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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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Maresciallo alle Mühe geben, ganz normal zu wirken. Er war gerade erst von Espositos Beerdigung aus Neapel zurückgekehrt, und wie versprochen hatte er bei Lapo einen Tisch für das Geburtstagsessen reserviert, was er nun fast bereute, denn das heruntergelassene Gitter auf der anderen Straßenseite und das Schild Zu verkaufen erinnerten ihn während des ganzen Essens daran, daß Peruzzi seinem zweiten Herzanfall erlegen war. Immerhin blieb ihm so die Gerichtsverhandlung seines Sohnes erspart.
    Die Jungen freuten sich viel zu sehr auf das Fußballspiel, als daß sie davon irgend etwas bemerkt hätten. Teresa sagte nichts, drückte nur ein- oder zweimal seinen Arm, um ihn in die Realität zurückzuholen.
    In dem Bemühen, Fröhlichkeit zu verbreiten, erzählte er Teresa, was Lorenzini ihm am Morgen berichtet hatte. Er hatte das Fest des Eisenbahnerclubs besucht, wo Nardi in Anwesenheit von Constanza und Monica auftreten sollte. Teresa verfolgte die Geschichte des Dreigestirns schon seit Jahren.«
    »Und, kam es zu einem Streit?«
    »Natürlich. Direkt nachdem er ›I left my Heart in San Francisco‹ zum besten gegeben hatte, wobei er die Hälfte des Textes frei erfunden hat – sagt zumindest Lorenzini, der Englisch kann. Es gab ein großes Festmahl …«
    »Hatten sie auch drei verschiedene Pastagerichte wie wir?« erkundigte sich Giovanni interessiert.
    »Mindestens. Vielleicht sogar mehr. Und Florentiner Beefsteak.«
    »Und Kuchen?«
    »Wahrscheinlich auch Kuchen. Und nach alldem hat Nardi fast eine Stunde gesungen. Er war ganz erschöpft und sagte Constanza, daß er heimgehen wolle. Sie amüsierte sich aber gerade und wollte noch bleiben. Ein Wort gab das andere, bis Monica aufblickte, die mit ihrer Mutter am Nachbartisch saß – die übrigens neunzig Jahre alt ist und essen kann wie ein Scheunendrescher: ›He Nardi, du solltest dich schämen, so mit deiner Frau zu reden, und das in aller Öffentlichkeit!‹
    ›Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Sie ist meine Frau, und ich rede mit ihr, wie ich will.‹
    Er sagte seiner Frau, sie solle doch machen, was sie wolle, er gehe jetzt, stand auf und verließ den Tisch. Constanza rührte sich nicht vom Fleck. Nach einer Minute beugte sie sich zu Monica hinüber: ›Der geht nirgendwohin. Ich habe die Autoschlüssel und die Hausschlüssel.‹
    Eine Stunde später saßen die beiden Frauen einträchtig Seite an Seite und kamen aus dem Stegreif zu einer für beide Seiten annehmbaren, finanziellen Vereinbarung. Dann tauschten sie Vertraulichkeiten aus:
    ›Wenn du wüßtest, was ich in den ersten zwanzig Jahren meiner Ehe mit ihm durchgemacht habe, dir würden die Haare zu Berge stehen. Jede Woche eine andere. Ich konnte nicht einmal mehr hoch erhobenen Hauptes über die Straße gehen. Und das Geld, das er dafür ausgegeben hat! Dabei hatten wir zwei Kinder zu ernähren.‹
    ›Bei meinem war es dasselbe, bis er den Schlaganfall hatte. Anschließend gab es nur noch Gejammere, er weigerte sich sogar, sich selbst die Nase zu putzen. Zehn Jahre mußte ich mich damit herumplagen! Wie gut, daß wir Frauen länger leben! So können wir zum Ende hin wenigstens noch ein wenig Ruhe und Frieden genießen.‹
    Lorenzini sagt, daß Monica keine Anzeige wegen Körperverletzung erstatten wird.«
    »Also gab es gar keinen richtigen Streit.«
    »Doch, doch. Der kommt noch. Während die beiden sich unterhielten, schäkerte Nardi mit einer Frau an einem anderen Tisch, hatte sogar den Arm um sie gelegt. Als die beiden das sahen, standen sie auf und marschierten dort hinüber. Und dann ging es los. Lorenzini mußte eingreifen und den Streit beenden.«
    »Haben sie sie angegriffen, etwa geschlagen?«
    »Nein, nicht sie. Ihn! Hat ein paar ordentliche Schläge einstecken müssen, bevor sie gestoppt werden konnten. Lorenzini mußte vor Monicas Fingernägeln in Deckung gehen, und er war nicht in Uniform, sie konnten also einfach so tun, als würden sie ihn nicht erkennen.«
    »Ich kann wirklich nicht verstehen, was manche Frauen an manchen Männern finden. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Geht mir auch so«, räumte der Maresciallo mit besorgt gerunzelter Stirn ein. »Was soll’s. Lorenzini hat gesagt, Nardi machte gar keinen so schlechten Eindruck. Er trug sein Gebiß, und offenbar hat er eine wundervolle Stimme für Liebeslieder. Betörend, hat Lorenzini gesagt.«
    »Nun ja …«
    »Geburtstagskuchen für Giovanni!« rief Lapo, der den Kuchen hoch vor sich hertrug, gefolgt von
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