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Eine geheimnisvolle Lady

Eine geheimnisvolle Lady

Titel: Eine geheimnisvolle Lady
Autoren: Anna Campbell
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positive Entwicklung.« Er hob ihr Kinn, und sie wünschte, er würde sie nicht dauernd berühren. Das hasste sie. »Sicher werden Sie mich nicht enttäuschen, Mrs. Carrick. Weder mich noch Ihren Vater.«
    »Mein Vater ist der einzige gute Mensch in diesem ganzen üblen Ränkespiel«, entgegnete sie verbittert.
    »Nur weil er nichts ahnt.« Geringschätzig lachte Burnley auf und ließ ihr Kinn los.
    Gewiss, das stimmte. Alles würde sie tun, um ihren Vater nicht zu beunruhigen. Deshalb war sie hier in London. Zumindest gehörte das zu ihren Gründen. Niemals hatte sie sich der Illusion hingegeben, sie würde altruistische Interessen verfolgen. Wie so viele Frauen versuchte sie, sich mit ihrem Körper Vorteile zu verschaffen. Nicht nur Lord Burnley besaß ein schwarzes Herz, auch sie selbst. Und es würde in einen noch dunkleren Abgrund versinken, wenn sie ihr Ziel erreichte.
    »Nun lasse ich Sie allein«, verkündete er mit seidenweicher Stimme. »Denken Sie über Ihre Fehler nach, und überlegen Sie, wie Sie solche Misserfolge in Zukunft vermeiden können.«
    Schwerfällig ging er zur Tür. Bald würde er einen Stock brauchen. Aber nicht einmal der würde ihm letzten Endes helfen. Was ihn erwartete, wusste er ebenso wie sie, und diese Erkenntnis hatte ihn zu seinem verrückten Spiel veranlasst.
    »Guten Abend, Mylord.« Aus reiner Gewohnheit knickste sie. Er drehte sich um und hob ironisch die Brauen. Offenbar las er ihre boshaften Gedanken. Schon immer hatte ihn die Tochter seines Gutsverwalters mit ihrem rebellischen Geist amüsiert.
    Nachdem er aus der Bibliothek gehinkt war, sank sie in einen Sessel. Blicklos starrte sie den kalten Kamin an. Was sollte sie tun? Wie konnte sie einen Mann verführen, den sie nicht reizte? Würde sie die Nervenkraft aufbringen, sich noch einmal darum zu bemühen? Angesichts des Gewinns, der auf dem Spiel stand, durfte sie den Mut nicht verlieren. Obwohl Feigheit sie drängte, dieses luxuriöse kleine Haus sofort zu verlassen und in den vertrauten Komfort ihres Heims zurückzukehren, zu ehrlicher Arbeit.
    Von trüben Gedanken gequält, hörte sie nicht, wie die Tür aufschwang. Erst als Laura ihre Schulter berührte, bemerkte sie die Ankunft der Freundin.
    »Er ist weg.« Keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Ja«, bestätigte Diana.
    Laura nahm ihr gegenüber Platz. »So ein elender Schurke! An deiner Stelle würde ich weglaufen, tausend Meilen weit.«
    Laura hasste den Marquess. Aus gutem Grund. Immerhin hatte er ihren Vater hängen und ihre Mutter deportieren lassen. Nur ein kleines dunkeläugiges Mädchen war von der Zigeunerfamilie übrig geblieben. Ausnahmsweise hatte sich Dianas Vater gegen seinen Arbeitgeber gestellt und ihn daran gehindert, das achtjährige Kind zur Bettelei auf der Straße zu verdammen. Stattdessen adoptierte John Dean das Waisenmädchen und zog es groß.
    Jetzt verwalteten Diana und ihr Vater Cranston Abbey, und Laura führte ihren Haushalt.
    Warum der Marquess darauf bestanden hatte, dass Laura ihre Adoptivschwester nach London begleitete, wusste Diana nicht genau. Vielleicht, weil der Schein gewahrt werden sollte, obwohl dieses kleine Haus für jedermann ein Geheimnis blieb. Nur ein paar vertrauenswürdige Dienstboten, die Burnley notwendigerweise engagiert hatte, waren eingeweiht.
    »Was ich zu gewinnen habe, weißt du.« Nicht nur der Freundin, auch sich selbst redete Diana dieses Argument immer wieder ein, seit Lord Burnley ihr vor ein paar Wochen sein Angebot gemacht hatte.
    Aber Lauras Miene erhellte sich nicht. »Ja, du wirst die Herrin von Cranston Abbey. Sobald dein Ehemann seinem Schöpfer gegenübertritt.«
    Oder wenn er in der Hölle landet, wie er es verdient.
    Von Anfang an hatte Laura den Plan missbilligt. Vergeblich hatte Diana ihr zu erklären versucht, der Lohn würde die Schmach rechtfertigen. Cranston Abbey war eine großzügige Entschädigung für ein paar unangenehme Wochen im Bett eines Wüstlings.
    Diana konnte es kaum erwarten, auf dem Landgut die Zügel zu übernehmen. Sie würde all die Verbesserungen einführen, die Burnley ablehnte. Sicher wäre sie eine Närrin, wenn sie nicht annahm, was das Schicksal ihr bot.
    Inständig betete sie um eine günstige Fügung. Ob sie Cranston Abbey besitzen und ihrem Vater einen angenehmen Lebensabend ermöglichen würde, hing von einem unkalkulierbaren Faktor ab. Würde ihr leerer Schoß Tarquin Vales Kind empfangen?

3
    Ashcroft nippte an seinem Champagner. Die kalten Bläschen
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