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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle
Autoren: Sara Paretsky
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Aber ich weiß auch nicht, was sie von dem Geschnarche Ihres Kumpels hält - mir würde das den Appetit verderben.« »Sie frisst doch gar nicht«, fing er an, aber dann ging ihm ein Licht auf. »Oh. Hab verstanden. )a, ich bring ihn ins Schlafzimmer. Aber ich will nicht, dass Sie zuschauen, während ich das mache.«
    Ich verzog das Gesicht. »Darauf kann ich verzichten.« Ich hatte nicht das Gefühl, ich könne den Anblick dessen verkraften, was unterhalb der schmierigen Brusthaarfransen liegen mochte.
    Als ich wieder in meiner Wohnung war, fühlte ich mich plötzlich zu müde zum Kaffeekochen, ganz zu schweigen davon, Mr. Contreras die Ängste des werdenden Vaters zu nehmen. Ich zog das blutige Laken vom Bett, trat mir die Laufschuhe von den Füßen und legte mich hin.
    Es war fast neun, als ich wieder aufwachte. Bis auf das Gezwitscher der Vögel, die erpicht darauf waren, Peppy bei der Mutterschaft Gesellschaft zu leisten, war die Welt jenseits meiner Wände still, eine der seltenen Aufwallungen des Schweigens, die dem Stadtbewohner ein Gefühl des Friedens vermitteln. Ich genoss es, bis kreischende Bremsen und wütendes Hupen den Bann brachen. Zorniges Geschrei - wieder einmal ein Zusammenstoß auf der Racine Avenue.
    Ich stand auf und ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Als ich vor fünf Jahren hierhergezogen war, war das ein ruhiges Arbeiterviertel gewesen - was hieß, dass ich es mir leisten konnte. Jetzt war es von der Sanierungswelle erfasst worden. Während sich die Wohnungspreise verdreifachten, vervierfachte sich der Verkehr, weil adrette Läden aus dem Boden sprossen, um die anspruchsvollen Gelüste der Schickeria zu befriedigen. Ich hoffte bloß, ein BMW sei gerammt worden, nicht mein geliebter Pontiac. Ich ließ mein Fitnessprogramm ausfallen - heute Morgen hatte ich ohnehin keine Zeit zum Laufen. Gewissenhaft legte ich einen BH an, zog mir wieder die abgeschnittenen Jeans und das Sweatshirt über und kehrte auf die Entbindungsstation zurück.
    Mr. Contreras war schneller an der Tür, als ich erwartet hatte. Bei seinem besorgten Gesicht fragte ich mich, ob ich nicht gleich Autoschlüssel und Führerschein holen sollte.
    »Peppy hat gar nichts gemacht, Engelchen. Ich weiß einfach nicht - ich hab beim Tierarzt angerufen, aber der Doktor kommt samstags erst um zehn, und sie haben mir gesagt, es ist kein Notfall, da dürfen sie mir seine Privatnummer nicht geben. Meinen Sie nicht, Sie sollten dort anrufen und rauskriegen, ob Sie die dazu zwingen können?«
    Ich grinste heimlich. Was für ein Zugeständnis, wenn der alte Mann meinte, das sei eine Lage, mit der ich besser zurechtkäme als er. »Ich will sie erst mal anschauen.«
    Als wir durch das Esszimmer in den Flur gingen, hör te ich durch die Schlafzimmertür Krugers Schnarchen.
    »War es schwierig, ihn zu verlegen?« Falls sich die Hündin gestört fühlte, war sie vielleicht zu aufgeregt für einen unkomplizierten Wurf.
    »Ich habe immer nur an die Prinzessin gedacht, falls Sie das meinen. Ich will keine Kritik von Ihnen hören; das hilft mir im Augenblick auch nicht.«
    Ich schluckte herunter, was mir auf der Zunge lag, und folgte ihm ins Wohnzimmer. Die Hündin lag fast noch genauso da wie vorhin, als ich nach oben gegangen war, aber nun sah ich eine dunkle Lache, die sich um ihren Schwanz herum ausbreitete. Ich hoffte, das sei ein gutes Zeichen. Peppy sah, dass ich sie beobachtete, zeigte aber keine Regung. Sie zog nun den Kopf ein und fing an, sich zu lecken.
    War alles in Ordnung? Es war schön und gut, einem zu erzählen, man solle sich nicht einmischen, aber was war, wenn wir sie verbluten ließen, weil wir nicht merkten, dass sie in Gefahr war?
    »Was meinen Sie?« In Mr. Contreras' ängstlich gestellter Frage spiegelten sich meine Sorgen.
    »Ich glaube, ich weiß gar nichts darüber, wie man Welpen zur Welt bringt. Jetzt ist es zwanzig vor zehn. Warten wir, bis der Tierarzt in die Praxis kommt - i ch hole auf alle Fälle die Auto schlüssel.«
    Wir hatten eben beschlossen, Peppy ein Lager im Auto zu machen, um sie sicher in die Tierklinik zu bringen, als der erste Welpe herauskam - glatt wie Seide. Peppy stürzte sich sofort darauf, leckte das Junge ab und legte es mit Hilfe ihrer Schnauze und Vorderpfoten neben sich. Es war elf, als das nächste auftauchte, aber dann kamen sie in etwa halbstündigen Abständen. Ich fragte mich, ob sie die Prophezeiung des Tierarztes erfüllen und ein Dutzend bekommen würde. Aber gegen drei Uhr, als
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