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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche
Autoren: Jefferson Bass
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schon hier? Was ist mit meinen Händen?«
    »Mittwoch. Sie sind vor drei Tagen mit dem LifeStar-Rettungshubschrauber hergebracht worden. Sie haben Verbrennungen zweiten und dritten Grades an Händen und Armen, aber das heilt wieder. ›Der forensische Phönix‹, hat der News Sentinel Sie genannt. Ihr Freund, der Anwalt, hat gerade … der Universität eine Million Dollar gespendet, und dabei sind Sie nicht mal tot. Sie sind im Moment das Gesprächsthema.«
    »Möchten Sie es mir erzählen?«
    »Sind Sie bereit, es zu hören?«
    »Kommt ganz darauf an«, sagte ich. »Hat die Geschichte ein gutes oder ein trauriges Ende?«
    »Für Sie ein ziemlich gutes, in Anbetracht der Tatsachen. Aber nicht für alle. Warten Sie. Das soll Ihnen jemand anders erzählen.«
    Sie hängte das Klemmbrett wieder ans Fußende des Betts und huschte zur Tür hinaus. Jim O’Conner kam herein; er sah aus, als hätte er seit einer Woche die Uniform nicht gewechselt.
    »Morgen, Doc«, sagte er. »Echt schön, Sie zu sehen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Nicht schlecht, schätze ich, wenn man bedenkt, dass jemand mir die linke Hüfte zertrümmert und mir ein Loch in die Brust gebohrt hat.«
    »Sie sollten den anderen Kerl sehen«, sagte er.
    Den anderen Kerl. »Hamilton?« Er nickte. »Ich glaube, das habe ich«, sagte ich. »Vielleicht habe ich’s auch nur geträumt. Er brannte, und er flog über den Himmel wie ein Komet.« Ich lachte ein wenig über die absurde Vorstellung. Es tat sehr weh, also ließ ich es. »Was für ein Traum!«
    »Kommt der Wahrheit ziemlich nah. Ich bin gerade noch rechtzeitig aufgetaucht, um zu sehen, wie er Feuer fing.« O’Conners Miene war grimmig. »Er ist über Sie weggeflogen, weil ich auf ihn geschossen habe. Mit einer Zwölfkaliber. Auf ziemlich kurze Entfernung.« Er wandte den Blick ab, sah mich dann wieder an. »Die Verbrennungen hätte er nicht überlebt«, sagte er. »Ich hätte ihn eigentlich nicht erschießen müssen.«
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Denn wenn nicht, wäre er womöglich auf Miranda und mich gestürzt. Zum Teufel, er hätte auch lichterloh brennend auf uns runterspringen und uns mit in den Tod reißen können.«
    Er nickte langsam, und seine Miene entspannte sich ein wenig. »Fühlen Sie sich in der Lage, mir zu erzählen, was vor meinem Eintreffen passiert ist?«
    Ich erzählte ihm die Geschichte, so gut ich konnte. Ich fing mit dem Augenblick im Knochenlabor an, als ich die Übereinstimmung der verkohlten Stirnbeinhöhle mit Parnells Röntgenbild entdeckte – der Augenblick, in dem ich erkannte, dass Hamilton den Obdachlosen umgebracht hatte, um seinen eigenen Tod vorzutäuschen, während er so tat, als täuschte er seinen eigenen Tod mit Billy Ray Ledbetters Skelett vor. Und ich endete mit dem Augenblick, als Hamilton uns mit Benzin übergoss, dem Augenblick, als ich die Streichhölzer aus der Hemdtasche fischte und sie am Kellerboden anzündete.
    O’Conner schüttelte den Kopf. »Unglaublich«, sagte er. »Ein Kerl mit Streichhölzern überwältigt einen Kerl mit einer  .357 Magnum.«
    »Ich betrachte es als Sieg der Tugend über das Böse«, sagte ich, und er lächelte. »Wie kam es, dass Sie und Ihre Waffe gerade rechtzeitig dort waren?«
    »Miranda«, sagte er. »Sie rief mich auf dem Weg dorthin vom Auto aus an. Sagte, an der Brandstätte sei irgendetwas los, sie wisse nicht was, aber sie mache sich Sorgen.«
    Miranda . Sie war nicht im Zimmer gewesen, als ich das erste Mal aufgewacht war, erkannte ich jetzt, und das war beunruhigend. Ich erinnerte mich, dass ihr Kopf auf dem Boden aufgeschlagen und ihr Puls sehr schwach gewesen war, bevor die Welt in Flammen aufgegangen war. »Jim, erzählen Sie mir von Miranda«, sagte ich. »Ich habe Angst zu fragen, aber ich muss es wissen.«
    »Was müssen Sie wissen?«
    Die Stimme kam von der Tür, und bei ihrem Klang dachte ich, mein Herz würde bersten. Miranda! Ihr Kopf war in einen dicken Verband gehüllt, doch ihre Augen blitzten klar wie der junge Morgen.
    »Miranda«, flüsterte ich. »Gott, ich dachte, Sie wären tot. So, wie Ihr Kopf auf dem Boden aufgeknallt ist …«
    »Ich bin ziemlich dickköpfig«, sagte sie. »Das wissen Sie doch.«
    Jim O’Conner streckte die Hand aus, drückte mein Knie und verließ das Zimmer.
    Ich betrachtete Mirandas Kopf in dem Turban aus Verbandsmull. Sie hob die Hand, fasste behutsam an den Verband und posierte wie ein Model in einer altmodischen Haarspraywerbung. »Gefällt’s Ihnen?« Ich
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