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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet
Autoren: Carter Brown
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zu einer
Million war. Immerhin war das ein Traum, dem ich bei der Abwärtsfahrt im Aufzug
nachhängen konnte.
    Die Wächter begleiteten uns bis
zum Wagen. Ich setzte mich hinters Lenkrad, die beiden anderen placierten sich auf den Rücksitz. Dann bekam O’Neil seine Waffe ausgehändigt — meine Pistole.
    »Gut, Holman «,
sagte O’Neil . »Fahren Sie los. Wir kehren zur Hütte
zurück, falls Sie das vergessen haben sollten.«
    Als wir das schmiedeeiserne Tor
erreichten, stand es bereits offen, und kaum waren wir hindurchgefahren, als O’Neil mir auch schon den kalten Lauf der Pistole hart
gegen den Nacken preßte.
    »Kommen Sie ja auf keine
Fernsehkrimiideen, wie zum Beispiel zu versuchen, den Wagen in den Graben zu
fahren oder so was«, sagte er. »Sie wären innerhalb von zwei Sekunden tot.«
    »Ich glaube Ihnen«, brummte
ich.
    Die Pistole wurde weggenommen,
und er ließ sich neben Daphne Woodrow in die Polster fallen.
    »Greg«, sagte sie mit zaghafter
Stimme. »Es tut mir leid.«
    »Es spielt jetzt keine Rolle
mehr«, sagte er. »Zwischen mir und Barnaby war es vermutlich ohnehin zu Ende.«
    »Mir blieb keine andere Wahl«,
fuhr sie fort. »Zuerst schien es eine so großartige Möglichkeit, dieses Luder Flamini für alle Zeiten aus Vincentes Leben zu entfernen!« Sie lachte mit leicht brüchiger Stimme. »Und jetzt werde
ich, sobald er mein Geständnis gelesen hat, ebenfalls aus seinem Leben entfernt
werden.«
    »Schon vorher«, sagte ich.
    »Verzeihung?« sagte sie mit
betont britischem Akzent. »Überlegen Sie mal«, sagte ich. »Wer wird nach meinem
Tod wissen, daß es O’Neil war, der Harris und mich
umgebracht hat? Barnaby wird es niemandem mitteilen, und O’Neil weiß das genau. Also bleiben nur noch Sie übrig. Und wie kann O’Neil , sobald er mit Manatti konfrontiert wird, sicher sein, daß Sie nicht zusammenbrechen und die Wahrheit
erzählen werden?«
    »Halten Sie’s Maul, Holman !« sagte O’Neil heiser.
    »Zum Teufel mit Ihnen!« sagte
ich. »Wenn Sie mich jetzt erschießen, wird das erhebliche Probleme für Sie
aufwerfen — zum Beispiel wird der Wagen von der Straße heruntergeraten und
möglicherweise nicht mehr zu benutzen sein, ganz abgesehen von den Blutflecken
auf dem Sitz.«
    »Was wollten Sie mir sagen?«
fragte Daphne mit dünner Stimme.
    »Daß O’Neil Sie nicht dazu braucht, um Vince zu überzeugen«, sagte ich. »Er hat bereits
eine Kopie Ihres Geständnisses, und das ist mehr als genug. Warum sollte er das
Risiko auf sich nehmen, daß Sie vielleicht nicht den Mund halten? Er hat meine
Pistole benutzt, um Harris zu erschießen, ebenso leicht kann er das auch bei
Ihnen tun.«
    »Er ist übergeschnappt«, sagte O’Neil mit belegter Stimme. »Er greift nach jedem
Strohhalm, um sein Fell zu retten.«
    »Wie alt sind Sie, Daphne?«
fragte ich. »Fünfundzwanzig? Das scheint mir verdammt jung zum Sterben.«
    »Noch ein Wort, Holman «, tobte O’Neil , »und ich
nehme tatsächlich das Risiko auf mich, daß der Wagen zu Bruch geht, nachdem ich
Ihnen eine Kugel in den Kopf geschossen habe.«
    »Greg?« Daphne versuchte
mühsam, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Er hat recht. Das
Geständnis wird mehr als genug sein, um Vincente zu
überzeugen.«
    »Ich habe dir doch bereits
gesagt, Holman versucht alles, um am Leben zu
bleiben!« zischte O’Neil .
    »Ich weiß, daß du recht hast,
Greg.« Die Furcht in ihrer Stimme war jetzt unverkennbar. »Aber du hast das
Geständnis und brauchst mich nicht mehr. Bitte befiehl Holman ,
daß er anhält, damit ich aussteigen kann.«
    »Hier?« O’Neil bemühte sich seinerseits um einen Unterton von Vernunft. »Kilometerweit von
jeglicher Zivilisation entfernt?«
    »Das ist mir egal. Ich kann
gehen.« Sie schluckte hörbar. »Laß mich raus!«
    »Nein!«
    Im nächsten Augenblick schrie
er vor Schmerz gellend auf, und ich sah im Rückspiegel, wie ihre Silhouetten
ineinander verschwammen.
    »Du Luder!« schrie er. »Du hast
mir völlig das Gesicht zerfetzt!«
    »Laß mich raus, laß mich raus!«
kreischte Daphne. Dann schrie O’Neil ein zweitesmal auf.
    Wenn das nun nicht der richtige
Augenblick war, überlegte ich zögernd, dann war es eben Pech. Wir fuhren im
Sechzigkilometertempo eine gerade Strecke der ungeteerten Straße abwärts. Ich trat heftig mit dem Fuß auf das Bremspedal und riß
gleichzeitig das Lenkrad scharf nach links. Danach konnte ich nichts weiter
tun, als mich am Lenkrad festzuklammern und das Beste zu hoffen. Die
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