
    »Aber warum gab sie vor, zu
wissen, wo ich sei, und brachte Sie zur Hütte?«
    »Um einen guten Eindruck zu
machen«, sagte ich. »Ihre treue, ehrliche und ergebene Freundin. Der einzige
Mensch, der voll und ganz auf Ihrer Seite steht. Harris war bereits dort, für
den Fall, daß die Dinge außer Kontrolle geraten sollten, und es bedurfte
lediglich seines Auftauchens, um die ganze Sache psychologisch zu untermauern.
Dann, nachdem er uns hierher nach Eagle’s Rock
gebracht hatte, präsentierte er uns beide Barnaby. Zumindest erweckte er damit
den Anschein, als versuche er, Sie zu finden, und zudem bot es ihm eine
Gelegenheit, mit Daphne alles zu besprechen.« Ich erstickte beinahe an dem
Gedanken, der mir neuerdings kam. »Vielleicht war es überhaupt ihr Einfall,
mich durch Lonnie umbringen zu lassen, sobald wir zur Hütte zurückgekehrt
waren.«
    »Und später haben Sie sie so
tapfer aus O’Neils Klauen befreit.« Sie lachte
plötzlich, warf den Kopf zurück und enthüllte dabei makellose Zähne. »Gegen
ihren Willen, natürlich! Verzeihen Sie mein Gelächter, Mr. Holman ,
aber es ist wirklich sehr komisch!«
    »Wir werden vielleicht alle
beide lachend sterben«, knurrte ich.
    »Vielleicht.« Sie zuckte erneut
die Schultern. » Wieviel Uhr ist es?«
    Ich blickte auf meine
Armbanduhr. »Zehn nach sechs.«
    »Abends?«
    »Machen Sie sich über mich
lustig?« Ich betrachtete sie mißtrauisch, aber dann fiel mir das Fehlen
jeglicher Fenster ein.
    »Natürlich abends. Ich kann mich
noch daran erinnern, was ich zum Lunch bekam: Hamburger!« Sie schauderte
leicht.
    »Ich frage mich, wie lange O’Neil uns hierzubehalten gedenkt?« sagte ich.
    »Ich weiß nicht, aber ich bin
froh, daß Sie Ihre Uhr noch haben. Es erleichtert die Warterei, wenn man weiß,
wie spät es ist.« Sie machte eine kleine Handbewegung. »Die Tür dort führt
übrigens zum Badezimmer.«
    »Danke«, sagte ich. »Aber ich
habe das unangenehme Gefühl, daß O’Neil uns nicht
mehr allzu lange warten lassen wird. Manatti wird
sehr beunruhigt sein, wenn ich heute abend nicht mit
Ihnen oder den hunderttausend Dollar auftauche.«
    » Vincente ist kein impulsiver Mann«, sagte sie. »Er wird mindestens bis morgen früh
warten, bevor er etwas unternimmt.«
    »Großartig.« Ich zog eine
Grimasse. »Das wird O’Neil ausreichend Zeit lassen,
von Kurt Manheim weiteres Lösegeld zu fordern.«
    »Vom Boss der Stellar?« Sie
schüttelte bedächtig den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich vermute, daß O’Neil Sie durch Harris allen beiden anbieten ließ«, sagte
ich. »Auf diese Weise ließ sich das Lösegeld für Ihre Rückkehr verdoppeln. Nur
sieht es jetzt so aus, als ob O’Neil überhaupt nicht
die Absicht hätte, Sie einem von beiden zurückzuerstatten.«
    »Bitte!« Sie zuckte zusammen.
»Sie verursachen mir Kopfweh.« Ich hörte, wie der Schlüssel im Schloß umgedreht
wurde. Das Gesicht Anna Flaminis wurde starr vor
Angst. O’Neil betrat den Raum, und hinter ihm tauchte
auf der Türschwelle ein Wächter auf — derselbe, den ich in O’Neils Büro zusammengeschlagen hatte. Der bösartige Gesichtsausdruck, mit dem er mich
anstarrte, verriet, daß er den Zwischenfall keineswegs vergessen hatte. O’Neil warf ein Bündel Kleidungsstücke auf das Bett neben
Anna Flamini und lächelte sie an.
    »Ziehen Sie sich an«, sagte er.
»Sie werden einen Besuch machen.«
    Sie nahm das Bündel, ging ins
Badezimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Ich sehe, Sie waren ein
Gentleman, Holman «, sagte O’Neil und grinste mich hämisch an. »Sie haben ihr sogar Ihr Jackett geliehen. Mir
gefiel sie
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