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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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war, der »Eine Handvoll Venus« veröffentlichen wollte. Es waren jedenfalls keine einfachen Zeiten für politische Visionen.
    Wir sollten also nicht vergessen – und »Eine Handvoll Venus« erinnert uns nachhaltig an diese Tatsache  –, dass das Golden Age neben all dem Kitsch, all den chauvinistischen Exzessen eine politische Kante hatte, die mindestens so scharf war wie alles, was später in der New Wave und noch später im Cyberpunk kommen sollte. Zur Zeit der New Wave, in den Sechzigern, war politische Provokation der Schlager der Woche – jeder, der irgendetwas gelten wollte, tat es –, und als in den Achtzigern der Cyberpunk kam, war sie aus der literarischen Landschaft nicht mehr wegzudenken. Im Amerika der frühen fünfziger Jahre jedoch sind Pohl und Kornbluth – gemeinsam mit Gold und Bradbury und vielen anderen – ein wirkliches Risiko eingegangen. Dafür verdienen sie unseren Respekt. Die Satire und Sozialkritik von »Eine Handvoll Venus« steht wie ein zeitloses Monument für die subversive Kraft der Science Fiction – wann immer und wo immer das Buch auch geschrieben wurde.
     
     
    Richard Morgan ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren der Gegenwart, der sich ebenƒalls intensiv mit politischen Themen auseinandersetzt. Zuletzt sind von ihm die Romane »Das Unsterblichkeitsprogramm«, »Profit« sowie »Skorpion« erschienen.

1
    An jenem Morgen ging ich, während ich mich anzog, in Gedanken noch mal die lange Liste von Statistiken, Ausreden und Übertreibungen durch, die man in meinem Bericht erwartete. In meiner Abteilung – PRODUCTION – hatte es in letzter Zeit eine ganze Reihe von Krankheitsfällen und Kündigungen gegeben, und die Arbeit lässt sich halt nicht erledigen, wenn keine Leute da sind. In der Chefetage allerdings würde das kaum als Entschuldigung akzeptiert werden.
    Ich rieb mein Gesicht mit Enthaarungscreme ein und spülte es anschließend unter dem kümmerlichen Rinnsal aus dem Frischwasserhahn ab. Das ist Verschwendung, klar, aber ich zahle schließlich Steuern, außerdem verträgt mein Gesicht kein Salzwasser. Bevor die letzten Stoppeln fortgespült waren, versiegte das Süßwasser. Ich fluchte vor mich hin und beendete meine Reinigungsprozedur mit Salzwasser. Das war in letzter Zeit häufiger vorgekommen; einige Leute machten Consie-Saboteure dafür verantwortlich. Überall in New York fanden Überfälle auf die Wasserversorgungsgesellschaft statt. Bisher war nichts Gutes dabei herausgekommen.
     
    Einen Augenblick lang fesselten mich die Nachrichten im TV über dem Rasierspiegel … die Ansprache des Präsidenten vom vergangenen Abend; ein kurzer Blick auf die Venusrakete, die gedrungen und silbern im Sand von Arizona kauerte; Aufstände in Panama … ich schaltete den Apparat ab, als das viertelstündliche Signal ertönte.
    Sah so aus, als würde ich mich mal wieder verspäten. Und das würde ganz bestimmt nicht die Laune des Chefs verbessern. Ich sparte fünf Minuten ein, indem ich das Hemd vom Vortag noch mal anzog, anstatt mir ein sauberes aus dem Schrank zu nehmen, und ließ meinen Frühstückssaft auf dem Tisch warm und klebrig werden. Aber ich verlor die fünf Minuten wieder, weil ich versuchte, Kathy anzurufen. Sie ging nicht ans Telefon, und ich würde zu spät ins Büro kommen. Glücklicherweise – und das war noch nie da gewesen! – verspätete sich auch Fowler Schocken.
    Bei uns im Büro ist es üblich, dass Fowler einmal die Woche fünfzehn Minuten vor dem regulären Arbeitsbeginn eine Chefsitzung abhält. So wird jeder von uns auf Trab gehalten, und für Fowler ist es weiter nicht unbequem. Er verbringt den Morgen ohnehin im Büro, und der beginnt für ihn mit Sonnenaufgang.
    Heute hatte ich allerdings noch Zeit genug, um die Berichte durchzusehen, die meine Assistentin auf den Schreibtisch gelegt hatte. Als Fowler Schocken mit einer höflichen Entschuldigung für seine Unpünktlichkeit hereinkam, saß ich so entspannt und sicher an meinem Platz am Ende des Tisches, wie es ein Gesellschafter von Fowler Schocken nur sein kann.
    »Guten Morgen«, psalmodierte Fowler, und wir elf gaben das übliche idiotische Gemurmel von uns. Er setzte sich nicht. Er blieb stehen und starrte uns eineinhalb Minuten väterlich an. Dann schaute er sich mit dem erstaunten Gesichtsausdruck eines Touristen in Xanadu langsam und aufmerksam im Raum um.
    »Ich habe über unser Konferenzzimmer nachgedacht«, sagte er, und wir alle blickten uns um. Der Raum ist
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