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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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dem Elektriker reden soll …«
    »Ich meine nicht die neue Lampe, ich meine Totò! Laß uns heute abend darüber reden. Ich habe keine Zeit mehr.«
    Was immer ihr auf dem Herzen lag, sie würde es noch einmal ansprechen, da brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Er konnte nicht aufhören, sich über sie zu wundern, darüber, daß sie da war, sich um alles kümmerte, ihm von Problemen erzählte und dann, irgendwie, genau wußte, was zu tun war. Woher wußte sie, welche Entscheidung die richtige war, während ihn Verwirrung und Zukunftsängste in lähmende Zweifel stürzten? Er schob dieses unlösbare Rätsel beiseite, las den Zeitungsartikel zu Ende und kleidete sich dann sorgfältig für den anstehenden Besuch bei Capitano Maestrangelo im Hauptquartier an, das sich auf der anderen Seite des Flusses in der Via Borgognissanti befand.
    Der Capitano lächelte nicht.
    »Ich muß nur noch zu Ende telefonieren … Aber nein, setzen Sie sich doch schon einmal.« Er wies mit der Hand auf eine dreiteilige Ledergarnitur. Der Maresciallo marschierte hinüber und ließ sich in einen Sessel sinken, die Kappe auf den Knien. Ein Carabiniere kam herein und stellte ein Tablett mit Kaffee auf dem Couchtisch ab.
    »Brauchen Sie den Aschenbecher?«
    »Nein, danke.«
    Der Carabiniere nahm ihn mit. Eines der hohen Fenster stand ein wenig offen, und die Musselingardine bewegte sich im sanften Nachmittagswind. Der Maresciallo wartete, beobachtete das Flirren der feinen Staubpartikel im Strahl der Sonne, der den Läufer unter seinen Füßen wärmte. Nach einer Weile wanderte sein Blick auf die dunklen Ölgemälde an der Wand, Überzähliges aus einem vollgestopften Museum. Der Capitano sprach mit einer derartig gemessenen Feierlichkeit in den Hörer, daß jeder, der ihn nicht kannte, glauben mußte, er rede mit dem Präsidenten der Republik. Der Maresciallo allerdings kannte ihn und wußte, daß er selbst mit dem rangniedersten Carabiniere in genau dieser Art sprach. Er schätzte das. Ebenso wie er die ruhige Intelligenz, die Ehrlichkeit und die Verläßlichkeit seines Vorgesetzten schätzte. Einzig und allein daß Teresa über dessen gutes Aussehen ins Schwärmen geriet, störte ihn an diesem Mann, obwohl er nicht sagen konnte, warum.
    ›Nein, nein, das finde ich übertrieben. Nein. Er ist ein guter Mann, aber …‹
    ›Richtig schmuck in seiner Uniform und diese wohlgeformten Hände.‹
    ›Hände?‹
    »Bleiben Sie sitzen.« Eine der wohlgeformten Hände, schlank und gebräunt, griff nach der Hand des Maresciallo. Der Capitano setzte sich und schenkte den starken, schwarzen Kaffee in kleine, mit Goldrand verzierte Tassen. »Und? Haben Sie die Sache klären können?«
    »O ja, kein Problem. Die Signora hatte ganz recht. Wer die letzten sieben Monate in der Provence und … wo war das noch mal? … ach ja, Mexiko verbracht hat, kann kaum eine Stromrechnung in dieser Höhe verursacht haben. Nein, nein. Ich war mir ziemlich sicher, daß einer der beiden jungen Männer auf der anderen Seite des Flurs etwas damit zu tun hat. Ich mußte zweimal dorthin, denn beim ersten Mal hatten sie mich in Uniform an der Haustür stehen sehen und nicht aufgemacht. Aber das hatte ich Ihnen ja bereits erzählt. Beim zweiten Mal hat mich die Signora ins Haus gelassen, und sie hat dann bei den jungen Männern an die Tür geklopft und sie gerufen. Als sie erst einmal geöffnet hatten, war alles klar. Ich hatte sie zuvor gebeten, in ihrer Wohnung den Strom abzustellen, und bei den jungen Männern war es stockfinster.«
    »Das habe ich mir gedacht. Wie haben sie es angestellt?«
    »Das war gar nicht so schwer. Sie hat sich eine Klimaanlage installieren lassen. Die beiden sind von der Terrasse rüber zu ihrer und haben die Anlage angezapft. Sie hat gesagt, daß sie nicht sehr oft in Florenz sei, und ich nehme an, die beiden fanden es nur recht und billig. Sie wissen ja, wie die Leute denken: reiche Ausländer, die die Preise für Häuser und Mieten in die Höhe treiben. Ist sie Amerikanerin?«
    »Französin. Einige Jahre lang hat sie in Washington als Korrespondentin für eine französische Zeitung gearbeitet.«
    »Verstehe. Sie hat mir erzählt, daß sie im Moment für ein Buch über die Anfänge der Oper recherchiert. Eine wirklich schöne Wohnung hat sie da und einige recht wertvolle Antiquitäten. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihr vorzuschlagen, eine vernünftige Einbruchsicherung einbauen zu lassen.«
    »Gute Idee.«
    »Sie ist eine bezaubernde
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