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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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adelt. Absolute Macht adelt absolut.«
    Es gibt eben eine Art von Weisheit, gegen die kein Kraut gewachsen ist …
    »Eine Handvoll Venus« ist insofern ein in vielerlei Hinsicht subversiver Text – nicht nur was das SF-Genre im engeren Sinne betrifft, sondern vor allem auch das politische Umfeld, in dem er entstanden ist. In seinem Zentrum steht zwar die klassische »Final frontier«-Geschichte (hier ist die Venus diese Grenze). Doch die Aufgabe unseres Helden ist es nicht, dorthin zu reisen und die Neue Welt zu zähmen  – seine Aufgabe ist es, einem Haufen Idioten den Traum von dieser Neuen Welt zu verkaufen (wobei er die höllischen Bedingungen, die auf der Venus herrschen und ein Leben dort praktisch unmöglich machen, wohlweislich verschweigt). Der Roman ist, wenn man so will, ein so zynischer wie effektiver Doppelschlag: eine Gerade ins Gesicht der damals aufkommenden Marketingindustrie und ein Konter in Richtung der Lügen, die sich Amerika vom »frontier life«, von der »Eroberung des Westens« bis heute erzählt. Wie Bradbury in »Fahrenheit 451« verwenden auch Frederik Pohl und Cyril M. Kornbluth eins zu eins jene sprachlichen und charakterlichen Verkrampfungen, die eine Gesellschaft offenbar benötigt, um sich über ihren eigenen Zustand – über das, was es bedeutet, »normal« zu sein – zu täuschen. Und so wie »Fahrenheit 451« liefert auch »Eine Handvoll Venus« einige erstaunlich luzide Annahmen darüber, wie die Zukunft – jetzt die Gegenwart – aussehen könnte.
    Natürlich lagen die beiden Autoren zuweilen völlig neben der Spur: Es gibt keine Städte auf dem Mond und keine Touristenburgen in der Antarktis (noch nicht jedenfalls), und wir reisen auch nicht in Raketen rund um den Globus, die so groß wie ein Kreuzfahrtschiff sind. Aber wenn Sie hier lesen, wie man vom Wohnzimmersessel aus bequem Golf oder Tennis spielt oder wie Hühnerfleisch auf wahrhaft industrielle Weise produziert wird – sollten Ihnen die Parallelen schmerzlich bewusst werden. Wenn Sie von den Obdachlosen lesen, die in den Eingängen jener Firmenhochhäuser schlafen, die Mitch Courtenay regelmäßig besucht, vom perfiden Marketing von »Brand Names«, von der Verwandlung ganzer Staaten in Rohstofflager (zum Beispiel »Indiastries«) – dann ahnen Sie, dass die Autoren sich die politischen Entwicklungen ihrer Zeit ganz genau angesehen haben, lange bevor die literarische Auseinandersetzung mit politischen Entwicklungen als »cool« deklariert wurde. Und wenn Sie von Sicherheitsfirmen lesen, die man wie eine Privatpolizei mieten kann, von Landstrichen in Südamerika, in denen Agrar-Konzerne eine Art Diktatur ausüben, und von den »Consies«, einer Organisation, die versucht, eine Gesellschaft vor dem Untergang zu bewahren und dafür von dieser Gesellschaft verachtet wird – dann kommen Sie wohl nicht daran vorbei, Pohl und Kornbluth zu ihrem klaren Blick auf die Zukunft zu gratulieren.
    Aber vor allem, wenn Sie das hier lesen:
    Seine eigene Traumwelt wurde von jedem einzelnen Wort, das ich gesagt hatte, torpediert. Mein Bericht war Blasphemie gegen den Gott des Verkaufs. Fowler Schocken konnte und konnte es nicht glauben, dass ich – mein wirkliches Ich – es glaubte. Wie konnte Mitchell Courtenay, Texter, vor ihm sitzen und so entsetzliche Dinge erzählen wie: Die Interessen von Produzenten und Konsumenten sind nicht identisch; die meisten Menschen auf der Welt sind unglücklich; Arbeiter finden nicht automatisch die für sie am besten geeignete Beschäftigung; Unternehmer halten die Regel »hart, aber fair« nicht ein; die Consies sind normal, intelligent und gut organisiert.
    … und sich vor Augen halten, dass dies 1952 in den USA geschrieben wurde, auf dem Höhepunkt der McCarthy-Umtriebe – nun, dann werden Sie wohl nicht nur vor der visionären Kraft der beiden Autoren den Hut ziehen, sondern auch vor ihrem Mut, eine solche Vision unter die Leute zu bringen. Es ist keine Überraschung, dass »Eine Handvoll Venus« zuerst in Galaxy veröffentlicht wurde, einem Science-Fiction-Magazin, von dessen Herausgeber Horace Gold Ray Bradbury sagte, er wäre »weitaus mutiger als viele andere seiner Zeit« gewesen. Gold veröffentlichte etwa zur selben Zeit Bradburys emblematische Anti-Zensur-Story »The Fireman«, aus der später »Fahrenheit 451« werden sollte, ja er war der einzige Herausgeber, der es überhaupt in Erwägung zog, diese Story zu veröffentlichen. Gut möglich, dass er auch der Einzige
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