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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte
Autoren: Jojo Moyes
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zurückreisen darf, weil sie sich in einem britischen Dokumentarfilm kritisch geäußert hat. Sie überprüft die Adresse und läuft dann los, um den Bus zu bekommen. Als sie sich auf den Sitz zwängt, ist sie in Gedanken bei der Hintergrundinformation, die sie für den Artikel gesammelt hat, und teilt sie bereits in Abschnitte ein.
    Später trifft sie sich mit Corinne und Nicky in einem Restaurant, das sie sich alle nicht leisten können. Douglas kommt auch. Er war so lieb, als sie ihn am Tag zuvor angerufen hat – es ist lächerlich, dass sie so lange nicht miteinander gesprochen haben. Innerhalb weniger Sekunden war klar, dass er wusste, was mit John passiert war. Auf Corinne und Nicky warten Ausweichkarrieren bei der Nation, sollten sie je ihre Arbeit aufgeben, denkt sie. »Und keine Bange, ich werde dir nicht mit Mädchenkram in den Ohren liegen«, sagt sie, als er einverstanden ist, sich mit ihr zu treffen.
    »Gott sei Dank«, sagt Douglas.
    »Aber ich werde dir ein Abendessen spendieren. Um mich zu entschuldigen.«
    »Kein Gelegenheitssex?«
    »Nur, wenn deine Freundin dabei ist. Die sieht besser aus als du.«
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest.«
    Grinsend legt sie den Hörer auf.
    Lieber Anthony,
    ja, ich bin es. Was immer ich sein mag, verglichen mit dem Mädchen, das du gekannt hast. Ich vermute, du weißt, dass unsere Freundin, die Journalistin, inzwischen mit mir gesprochen hat. Mir fällt es noch immer schwer zu begreifen, was sie mit erzählt hat.
    Aber heute Morgen lag dein Brief im Postfach. Als ich deine Handschrift erblickte, fielen vierzig Jahre von mir ab. Ergibt das einen Sinn? Die Zeit, die vergangen ist, schrumpfte zu einem Nichts. Ich kann kaum glauben, dass ich in Händen halte, was du vor zwei Tagen geschrieben hast, kann kaum glauben, was es bedeutet.
    Sie hat mir ein wenig von dir erzählt. Ich saß staunend da und wagte kaum daran zu denken, dass ich vielleicht die Möglichkeit haben werde, bei dir zu sitzen und mit dir zu sprechen.
    Ich hoffe inständig, dass du glücklich bist.
    Jennifer
    Das ist der Vorteil bei Zeitungen: Die Aktien eines Journalisten können stratosphärisch in die Höhe schnellen, doppelt so schnell, wie sie gefallen sind. Zwei gute Storys, und die Redaktion spricht von nichts anderem, man wird von allen Seiten bewundert. Die Story wird im Internet veröffentlicht, an andere Verlage in New York, Australien, Südafrika verkauft. Der Artikel habe ihnen gefallen, sagte ihr die Verkaufsabteilung. Genau das, wofür ein Markt zu finden ist. Innerhalb von achtundvierzig Stunden hat sie E-Mails von Lesern, die ihre eigenen Geschichten preisgeben. Ein Agent hat angerufen und gefragt, ob sie genug beisammen hat, um daraus ein Buch zu schreiben.
    Was Melissa betrifft, kann Ellie nichts falsch machen. Sie ist die Erste, an die sie sich in der Redaktionskonferenz wendet, wenn ein Tausend-Wörter-Artikel zu vergeben ist. In dieser Woche haben es ihre Kurzartikel zwei Mal auf die Titelseite geschafft. Das ist für ein Redaktionsmitglied wie ein Lottogewinn. Ihre erhöhte Präsenz bedeutet, dass sie gefragter ist. Überall sieht sie Storys. Sie ist wie ein Magnet: Kontakte, Leitartikel fliegen ihr zu. Sie sitzt um neun Uhr an ihrem Schreibtisch und arbeitet bis zum frühen Abend. Diesmal vergeudet sie die Zeit nicht.
    Ihr Platz an dem großen, ovalen Tisch ist glänzend und weiß, ein siebzehn Zoll großer, matter, hochauflösender Bildschirm steht darauf, ein Telefon mit ihrem Namen, der deutlich auf der Durchwahl gekennzeichnet ist.
    Rupert bietet nicht mehr an, ihr Tee zu machen.
    Liebe Jennifer,
    entschuldige die verspätete Antwort. Bitte verzeih, wenn es für dich wie Zurückhaltung aussieht. Ich habe seit vielen Jahren kein Wort mehr zu Papier gebracht, es sei denn, Rechnungen waren zu bezahlen oder eine Beschwerde einzureichen. Ich glaube, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Seit Jahrzehnten habe ich nur durch die Wörter anderer Menschen gelebt; ich ordne sie um, archiviere sie, kopiere und stufe sie ein. Ich bewahre sie sicher auf. Vermutlich habe ich meine eigenen längst vergessen. Der Autor jener Briefe kommt mir wie ein Fremder vor.
    Du klingst so anders als die junge Frau, die ich im Regent Hotel gesehen habe. Trotzdem bist du im besten Sinne ganz offensichtlich noch immer dieselbe. Ich bin froh, dass es dir gut geht. Und ich bin froh, dass ich die Chance habe, dir das zu sagen. Ich würde dich gern fragen, ob wir uns treffen können, befürchte aber, dass
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